Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
Schweißes rann zwischen ihren Brüsten herab. Wenn sie zu spät kamen…
    Ulicia sprang aus der Koje.
    »Das Schiff muß wenden!« kreischte sie und warf die Tür auf. »Wenden, und zwar sofort!«
    Im Korridor war niemand. Sie sprang schreiend die Kajütstreppe hinauf. Die anderen rannten ihr hinterher, trommelten gegen Kabinentüren. Mit den Türen gab Ulicia sich gar nicht erst ab. Der Steuermann war es, der das Schiff lenkte und die Matrosen in die Takelage schickte.
    Ulicia wuchtete den Lukendeckel hoch, und trübes Licht schlug ihr entgegen. Die Dämmerung war noch nicht angebrochen. Bleierne Wolken rasten über dem dunkel brodelnden Kessel des Meeres dahin. Leuchtende Gischt schäumte jenseits der Reling, als das Schiff eine gewaltige Woge hinabglitt, so daß es schien, als stürzten sie in einen tintenschwarzen Abgrund. Die anderen Schwestern kletterten hinter ihr aus der Luke auf das gischtumtoste Deck.
    »Wendet das Schiff!« schrie sie den barfüßigen Matrosen zu, die sich in stummer Überraschung zu ihr umdrehten.
    Ulicia stieß knurrend einen Fluch aus und rannte nach achtern, zum Ruder. Die fünf Schwestern folgten ihr auf den Fersen. Mit den Händen nach dem Kragen seiner Jacke greifend, reckte der Steuermann seinen Hals und wollte sehen, was los war. Der Schein einer Laterne drang durch die Öffnung zu seinen Füßen, und man sah die Gesichter der vier Männer, die das Ruder bemannten. Matrosen scharten sich um den Steuermann, standen da und glotzten die sechs Frauen an.
    Ulicia keuchte, rang nach Luft. »Was ist, haltet keine Maulaffen feil, ihr Idioten! Habt ihr nicht gehört? Ich sagte, wendet das Schiff!«
    Plötzlich konnte sie sich den Grund für die starren Blicke erklären: die sechs waren nackt. Merissa trat neben sie, aufrecht und entzückt, als trüge sie ein Kleid, das sie vom Hals bis zu den Planken verhüllte.
    Einer der lüstern dreinblickenden Matrosen meinte, während sein Blick die jüngere der beiden Frauen von oben bis unten taxierte: »Schau an, schau an. Sieht aus, als wären die feinen Damen zum Spielen rausgekommen.«
    Merissa, kühl und unnahbar, betrachtete sein lüsternes Feixen mit unerschütterlicher Autorität. »Was mein ist, gehört mir und niemandem sonst, nicht mal zum Anschauen, es sei denn, ich will es so. Nimm sofort deine Augen von meinem Körper, oder man wird sie dir nehmen.«
    Hätte der Mann die Gabe besessen und meisterhaft beherrscht wie Merissa, er hätte spüren können, wie die Luft um Merissa vor Kraft unheilverkündend knisterte. Diese Männer kannten sie nur als reiche Adelige, die eine Überfahrt zu fremden und fernen Orten bezahlten. Sie wußten nicht, wer oder was diese sechs Frauen wirklich waren. Captain Blake kannte sie als Schwestern des Lichts, Ulicia hatte ihm jedoch befohlen, dieses Wissen seinen Männern vorzuenthalten.
    Der Mann verhöhnte Merissa mit einem lüsternen Ausdruck im Gesicht und obszönen Stößen seines Beckens. »Nicht so hochmütig, Weib. Du wärst nicht in diesem Zustand nach draußen gekommen, hättest du nicht dasselbe im Sinn wie wir.«
    Die Luft um Merissa knisterte. Im Schritt der Hose des Mannes breitete sich ein Blutfleck aus. Brüllend hob er den Kopf, sein Blick war wild. Licht blitzte über die Klinge, als er das lange Messer aus dem Gürtel riß. Einen Racheschwur schreiend, taumelte er in mörderischer Absicht vor.
    Ein grausames Lächeln spielte um Merissas volle Lippen. »Du dreckiger Abschaum«, sagte sie leise bei sich. »Ich schicke dich in die kalten Arme meines Meisters.«
    Sein Fleisch zerplatzte wie eine faulige Melone, der man mit einem Stock einen Schlag versetzt. Eine Erschütterung der Luft, hervorgerufen von der Kraft der Gabe, warf ihn über die Reling. Eine Blutspur zeichnete den Flug seiner Leiche quer über die Planken nach. Die anderen Männer, nahezu ein Dutzend, standen mit aufgerissenen Augen da, zu Statuen erstarrt.
    »Ihr werdet uns nur in die Gesichter sehen«, stieß Merissa hervor, »und nirgendwohin sonst.«
    Die Männer nickten, zu entsetzt, um ihr Einverständnis in Worten auszudrücken. Der Blick eines Mannes zuckte gegen seinen Willen an ihrem Körper herab, als hätte ihr Aussprechen des Tabus das Verlangen, sie anzusehen, übermächtig gemacht. Vor Entsetzen zusammenhanglos stammelnd, begann er sich zu entschuldigen, doch eine konzentrierte Linie aus Kraft, scharf wie eine Streitaxt, schnitt ihm durch beide Augen. Taumelnd ging er wie der erste über die Reling.
    »Merissa«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher