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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5
Autoren: Terry Goodkind
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dahintergekommen war, daß sie sich mit einer gebratenen Ente davongemacht hatte, ohne zu fragen.«
    Die Aussicht, eine Geschichte über eine Ungezogenheit von Kahlan zu hören, brachte Richard zum Schmunzeln. »Hat Euch das nicht zu denken gegeben, einen Konfessor, und sei es einen jungen, zu bestrafen?«
    »Ach was«, meinte sie spöttisch. »Hätte ich sie verwöhnt, hätte mich ihre Mutter rausgeworfen. Man erwartete von uns, daß wir sie respektvoll, aber gerecht behandelten.«
    »Hat sie geweint?« wollte er wissen, bevor er ein großes Stück Brot abbiß. Es war köstlich – grob gemahlener Weizen mit einem Hauch Sirup.
    »Nein. Sie wirkte überrascht. Sie war überzeugt, nichts Unrechtes getan zu haben, und wollte es mir erklären. Offenbar hatte eine Frau mit zwei kleinen Kindern ungefähr in Kahlans Alter draußen vor dem Palast auf einen leichtgläubigen Menschen gewartet. Als Kahlan zur Burg der Zauberer aufbrach, trat die Frau mit einer traurigen Geschichte an sie heran und erzählte ihr, sie brauche Gold, um ihren Kleinen etwas zu essen zu geben. Kahlan sagte ihr, sie solle warten. Dann brachte sie ihr meine gebratene Ente, denn sie war zu dem Schluß gekommen, daß es Essen war, was die Frau brauchte, kein Gold. Kahlan setzte die Kinder auf den Boden«, mit ihrer bandagierten Hand zeigte sie nach links, »ungefähr dort drüben, und gab ihnen die Ente zu essen. Die Frau war außer sich und wurde laut. Sie beschuldigte Kahlan, eigennützig mit all dem Gold des Palastes umzugehen.
    Während Kahlan mir diese Geschichte erzählte, kam eine Patrouille der Palastwache in die Küche, die Frau und ihre beiden Kleinen im Schlepptau. Offenbar war die Wache hinzugekommen, als die Frau über Kahlan herzog. Ungefähr in diesem Augenblick erschien Kahlans Mutter in der Küche und wollte wissen, was los sei. Kahlan erzählte ihre Geschichte, und die Frau brach zusammen, weil sie sich im Gewahrsam der Palastwache befand, und schlimmer noch, weil sie sich plötzlich der Mutter Konfessor persönlich gegenübersah.
    Kahlans Mutter hörte sich ihre Geschichte an und die der Frau, dann erklärte sie Kahlan, daß man die Verantwortung für einen Menschen übernahm, wenn man sich dazu entschloß, ihm zu helfen, und daß man die Pflicht hatte, diese Hilfe so lange weiterzuführen, bis der Betreffende wieder auf eigenen Füßen stand. Den nächsten Tag verbrachte Kahlan auf der Königsstraße. Die Palastwache schleppte die Frau hinter ihr her, während sie von einem Ort zum anderen lief und jemanden suchte, der Hilfe brauchte. Viel Glück hatte sie nicht damit – alle wußten, daß die Frau eine Trinkerin war.
    Ich fühlte mich schuldig, weil ich Kahlan einen Klaps gegeben hatte, ohne mir ihre Gründe anzuhören, weshalb sie meine gebratene Ente gestohlen hatte. Ich hatte eine Freundin damals, eine strenge Frau, die Aufsicht über die Köche in einem der Paläste hatte. Als Kahlan die Frau wieder zurückbrachte, lief ich also rasch zu ihr und bat sie, die Frau in ihre Dienste aufzunehmen. Ich habe Kahlan nie davon erzählt. Die Frau arbeitete eine ganze Weile dort, kam aber nie wieder in die Nähe des Palastes der Konfessoren. Ihr Jüngster wuchs heran und ging zur Palastwache. Vergangenen Sommer wurde er bei der Eroberung Aydindrils durch die D’Haraner verwundet und starb eine Woche darauf.«
    Auch Richard hatte gegen D’Hara gekämpft und am Ende seinen Herrscher, Darken Rahl, getötet. Auch wenn er nach wie vor ein gewisses Bedauern verspürte, daß dieser üble Mann ihn gezeugt hatte, er fühlte sich nicht mehr schuldig, dessen Sohn zu sein. Ihm war klar, die Verbrechen des Vaters gingen nicht einfach auf den Sohn über, und ganz gewiß war es nicht der Fehler seiner Mutter, daß Darken Rahl sie vergewaltigt hatte. Sein Stiefvater liebte Richards Mutter deswegen nicht weniger, und auch Richard gegenüber zeigte er sich nicht weniger liebevoll, nur weil dieser nicht sein eigenes Blut war. Richard hätte seinen Stiefvater auch nicht weniger geliebt, hätte er gewußt, daß George Cypher nicht sein richtiger Vater war.
    Richard war ebenfalls ein Zauberer, das wußte er inzwischen. Die Gabe, die Kraft der Magie in seinem Innern, genannt Han, war über zwei Geschlechter von Zauberern an ihn weitergegeben worden: über Zedd, seinen Großvater mütterlicherseits, und über Darken Rahl, seinen Vater. Diese Kombination hatte in ihm eine Magie hervorgebracht, wie sie seit Jahrtausenden kein Zauberer mehr besessen hatte –
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