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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze
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anderen Seite. Doch obwohl ihre nördlichen Lehenslande und Burgen verloren waren, lebte Anglins Blutslinie fort: in seinem Urgroßneffen Kellick Eddon, dessen Tapferkeit im Kampf gegen das Elbenvolk jetzt schon Legende war. Als die angrenzenden »Neun« sich zusammenschlossen und dem neuen König von Südmark Gefolgschaft schworen (nicht zuletzt um des Schutzes vor den raubgierigen Grauen Scharen willen, die im Chaos nach dem Krieg gegen die Qar neu erstarkten), war der König der Markenlande wieder der mächtigste Herrscher im Norden Eions.

    Die Gegenwart aus persönlicher Sicht des Finn Teodoras
und ohne Berufung auf den seligen Magister Clemon von Anverrin
    Heute, im Jahr 1316 des Trigon, dreihundert Jahre nach Kaltgraumoor und zwei Jahrhunderte nach dem Verlust der nördlichen Markenlande und der Erschaffung des Nebelwalls, hat sich der Norden kaum verändert. Die Schattengrenze ist geblieben und markiert aufs wirksamste das Ende der bekannten Welt — selbst Schiffe, die in nördlichen Gewässern vom Kurs abkommen, kehren kaum je zurück. Südmark aber wurde von da an im Volksmund auch Shadowmarch oder Schattenmark genannt, und dieser Name hat sich hartnäckig gehalten.
    Syan hat die Macht über sein einstiges Imperium fast völlig eingebüßt und ist jetzt nur noch das einflußreichste unter mehreren großen Königreichen im Herzland Eions, aber es gibt andere Bedrohungen. Die Macht des Autarchen, des Gottkönigs von Xis auf dem südlichen Kontinent, wächst beständig. Zum ersten Mal seit beinahe tausend Jahren kontrollieren die Xander Teile des nördlichen Kontinents. Viele Länder an den südlichsten Küsten Eions zollen dem Autarchen bereits Tribut oder werden von Herrschern regiert, die seine Marionetten sind.
    Das ruhmreiche Haus Eddon herrscht bis heute in Südmark, und unser Markenkönigreich ist die einzig echte Macht im Norden — Brenland und Settland sind, wie allgemein bekannt, kleine, bäuerliche, in sich gekehrte Länder —, doch die Nachfahren des großen Markenkönigs und ihre treuen Gefolgsleute erfüllt bereits die Sorge, wie weit der Arm des Autarchen noch nach Eion hineinlangen und welches Unheil das für uns bedeuten wird — wie das unselige Schicksal unseres geliebten Monarchen, König Olin, zeigt. Wir können nur beten, daß er unversehrt zu uns zurückkehrt.
    Dies ist meine Chronik, auf Euer Geheiß verfaßt, Herr. Ich hoffe, Ihr seid zufrieden.
    (unterzeichnet) Finn Teodorus
Gelehrter und getreuer Untertan Seiner Majestät Olin Eddon

Vorspiel
    Komm, Träumer, komm fort. Bald wirst du Zeuge von Dingen werden, die nur Schläfer und Zauberkundige sehen. Besteige den Wind und laß dich von ihm tragen — ja, er ist ein schnelles und furchterregendes Roß, aber vor dir liegen Meilen und Abermeilen, und die Nacht ist kurz.
    Höher als ein Vogel fliegst du dahin, über die dürren Lande des südlichen Kontinents Xand, über den gewaltigen Tempelpalast des Autarchen, der sich Meile um Meile die steinernen Kanäle des großen Xis entlang zieht. Du hältst nicht inne — nicht sterblichen Königen gilt heute dein Interesse, nicht einmal dem mächtigsten von allen. Du fliegst vielmehr über den Ozean zum nördlichen Kontinent Eion, über das zeitlose Hierosol, einst Zentrum der Welt, jetzt aber Spielzeug von Räubern und Kriegsherren, doch auch hier säumst du nicht. Du willst weiter, saust über Fürstentümer hinweg, die bereits den Legionen des Autarchen tributpflichtig sind, und über andere, die es noch nicht sind, aber bald sein werden.
    Jenseits der himmelhohen Berge, die den Südteil Eions vom Rest abgrenzen, jenseits der weglosen Wälder nördlich der Berge, erreichst du die grünen Lande der Freien Königreiche und schwingst dich tief über Felder und Fluren, über das blühende Herzland des mächtigen Syan (das einst noch viel mächtiger war), über weite Äcker und vielbereiste Straßen, über den bröckelnden Stein alter Adelssitze und weiter bis in die Marken, die an das graue Land jenseits der Schattengrenze stoßen und die nördlichsten noch von Menschen bewohnten Gefilde sind.
    An der Schwelle zu jenen verlorenen, nicht zur Menschenwelt gehörigen Regionen des Nordens, im Königreich Südmark, steht hoch über einer weiten Bucht eine alte Burg, eine Feste, ringsum geschützt von Wasser, so würdevoll und schweigend wie eine Königin, die ihren königlichen Gemahl überlebt hat. Sie ist von prächtigen Türmen gekrönt, und die Dächer der niedrigeren Gebäude bilden ihren
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