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Die Grabräuber

Die Grabräuber

Titel: Die Grabräuber
Autoren: Jason Dark
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weiß nichts davon.«
    »Sie verleihen Geld«, mischte ich mich ein.
    »Unter anderem.«
    »Und Sie nehmen Zinsen.«
    Stern hob die Schultern. »Das macht jede Bank. Ich sehe darin nichts Ehrenrühriges.«
    »Das ist es auch nicht. Aber Ihre Zinsen sind sicherlich höher als die einer normalen Bank.«
    »Unwesentlich«, gab Stern zu und begann zu jammern. »Ich habe Auslagen, muss mir selbst das Geld leihen, es vorstrecken…«
    Scharf winkte ich ab. »Hören Sie mit dem Gejammere auf, Mensch. Das glaubt Ihnen keiner.« Ich musste mich zusammenreißen, um nicht aus der Rolle zu fallen. Wenn es Typen gab, die bei mir ganz unten lagen, dann gehörten diese Geldvermittler dazu. Die machten aus der Not der Menschen ihre Geschäfte, und sie brachten die meisten Kunden lebenslang durch ihre Wahnsinnszinsen in Abhängigkeit. So mancher Kunde hatte aus diesen und ähnlichen Gründen schon Selbstmord begangen.
    David Stern schien meine Gedanken zu ahnen. Er trat einen Schritt zurück »Wenn Sie mich angreifen, Mister, dann…«
    Ich schüttelte den Kopf »Nein, Mr. Stern, an Ihnen mache ich mir meine Hände nicht schmutzig. Lassen wir das Thema. Sie verleihen ja nicht nur Geld. Wie verdienen Sie sonst noch?«
    Von dem »Kaufmann« selbst bekam ich keine Antwort. Die gab mir der Fahrer. »Er ist ein Hehler, Sir.«
    »Beweisen Sie es!« schrie Stern. »Sie kaufen also Sachen auf«
    Stern schaute mich wieder an. Auf seiner Stirn sah ich Schweißtropfen.
    »Ja, ich kaufe sie an, und das ist nicht verboten.«
    »Bestimmt nicht. Nur wenn die Dinge aus einem Einbruch oder sonst woher stammen, sieht die Sachlage anders aus. Aber damit haben Sie ja nichts zu tun.«
    »Sie sagen es.«
    »Und er?« Ich deutete auf den Toten »In welch einer Beziehung standen Sie zu Wan?«
    »Ich spielte mit ihm Karten.«
    »Sonst hatten Sie nichts mit ihm zu tun?«
    »Nein.«
    Das wollte ich nicht glauben. Vielleicht wussten die Streifenbeamten mehr. Sie kannten sich in Soho schließlich aus, und ihnen waren sicherlich einige der Bewohner namentlich bekannt. »Wie ist es mit dem Toten? Haben Sie ihn schon zuvor gesehen?«
    Diesmal gab der zweite Beamte die Antwort. Er hob die Schultern »Es ist möglich, Sir. Die Chinesen sehen alle gleich aus. Wenigstens für mich.«
    »Das sagen Sie mal einem Chinesen«, erwiderte ich und dachte dabei an Suko.
    Stern wusste bestimmt mehr. Deshalb wandte ich mich an ihn. »Sagen Sie mir, welchen Beruf er ausübte?«
    »Wan machte Geschäfte.«
    »Solche wie Sie?«
    »Nein. Er war Importeur.«
    »Ist auch ein weiter Begriff. Was importierte er denn?«
    »Alles.«
    Ich wurde sauer. »Reden Sie vernünftig! Es gibt keine Leute, die alles importieren.«
    »Er brachte viel aus China und belieferte die Lokale im Chinesenviertel.«
    »Aus Nationalchina oder…«
    »Nein, aus Rotchina. Mindestens dreimal im Jahr fuhr er nach drüben. Er hatte gute Geschäftskontakte.«
    »Kümmerte er sich nur um Lebensmittel?«
    »Soviel ich weiß, ja.«
    David Stern log. Ich sah es seinem Gesicht an. Doch ich konnte ihm das Gegenteil nicht beweisen. Zudem musste er einen Grund für seine Lügengeschichte gehabt haben. Vielleicht steckte er selbst in diesen dubiosen China-Geschäften mit beiden Beinen tief drin, aber das waren Spekulationen, und die Wahrheit würde mir ein Mann und gleichzeitig ein ausgekochtes Schlitzohr wie David Stern wohl kaum sagen. Er lächelte sogar hinterlistig, als er meinen Blick auf sich gerichtet sah.
    »Sie merken, Oberinspektor, dass ich völlig unschuldig bin. Ich habe keine Erklärung für den Mord.«
    Ich glaubte es ihm zwar nicht, musste es vorerst einmal hingestellt sein lassen.
    Der dritte im Bunde der Pokerspieler war noch immer bewusstlos. Er sah aus wie ein kleiner Soho-Ganove. Ich deutete auf ihn.
    »Über seine Geschäfte wissen Sie bestimmt auch nicht Bescheid, oder?«
    »Nein.«
    »Aber ich«, meldete sich der Fahrer. »Das ist Mickey. Man nennt ihn Wohltäter.«
    »Wie das?«
    »Weil er sich um junge Mädchen kümmert.«
    Ich verstand. »Die anschließend für ihn arbeiten So ist es doch, nicht wahr?«
    Der Beamte hob die Schultern »Das nehmen wir an. Bisher hat noch jede geschwiegen.«
    »Also ein Zuhälter!« stellte ich richtig. »Na ja.« Ich nickte. »Da haben wir ja einige beisammen.«
    »Und nur Wan hat es erwischt!« sagte der Fahrer.
    Etwas lenkte uns ab. Der dritte Polizist mit Namen Linc kehrte wieder aus dem Reich der Bewusstlosigkeit zurück. Ich half ihm dabei, auf die Beine zu
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