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Die goldene Pyramide

Die goldene Pyramide

Titel: Die goldene Pyramide
Autoren: E. C. Tubb
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hier. Er wirkt ungefähr so wie auf der Erde Kokain. Eine Zigarette regt die Leute zunächst mächtig an, aber die ermunternde Wirkung hält nicht vor, und die Sucht läßt sie nach dem ersten Fall nicht mehr los. Zu allem sind sie bereit, um sich Zigaretten zu verschaffen. Ich habe es erlebt …“ Er schluckte schwer, seine grauen Augen starrten plötzlich ins Leere, und Scrivner beeilte sich, die Schalen mit dem dünnen grünen Wein zu füllen.



„Trink aus!“ ermunterte er. „Trinke nur, dann vergißt du al les.“ Prustend griff Thorn nach dem Krug.
    „Auf uns!“ rief er. „Auf Scrivner, auf Thorn, auf Bronson, den Verstorbenen, und auf …“ Er machte eine Pause und sah den Fremden an.
    „Mein Name ist Fenshaw, Professor Fenshaw vom Institut für Erforschung des Weltalls.“ Der Fremde lächelte und griff nach seiner gefüllten Weinschale. „Haben Sie schon etwas von mir gehört?“
    „Das könnte wohl sein“, erwiderte Thorn langsam, während er den Mann mit ganz neuem Interesse musterte.
    Fenshaw war nicht mehr jung. Auf dem Mars war er gewesen, und ebenso in der Zweilichtzone des Merkur. Ein Jahr hatte er auf dem Kalixt verbracht, und fast wäre er in den Eiswüsten des Titan erfroren. Man behauptete, sogar auf dem fernen Pluto sei er ganz kurz einmal gewesen.
    Thorn hätte von ihm gehört, war sogar einmal im gleichen Schiff mit ihm geflogen, ehe mißverstandener Ehrgeiz ihn so weit gebracht hatte, daß er auf der Venus desertierte und sich den Reihen der verkommenen, haltlosen Männer anschloß, die an den Küsten des weiten Weltraumes langsam zugrundegingen. Interessiert musterte er den Mann und fragte:
    „Sie kommen von der Erde?“
    „Knapp zwei Monate war ich in der alten Heimat. Ich mußte mich ein bißchen mit den Funden beschäftigen, die de Matrie mit seiner Expedition im vorigen Jahr vom Mars mitgebracht hat. Die Venus ist so ganz anders als der Mars.
    Es wäre durchaus möglich, daß wir beim Durchforschen und Betrachten der Venus die Lücken in der Erkenntnis unserer eigenen Geschichte und Kultur finden. Der Mars kann uns wenig lehren, dazu ist er viel zu alt, und von ihm können wir nichts anderes erfahren, als daß sogar eine ganze Welt sterben kann. Aber auf der Venus ist das ganz anders.“
    Scrivner starrte die beiden an. Er rülpste hörbar, schwankte ein bißchen auf seinem Stuhl, und Thorn bemerkte deutlich, daß sein kleiner Kamerad nahezu betrunken war.
    „Ich habe sehr wohl gehört, was Sie da gesagt haben!“ Scrivner griff nach dem Weinkrug. „Von mir aus können Sie den ganzen Planeten haben. Gestohlen kann er mir bleiben. Alles können Sie haben: die wimmelnden Käfer, die Hydra-Pflanzen, die Parasitenpilze, das knochenfressende Fieber. Das alles und noch viel mehr. Ich will endlich zur Erde zurück. Heimfahren will ich, am Strand der blauen See liegen und zuschauen, wie die Sonne hinter weiten grünen Feldern untergeht. Ich will nach Hause.“
    Fenshaw zündete sich die Pfeife an und starrte nachdenklich auf die zusammengesunkene Gestalt Scrivners.
    „Wenn er sich gar so schrecklich nach der Erde zurücksehnt, warum fährt er dann nicht heim? Wenn mir so zumute wäre wie ihm, dann täte ich das ganz bestimmt.“
    „Ganz so einfach liegen die Dinge nicht“, erklärte Thorn. „Es handelt sich im wesentlichen um die Kleinigkeit des Fahrgeldes. Das besitzt er nämlich nicht. Ich habe es auch nicht. Nicht jeder, der Heimweh hat, kann zur Erde zurückfahren.“
    Mit einem Schluck trank Thorn seinen Wein. Und als er sei ne Schale absetzte, bemerkte er, daß eine seltsame Stille in der sonst stets – so lärmenden Kneipe eintrat.
    Er drehte sich um und blickte zur Tür.
    In der niedrigen Tür stand ein Mädchen.
    Sie war hochgewachsen. Ihre Augen blickten groß und klug. Dichtes blondes Haar fiel in Wellen auf den Nacken hinunter.
    Sie trug ein Khakihemd und Hosen aus dem gleichen Stoff und kniehohe Stiefel. Ein breiter Gürtel war um ihre Taille geschnallt, daran hing ein Überschallrevolver, und von ihrem rechten Handgelenk baumelte eine kurze Peitsche herab. Einen Augenblick lang stand sie unbeweglich in der Tür. Dann plötzlich war der Bann gebrochen, und die verblüfften Männer machten anzügliche Bemerkungen.
    Thorn sprang auf, den leeren Weinkrug in der Hand.
    „Ist sie verrückt? Hat sie denn keine Ahnung, was ihr hier drinnen bevorsteht?“
    „Beruhigen Sie sich schon!“ Ungerührt paffte Fenshaw seine Pfeife. „Ihr passiert bestimmt
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