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Die goldene Galeere

Die goldene Galeere

Titel: Die goldene Galeere
Autoren: Ernst Vlcek
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Bitterwolfs. Das muss ein Omen gewesen sein, das deine Zieheltern richtig erkannt haben. Glaubten sie auch, dass du der Sohn des Kometen bist?«
    Mythor wurde nachdenklich. »Curos und Entrinna hatten immer eine große Scheu vor mir und eine Ehrfurcht, die mir unangenehm war und die ich mir nicht erklären konnte. Erst vor ihrem tragischen Tod haben sie mich darüber aufgeklärt, dass ich gar kein Marn bin. Aber ich kann nicht genau sagen, ob sie die Legende vom Sohn des Kometen kannten.«
    Eine Weile herrschte zwischen ihnen Schweigen, und Mythor durchlebte im Geist noch einmal die furchtbare Katastrophe, bei der das Nomadenvolk der Marn umgekommen war. Er hörte förmlich das Stampfen und Gebrüll der rasenden Yarls, die sich in ihrer Besessenheit über die Klippen bei Elvinon stürzten und alle Gebäude und deren Bewohner mitrissen.
    Das waren bittere Erinnerungen. Aber durfte er den Untertanen Herzog Krudes grollen, weil sie sich gegenüber den fremden Nomaden so unbarmherzig gezeigt hatten? Die Marn waren es gewohnt, von den Bewohnern der Länder, durch die sie mit ihrer Stadt zogen, verachtet und gemieden zu werden. Denn sie waren selbst darauf bedacht, den Abstand zu anderen Völkern zu wahren. Ihnen war der Ruf vorausgeeilt, ein friedfertiges, aber scheues und verschrobenes Volk zu sein. Jetzt, da Mythor die Marn von einer anderen Warte aus betrachten konnte, erschienen selbst ihm ihre Sitten und Gebräuche fremdartig.
    Es wunderte ihn nicht mehr, dass die Tainnianer tatenlos zugesehen hatten, wie die Yarls mit ihrer menschlichen Last in den Tod gesprungen waren. Das Fremde meidet man eben, manchmal fürchtet oder hasst man es, und die Summe von alledem mochte die Tainnianer zur Zurückhaltung veranlasst haben.
    Mythor konnte schon deshalb keinen tieferen Groll gegen Nyalas Volk empfinden, weil er ihr zu Dank verpflichtet war. Sie war es, die ihn im Palast ihres Vaters aufgenommen und gezeigt hatte, dass Tainnianer auch Menschen waren. Nur eben völlig anders als die Marn.
    »Du hast mir sicher noch nicht alles erzählt, was du in der Gruft erlebt hast«, sagte Nyala in die Stille, in der nur die Paddelgeräusche zu hören waren. »Stimmt es, dass dir auch dort die Erleuchtung nicht gekommen ist?«
    »Es stimmt, und deshalb plagen mich immer noch Zweifel«, sagte Mythor. »Aber mein Abstieg in die Gruft war nicht umsonst, denn nun habe ich ein Ziel vor Augen. Ich soll eine Reihe von Prüfungen ablegen. Und die erste davon lautet, Xanadas Lichtburg aufzusuchen.«
    »Beweist das nicht, dass du der Auserwählte bist, Mythor? Auch in der Legende heißt es, dass der Sohn des Kometen eine Reihe von Bewährungsproben zu bestehen haben wird, um sich für seine schwere Aufgabe zu wappnen.« Sie schmiegte sich fester an ihn und flüsterte: »Ich glaube an dich, Mythor.«
    Er wollte ihr daraufhin sagen, dass auch der Geist der Gwasamee ihn als Sohn des Kometen begrüßt und an seine Berufung eben die Bedingung geknüpft hatte, dass er zuerst sieben Prüfungen bestehen müsste, um die erforderliche Reife zu erlangen. Aber da fühlte er ihren Körper erschlaffen und stellte fest, dass sie vor Erschöpfung eingeschlafen war.
    Er war ebenfalls so müde, dass er auf der Stelle hätte einschlafen können. Doch er wusste, dass sie dann verloren gewesen wären, und so kämpfte er tapfer gegen die Schwäche an.
    Aber schließlich passierte es doch, dass ihn die Müdigkeit übermannte. Er wusste gar nicht, wie ihm geschah, als er auf einmal Wasser schluckte. Irgendwie kämpfte er sich jedoch an die Meeresoberfläche hoch und fand am Schiffsmast Halt. Nyala lag vornübergebeugt auf ihrem an den Mast gebundenen Vater.
    Mythor ließ sich eine Weile im kalten Wasser treiben, um seine Sinne zu beleben. Er hätte es besser bleibenlassen sollen, denn nun spürte er, wie die Kälte seine Glieder steif werden ließ und ihm die letzten Kräfte aus den Knochen sog. Er war kaum mehr in der Lage, zurück auf den Mast zu klettern. Erst beim vierten Versuch gelang es ihm. Aber gerade in diesem Moment stieß der Mast mit der Spitze gegen ein Hindernis, und er fiel wieder ins Wasser.
    Ein Hindernis! Bedeutete das, dass sie gestrandet waren? Mythor starrte durch den Nebel nach vorne und glaubte, dort einen dunklen Streifen wie von der Breitseite eines Schiffes zu erkennen.
    Der Mast trieb nun seitwärts darauf zu. Sich mit einer Hand am Mast festhaltend, zog Mythor mit der anderen das Schwert unter dem Tau hervor, an dem er es verankert hatte. Er
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