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Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate

Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate

Titel: Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate
Autoren: Pierre Grimbert
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Heilkräfte oder hellseherische Fähigkeiten. Im Augenblick aber kam es nur darauf an, das Vertrauen des Mannes zu gewinnen.
    » Es ist schon mehr als vier Monde her«, brummte der Säufer schließlich. » Seitdem will mir gar nichts mehr gelingen. Ich habe alles verloren … Sogar meine Frau hat mich verlassen.«
    Erritt nickte mitfühlend. Doch in Wahrheit war ihm das nur recht: Frei von jeglichen Verpflichtungen und familiären Banden würde sich der Mann leichter überzeugen lassen.
    » Sie hat es nicht verstanden, oder?«, flüsterte er. » Sie hat Euch nicht geglaubt. Sie konnte nicht sehen, was Ihr jetzt seht.«
    Der Trunkenbold riss die Augen auf. Einen Augenblick lang wirkte er fast nüchtern.
    » Die Lichter …«, stotterte er. » Die Geister … und die … diese seltsamen Ströme … Könnt Ihr die etwa auch sehen? Wirklich?«
    Erritt lächelte triumphierend. Der Mann war also tatsächlich vom Blitz getroffen worden. Und der Meister hatte einen neuen Schüler. In ein paar Tagen würde sich das Leben des Säufers von Grund auf verändert haben. Er würde ein Zeichen auf der Stirn tragen und zusammen mit den anderen auf den Anbruch eines neuen Zeitalters hinarbeiten.
    » Achtet auf die Gans da drüben«, forderte Erritt den Mann auf und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
    Der Wirkung halber richtete er seine offene Handfläche auf das Federvieh. Dann blitzten die Augen des Hexers auf, und das Tier wurde von einem gleißend hellen Strahl getroffen. Alles ging sehr schnell. Im nächsten Moment lag die Gans leblos am Boden, dünner Rauch stieg von ihrem Gefieder auf. Erritt sah den staunenden Kaulaner durchdringend an.
    » Was würdet Ihr sagen, wenn Ihr so etwas auch lernen könntet?«, fragte er ernst.
    Er wusste genau, wie die Antwort lauten würde.
    Als ich klein war, kamen viele Fremde zu Besuch in den Palast der B’ree. Und da ich noch ein Kind war, dachte ich, es handele sich um Prinzen oder Herrscher, von gleichem Stande wie mein Vater, die mit ihm zusammentrafen, um über Regierungsgeschäfte zu sprechen. Als ich größer wurde, revidierte ich meine Annahme und verwies die Besucher auf den Rang von Gesandten oder Botschaftern, deren Aufgabe es war, die guten Beziehungen zwischen Wallos und den Oberen Königreichen aufrechtzuerhalten. Erst heute weiß ich, dass es sich bei den Gästen um die Erben von Ji handelte.
    Mit Amanón, Eryne und den anderen Angehörigen der vorigen Generation hatte Ke’b’ree offenbar eine enge Freundschaft verbunden. Selbst nach dem Verschwinden des Jal war die Verbindung lange Zeit nicht abgebrochen. Einige der Besucher unseres Palasts hatten Kinder, und bestimmt habe ich damals mit Damián, Josion oder sogar Guederic gespielt, auch wenn ich mich kaum noch daran erinnere. Wer hätte ahnen können, unter welchen Umständen und auf welche Weise wir uns einst wiedertreffen würden?
    Die ausweglose Lage, in der ich mich heute befinde, war für das kleine Mädchen von damals nicht einmal vorstellbar. Ich hatte eine unbeschwerte Kindheit, und es mangelte mir an nichts. Nur eines stimmte mich bisweilen traurig: die Tatsache, dass meine Mutter blind war. Sie selbst beklagte sich nie und hatte stets ein Lächeln auf den Lippen, vor allem, wenn mein Vater sie in die Arme schloss. Aber ich litt sehr darunter, dass sie das Gesicht ihrer eigenen Tochter nicht sehen konnte. Und meine Zeichnungen im Sand? Meine Werke aus goldenen Bauklötzen? » Wunderbar, mein Schatz«, sagte sie jedes Mal. Und sie meinte es ernst. Doch ich wusste nur zu gut, dass meine Worte nicht ausreichten, um ihr all die Dinge zu beschreiben, die sie nicht sehen konnte. Denn als ich schließlich zum ersten Mal auf ein Pferd stieg oder mit der Schleuder ein Ziel traf, konnte meine Mutter auch an diesen Heldentaten nicht teilhaben.
    Regelmäßig versuchte ich, mich in sie hineinzuversetzen. Ich schloss die Augen, manchmal nur für ein paar Dezillen, manchmal auch mehr als zwei Dekanten lang, und durchstreifte tastend jeden Winkel des Palasts, in dem Glauben, ich könne auf diese Weise verstehen, wie sich meine Mutter fühlte. Die Wachen und Diener kannten das Spiel schon und gingen mir aus dem Weg oder entfernten Hindernisse, an denen ich mich hätte stoßen können. Geschummelt habe ich nie. Ich öffnete erst wieder die Augen, wenn ich genug hatte oder wenn ich ein Geräusch hörte, das mich neugierig machte. Oder wenn mein Vater mich auf frischer Tat ertappte.
    Er missbilligte mein Spiel, weil er es für
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