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Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate

Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate

Titel: Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate
Autoren: Pierre Grimbert
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kamen sie mir unglaublich banal vor. Doch jetzt, wo ich das Geheimnis von Ji kenne und weiß, was es mit dem Jal, Sombre und Saat auf sich hat, jetzt, wo es an mir ist, diese Bürde zu tragen – denn nichts anderes sind die Bande zwischen meiner Familie und dem verfluchten Hexer –, jetzt verstehe ich, warum für meine Großmutter Che’b’ree der Tod eine Befreiung war.
    Und ich frage mich mit Zorn und Trauer im Herzen, ob mein Vater jetzt auch » in Frieden ruht«.
    Erritts wichtigste Aufgabe war es, neue Schüler zu rekrutieren. Er selbst war einer der ersten Gefolgsmänner des Admirals gewesen, worauf er sehr stolz war. Mittlerweile gehörte der junge Mann zu den ältesten Hexern, die der Meister ausgebildet hatte – von denen wohlgemerkt, die noch am Leben waren. Erritt vergaß lieber, wie viele seiner Kameraden durch die Hand des Meisters gestorben waren. Stattdessen brüstete er sich mit seiner Tüchtigkeit, die ihn bisher vor Fehlern und deren verhängnisvollen Folgen bewahrt hatte. In Wahrheit verdankte er es nur der Entfernung, dass er noch am Leben war. Da er ständig auf Reisen war, hatte Erritt wenig Gelegenheit, den Zorn des Admirals auf sich zu ziehen.
    An diesem Morgen war Erritt im ländlichen Kaul unterwegs. Er schätzte dieses Land nicht sonderlich. Dass ein Gebiet ausschließlich von Frauen verwaltet wurde, fand er absurd, wenn nicht gar idiotisch. Die Landschaft mit ihren Windmühlen, blühenden Feldern und Dörfern aus massiven Steinhäusern zeugte von einer florierenden Wirtschaft, was sein Unbehagen noch verstärkte. Doch er hatte keine Wahl: Er musste den Mann finden, von dem man ihm erzählt hatte.
    Nach etwa anderthalb Dekanten fragte er einen Hirten, der ebenso jung wie schwatzhaft war, nach dem Weg und erblickte das Haus, in dem der Mann wohnte, schließlich von Weitem. Es sah genauso aus, wie der junge Hirte es beschrieben hatte. Das Gebäude war völlig heruntergekommen, statt Türen und Fenstern klafften dunkle Öffnungen, und eine klare Trennung zwischen Haupthaus und Stallungen gab es nicht. Der faule Bauer lag mit einer leeren Flasche in der Hand vornübergebeugt auf einem Tisch vor dem Haus und schnarchte. Als Erritt näher kam, schüttelte er sich und setzte sich ruckartig auf, als wollte er sich einen letzten Rest Würde bewahren. Er schien mit Schwindelgefühl und Übelkeit zu kämpfen.
    Erritt zeigte seine Verachtung nicht, sondern begrüßte den Trunkenbold mit ausgesuchter Höflichkeit. Inzwischen hatte er Erfahrung im Umgang mit solchen Individuen. Die meisten Leute, die er für den Admiral rekrutierte, befanden sich in einem verwahrlosten Zustand. Er selbst hatte sich als kleiner Drogenhändler mit dem Verkauf von Daï-Schlangengift über Wasser gehalten, bis sich der Admiral seiner angenommen hatte. Um ihre verbrecherischen Neigungen zu erklären, wies der Meister seine Anhänger zuweilen darauf hin, dass sie in einem früheren Leben vermutlich niedere Dämonen gewesen waren, zum Beispiel Lemuren, eine Art bösartige Riesenaffen. So richtig verstand Erritt das alles nicht, aber es kümmerte ihn auch nicht weiter. Wichtig war nur, dass ihm ein außergewöhnliches Schicksal beschieden war. Deshalb gab es auch keinen Grund, sich für sein früheres Leben zu schämen. Es war lediglich eine Übergangszeit gewesen. Die wahre Existenz der Schüler des Admirals begann erst, nachdem ihre Fähigkeiten offenbart worden waren. Und nichts anderes würde er jetzt bei dem Säufer tun, falls sich seine Vermutung bestätigte.
    » Ich habe nichts, was ich Euch anbieten könnte«, sagte der Kaulaner mit schwerer Zunge. » Auch wenn die kaulanische Tradition es verlangt …«
    » Ich bin nicht hier, um Eure Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen«, beruhigte Erritt ihn. » Ich möchte nur meine Neugier befriedigen. Ich habe gehört, dass Ihr vom Blitz getroffen wurdet. Ist das wahr?«
    Der Mann bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick. Er schien zu sagen: » Wollt Ihr mich auch verspotten? Anfangs habe ich die Geschichte gern erzählt. Aber dann haben sich alle über mich lustig gemacht.«
    » Mir ist das Gleiche passiert«, behauptete Erritt, » und auch ich bin noch am Leben. Genau wie Ihr.«
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Er selbst war durch eine Berührung des Meisters ›offenbart‹ worden. Das kam gelegentlich vor. Magische Kraft konnte sich bei Menschen auf verschiedene Weise äußern. Manche wurden vom Blitz getroffen, andere hatten plötzlich übernatürliche
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