Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
seine Freunde im Schlaf zerfleischt werden würden.
    Josion schreckte aus dem Schlaf auf. Eben noch hatte er selig geschlummert und sich von den Strapazen der letzten Dekanten erholt, aber plötzlich schlug sein geschundener Körper Alarm und forderte ihn auf, sofort zu handeln. Er spürte einen stechenden Schmerz in der Schulter. Noch konnte er keinen klaren Gedanken fassen, und so rollte er sich reflexartig zur Seite und sprang auf die Beine, um einen möglichen Angreifer abzuwehren.
    Aber da war niemand. Nur dieser Schmerz. Josion versuchte, die Ursache ausfindig zu machen, und fasste sich mit der Hand ans Schulterblatt. Kein Blut. Woher kommt der Schmerz dann?
    Als er ein paar Schritte zurücktrat, bekam er die Antwort. Er hatte auf einer großen Distel gelegen, deren Dornen ihn schon eine ganze Weile gepiesackt haben mussten. Und irgendwann hatte ihn der Schmerz eben geweckt.
    Doch die Erklärung beruhigte ihn noch lange nicht. Er konnte sich nicht daran erinnern, an dieser Stelle eingeschlafen zu sein, und schon gar nicht inmitten von Disteln. Die meisten seiner Gefährten lagen ebenfalls im hohen Gras oder in Büschen.
    Als sein Blick auf Guederic fiel, der zehn Schritte entfernt auf einem Felsen saß, kehrte Josions Erinnerung schlagartig zurück. Sein Vetter starrte stumm auf den Höhleneingang. Er hatte sie alle außer Gefahr gebracht, einen nach dem anderen … Plötzlich fiel Josion ein, dass er kurz aufgewacht war, als Guederic ihn getragen hatte. Er hatte ihnen das Leben gerettet, kein Zweifel. Jetzt erinnerte sich Josion auch, wie erschöpft er gewesen war, als sie aus dem Tunnel getaumelt waren, und dass er um keinen Preis hatte einschlafen wollen, weil das zu gefährlich war. Aber er war nicht gegen die Benommenheit angekommen. Wären die Erben in der Nähe des Tunneleingangs liegen geblieben, hätten die Kreaturen, die in den Gängen hausten, ihre Scheu vor dem Licht gewiss früher oder später überwunden und sich auf sie gestürzt.
    Josions Gedanken überschlugen sich. Er sah hoch zur Sonne. Ihrem Stand nach musste der sechste Dekant angebrochen sein, es war also später Nach-Mit-Tag. Was würde geschehen, wenn die Nacht hereinbrach? Würde dann eine Schar blutrünstiger Ungeheuer das Tal stürmen, um die Erben zu jagen?
    Er fröstelte und wandte sich rasch zu seinen schlafenden Gefährten um. Erleichtert stellte er fest, dass sich Nol der Seltsame unter ihnen befand. Der einstige Gott musste diese Gefilde schon seit über zwanzig Jahren bewohnen. Er würde wissen, was die Erben tun konnten, um die Nacht zu überleben.
    Vorausgesetzt, er würde rechtzeitig wach, um sein Wissen mit seinen Besuchern zu teilen.
    Josion beugte sich über seine Freunde und überprüfte vor allem die Gesichtsfarbe der Verletzten. Zum Glück hatte keiner von ihnen im Schlaf viel Blut verloren. Er erwog, sie zu wecken, vor allem seine Mutter und Damián. Doch dann entschied er, dass es keinen Grund zur Eile gab. Mit bangem Gefühl im Magen schlenderte er auf Guederic zu.
    Er wusste einfach nicht mehr, woran er bei seinem Vetter war. Schließlich hatte Guederic sie überhaupt erst in Gefahr gebracht, indem er die Kreaturen in den unterirdischen Gängen mit wildem Geheul zum Kampf aufgefordert hatte. Außerdem hatte Josion noch deutlich vor Augen, wie Nol der Seltsame vor Angst und Verzweiflung ohnmächtig geworden war, als er in Guederic Sombre erkannt hatte. Andererseits hatte Guederic seine Treue bewiesen, indem er seine Gefährten rettete, und wie er da so mit unglücklichem Gesicht und zerrissenen Kleidern auf dem Felsen saß, wirkte er nur wie ein unglücklicher junger Kerl, weit weg von zu Hause.
    Guederic hob nicht einmal den Kopf, als Josion zu ihm trat. Vermutlich scheute sein Vetter das bevorstehende Gespräch ebenso sehr wie Josion selbst. Da er nicht wusste, wie er anfangen sollte, versuchte er es mit Humor.
    » Nächstes Mal kannst du mich ja gleich in einen Ameisenhügel legen. Ich habe so viele Dornen in der Schulter, dass ich mir vorkomme wie ein Stachelschwein.«
    » Ich hatte keine Zeit, darauf zu achten, wo ich euch ablege«, erwiderte Guederic mit monotoner Stimme. » Jedes Mal, wenn ich einen von euch forttrug, zeigten sich die Kreaturen am Höhleneingang. Ich bin die ganze Zeit nur hin und her gehetzt.«
    Josion nickte ernst und versuchte, sich die Szene vorzustellen. Die Strecke zwischen der Tunnelöffnung und der Stelle, wo Guederic Nol und die anderen abgelegt hatte, betrug etwa hundert Schritt.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher