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Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
Autoren: Pierre Grimbert
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brauchte er eine Weile, um zur Besinnung zu kommen, sich umzusehen und die Landschaft zu betrachten, die ihn umgab.
    Der Anblick seiner Gefährten, die wie erstarrt mitten in einem grünen Tal standen, erinnerte ihn an ein Gemälde von Niss. Dieses Bild hätte auch in der Burg der Familie von Kercyan hängen können, in dem Saal mit den Gemälden, die die dramatischen Erlebnisse der Generationen vor ihnen zeigten. Gleich darauf verflüchtigte sich dieser Gedanke jedoch wieder, und Najel erinnerte sich an den Ernst ihrer Lage. Widersprüchliche Gefühle stürmten auf ihn ein, unter anderem eine große Unruhe.
    Damián, Maara und Josion saßen und standen um den reglos am Boden liegenden alten Mann herum, der sie begrüßt hatte, als sie aus dem Gang ins Licht getreten waren. Damián hielt den Kopf des Greises, während sich Maara und Josion zu beiden Seiten aufgebaut hatten, um die tollwütigen Kreaturen abzuwehren, falls sich diese aus dem Tunnel wagen sollten. Zejabel stand ein paar Schritte weiter weg, die Schultern gebeugt, das Gesicht in den Händen vergraben.
    Plötzlich zuckte Najel zusammen: Lorilis war nirgends zu sehen. Hektisch sah er sich um und entdeckte das zitternde und schwer atmende Mädchen hinter sich. Sie wirkte noch erschöpfter als ihre Gefährten, und die ungewohnte Farbe ihrer Pupillen verriet ihm den Grund: Lorilis hatte im Tunnel von ihren magischen Kräften Gebrauch machen müssen, um den Ungeheuern lebend zu entkommen.
    Najel machte sich Vorwürfe, weil er sie nicht besser beschützt hatte, zumal Lorilis mittlerweile mehr als nur eine Freundin war. Seit ein paar Tagen waren sie sich nähergekommen, und wenn sie sich küssten, wurde ihm heiß und kalt. Doch er war kein Übermensch, und in der allgemeinen Panik waren alle um ihr Leben gerannt. Es grenzte an ein Wunder, dass die Gefährten dieser Hölle, die Guederic entfesselt hatte, überhaupt lebend entkommen waren.
    Guederic. Als sich sein Puls etwas beruhigt hatte und er wieder klar denken konnte, stiegen weitere Erinnerungen in Najel auf. Der jüngste Sohn der Familie von Kercyan war schuld daran gewesen, dass die Kreaturen in den unterirdischen Gängen die Jagd auf die Erben eröffnet hatten. Guederic hatte sie kurz nach Betreten des Tunnels mit lautem Geheul zum Kampf aufgefordert.
    Najel wandte sich zu dem jungen Mann um. Doch Guederic wirkte alles andere als stolz und triumphierend– vielmehr war er bleich wie ein Leichentuch. Damit unterschied er sich deutlich von seinen Gefährten, die von der wilden Flucht hochrote Gesichter hatten. Guederics Blässe stand auch im auffälligen Gegensatz zu seinen blutdurchtränkten Kleidern und dem rot glänzenden Rapier, das er schlaff in der Hand hielt. Das frische Blut auf seiner Waffe und seinen Gewändern stank bestialisch. Alles in allem bot der junge Mann einen geradezu abstoßenden Anblick. Hätte er keine Waffe getragen und wäre er in Lumpen gehüllt gewesen, hätte sich Guederic kaum von den Kreaturen unterschieden, deren Schreie noch immer aus dem Tunnel hallten.
    Die Einsicht, wie sehr Guederic diesen halb menschlichen, halb dämonischen Wesen ähnelte, jagte dem Jungen einen Schauer über den Rücken. Plötzlich drängte sich seinem überreizten Geist ein weiteres Bild auf. Hatte der Alte, der zwischen Damián, Josion und Maara lag, Guederic nicht erkannt? Und ihn bei einem anderen Namen genannt?
    Hatte er nicht Sombre zu ihm gesagt?
    Der Junge wurde von einem Taumel erfasst. Unzählige Erinnerungsbruchstücke stürmten auf ihn ein, und das Puzzle setzte sich langsam zusammen. Die Gefährten hatten einander so viel zu sagen und so viel zu erklären. Nun fiel ihm auch wieder ein, dass der Greis, der besinnungslos am Boden lag, Nol der Seltsame war, der Ewige Gott. Und dass das Tal, auf das die Erben gestoßen waren, die irdische Ausführung des Dara war.
    Najels Schwindel verstärkte sich, während er abermals den Blick schweifen ließ, diesmal bis zum Horizont. Und da sah er sie. Eine der Pforten, die die Etheker errichtet hatten; ein Ebenbild der Pforten im Tiefen Turm von Romin und auf der eisigen Ebene Arkariens. Der gewaltige Bogen thronte inmitten einer unberührten Landschaft zwischen den höchsten Gipfeln der bekannten Welt.
    Beim Anblick der Pforte bekam Najel weiche Knie, und die Hoffnungen, die er unwillkürlich an sie knüpfte, ließen ihm den Kopf schwirren. Die letzten Tage waren entsetzlich anstrengend gewesen, und Guederics merkwürdiges Verhalten hatte ihm mächtig
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