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Die Glücksritter von Schreckenstein

Die Glücksritter von Schreckenstein

Titel: Die Glücksritter von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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wahrscheinlich. Zwingen konnten sie sie nicht, ihre Entschuldigung anzunehmen. Oder gab es da einen Trick? Beide kamen zu dem gleichen Schluß: Keine Pläne machen! Sich überraschen lassen. Dann sofort reagieren!
Wie richtig dieser Gedanke war, zeigte sich schon zehn Meter weiter oben. Hinter der nächsten Wegbiegung kam ihnen eine schmale Gestalt entgegen, auf der ein gewaltiger Feldstecher baumelte: die gefürchtete Gesuchte. Sie blieb stehen, drehte den Kopf leicht zur Seite und schaute starr wie ein Vogel. Dann streckte sie den Arm aus, in Richtung See und ließ ihn oben, wie ein Feldherrendenkmal.
„Fort mit euch! Augenblicklich geht ihr zurück auf eure verdammte Burg und laßt meine Mädchen in Ruhe.“
„Wir wollten nicht zu Ihren Mädchen. Wir wollen zu Ihnen.“
Pummel reagierte richtig. Nur der beabsichtigte ruhige Ton mißlang ihm in seiner Atemlosigkeit.
„Lüg nicht!“ herrschte sie ihn an. „Ich hab genau gesehen, wie ihr Esther und Sabine aufgehalten habt.“
Jetzt nicht widersprechen! dachte Eugen. Sonst wird sie noch saurer. Aber auch nicht nachgeben. Und die Mädchen nicht verpetzen! „Segler grüßen auf dem Wasser“, sagte er mit beherrschtem Atem.
Ein starrer Vogelblick traf ihn, dann schaltete sie. „Und warum habt ihr sie ins Schlepp genommen?“
„Sie wollten wieder zurück“, antwortete Pummel wahrheitsgemäß.
„Das werdet ihr jetzt auch sofort!“ Sie ging weiter und winkte die beiden vor. „Los, kommt!“
„Gern“, sagte Pummel verbindlich. „Wir wollten ja zu Ihnen.“
„Ich wüßte nicht, was ich mit euch zu reden hätte!“ erwiderte sie spitz, doch Pummel blieb bei seinem Ton und hinter ihr.
„Sie vielleicht nicht mit uns. Aber wir mit Ihnen. Wir wollten uns entschuldigen…“
„So, so.“ Es klang mißtrauisch.
Eugen gab Pummel einen Rippenstoß und machte einen großen Schritt an Fräulein Dr. Horns Seite. „Weil wir Ihre Hilfe ausgeschlagen haben. Das war an sich total unmöglich, aber…“
„Jetzt seht ihr das ein.“ Sie nickte. „Jetzt, wo es zu spät ist…“
„Für Reue ist es nie zu spät“, tönte Pummel von hinten vor. Um sein Grinsen zu verbergen, machte Eugen einen großen Schritt und ging voraus.
„Weg da vorn!“ herrschte sie ihn sofort an. „Du bist mir im Weg.“
Ihr scharfer Ton brachte Eugen auf einen Einfall. „Ich muß Sie sichern!“ erklärte er scheinheilig. „Falls Sie stolpern. Am Berg geht immer ein Mann voraus und einer hinterher. Das hab ich bei meinem Vater gelernt. Der ist Bergsteiger.“
Ihr Ton wurde umgehend milder. Nur ihr Ton. „Wenn dein Vater so um das Wohl anderer besorgt ist, werde ich ihm raten müssen, dich vom Schreckenstein wegzunehmen…“
„Darum meinten sie, es sei zu spät?“ Pummel gab sich sanft verwundert. „Es ging leider nicht früher. Wegen dem Wind…“
„Wegen dem Wind?“ wiederholte sie.
„Wir waren auf einer Rekordfahrt“, verriet Eugen, als habe er den Osterhasen gefunden. „Jetzt haben wir ihn gebrochen und sind sofort gekommen, uns zu entschuldigen.“
Fräulein Dr. Horn machte eine Vollbremsung, daß Pummel sie fast über den Haufen gelaufen hätte. „Rekordwahn bei Nacht und Sturm!“ Sie schlug die Hände zusammen. „Das ist ja noch schlimmer als ich dachte. Unverantwortlich von Direktor Meyer, unverantwortlich…“
„Er wußte von nichts!“ verteidigte Eugen den Rex und merkte schon beim Sprechen, daß er die falschen Worte gewählt hatte.
„Um so schlimmer!“ rief sie empört. „Die Schüler sind in Lebensgefahr und der Schulleiter hat keine Ahnung! Das also kommt heraus bei der fabelhaften Schreckensteiner Selbständigkeit!“ Wie ein ausgestopfter Vogel stand sie da, steif und unbeweglich.
Pummel suchte nach passenden Worten. „Sie… Sie wissen doch auch nicht, wann nachts ein Mädchen abhaut, oder? Da müßten Sie ja alle einsperren…“
Der ausgestopfte Vogel klappte mit dem Schnabel. „Eine Unverschämtheit! Und das nennst du entschuldigen?“ Sie ging weiter, Eugen setzte sich abermals an die Spitze.
„Euch sollte Direktor Meyer einsperren!“ fuhr sie fort. „Jede Nacht. Dafür werde ich sorgen!“
Jetzt nur nichts verschlimmern! dachten die beiden Ritter und gingen stumm weiter. Das Steilstück war zu Ende.
Im Hafen pinselten die beiden Mädchen wie besessen an Booten herum. Weit vorgebeugt, taten sie, als merkten sie nicht, wer da kam.
„Esther, Sabine!“ rief Fräulein Dr. Horn. „Ihr solltet nur die Boote streichen. Was hattet ihr auf dem See zu tun?
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