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Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Titel: Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch
Autoren: Kathryn Littlewood
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eine
Halt-den-Mund-Tarte
verabreichen sollen? Und warum?«
    Rose war verwirrt. Eine
Halt-den-Mund-Tarte
?
    Konnte das eine andere Bezeichnung sein für eines der Rezepte, die sie während der Woche gemacht hatten? Aber die hätten ihnen ja nichts anhaben können – Rose und ihre Brüder hatten ja gar nichts von den Backwaren gegessen, die sie gebacken hatten.
    Da fiel Rose die schimmernde, regenbogenfarbene Tarte ein, die Lily an einem Abend für sie gebacken hatte. Sie hatte ihnen allen köstlicher geschmeckt als alles, was sie bisher gegessen hatten. Aber danach war Tymo bei dem Telefonat mit seinen Eltern so wortkarg gewesen, dass er Tante Lily gar nicht erwähnt hatte. Hatten die schimmernden kleinen Tarte-Stücke gemacht, dass sie nichts über ihre Bäckerin sagen konnten?
    Das klang wahrscheinlich. Wenn Lily gekommen war, um das Buch zu entwenden, dann hatte sie natürlich mit allen Mitteln bewirkt, dass Albert und Polly nichts von ihrer Anwesenheit erfuhren.
    Rose wollte mehr von dieser Tarte wissen, aber sie brachte die Worte nicht richtig heraus. »Wir haben eine Tarte gegessen – gebacken von –« Doch da wurde ihre Zunge wieder dick und schwer, und sie konnte nichts mehr sagen.
    Albert und Polly redeten wild auf sie ein, als Rose einfiel, dass Nella nur einen kleinen Krümel von der Tarte gegessen hatte.
    Sie bückte sich, nahm Nella in die Arme und sagte: »Nella, erzähl Mom und Dad, wer uns diese Woche besucht hat!«
    Nella legte ihren schmutzigen Finger auf die Lippen und überlegte. Dann erinnerte sie sich. »Tante Lily!«, verkündete sie.
    Albert und Polly verstummten. Ein so entsetzter Ausdruck lag in ihren Blicken, wie Rose ihn noch nie gesehen hatte. Das machte ihr Angst.
    »
Lily
war hier?«, fragte Polly. Sie spuckte den Namen aus, als sei er faulig und ekelhaft. Sie ballte die Hände zu Fäusten.
    Rose und Tymo und Basil nickten rasch.
    »Hat sie euch eine Tarte gebacken, die wie Fischschuppen oder wie das schillernde Gefieder von einer Stockente geschimmert hat?«, fragte Albert. Er hatte die Augen so weit aufgerissen, dass seine Wimpern fast die Stirn berührten.
    Rose nickte wieder. Genau das hatten sie gegessen.
    »Warum habt ihr sie reingelassen?«, fragte Polly verzweifelt.
    Rose versuchte es zu erklären. »Sie – hat gesagt –« Aber sie konnte die Wörter nicht bilden. Da deutete sie auf ihr eigenes Schulterblatt, dann zog sie das Hosenbein hoch und deutete auf das Muttermal auf ihrer Wade, das wie ein Kochlöffel aussah.
    »Lily hat euch ihr Muttermal gezeigt, um euch irrezuführen und so zu tun, als würde sie zur Familie gehören. Stimmt’s?«, fragte Albert.
    Rose nickte ein drittes Mal.
    »Halt mal – gehört sie denn
nicht
zur Familie?«, fragte Basil. Seine Stimme klang verletzt vor Enttäuschung und Wut, als hätte man ihm gerade gesagt, dass es keinen Osterhasen gäbe.
    »Also,
eigentlich
gehört sie schon zur Familie«, sagte Polly und ging ärgerlich auf und ab. »Aber sie gehört zu dem Zweig der Familie, über den wir nicht reden.«
    »Der Albatross-Zweig?«, platzte Tymo heraus.
    »Ja«, sagte Polly. »Der betrügerische Teil der Familie. Ich kenne Lily. Sie ist vor Jahren einmal hergekommen, als Tymo noch ein Baby war, und hat versucht, das alte Backbuch zu stehlen.«
    Rose schüttelte angewidert den Kopf.
»Grmphf–«
Sie hustete. Sie konnte Lilys Namen immer noch nicht aussprechen. »Sie hat behauptet, dass sie nichts von dem Buch weiß!«
    »Wenigstens nicht, bis wir es ihr gezeigt haben!«, sagte Basil. »Sie war begeistert davon.«
    Polly schnappte nach Luft, als hätte sie einen Schlag in den Magen bekommen. »Ihr habt ihr das Buch
gezeigt
? Wie
konntet
ihr nur!«
    Rose spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Es war, als sei die Welt versunken und nur noch sie da, schwimmend in einer dickflüssigen Masse von Schrecken und Schamgefühl.
Wenigstens bin ich nicht mit ihr durchgebrannt,
wollte sie sagen.
Wenigstens habe ich sie dazu gebracht, abzureisen, und das Buch ist noch da und in Sicherheit.
    Auf einmal lockerte sich Roses Zunge wieder. Es war, als habe der Schmerz, ihre Mutter enttäuscht zu haben, den eisigen Bann der Tarte gebrochen.
    »L...ll...lll...llll...illy!«, brachte sie mühsam hervor. »Tante Lily!«
    Nach einem Augenblick äußerster Konzentration konnten es auch Tymo und Basil laut sagen: »Lily!«
    Die
Halt-den-Mund-Tarte
hatte anscheinend ein Hintertürchen. Sie verlor ihre Wirkung durch äußerste, alles verschlingende
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