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Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1
Autoren: douglass
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Lagerraums Tag und Nacht von einer drückenden Hitze erfüllt wurde. Das Walfleisch stank verfault, und ich fragte mich, zu was es jetzt noch gut war. Nach einer Stunde betrat die Mannschaft den Lagerraum und begann mit der unerfreulichen Arbeit, das Walfleisch in Ladenetze zu schaufeln, damit es von Bord gebracht werden konnte. Bei der vierten Ladung fiel einem von ihnen ein, das auch wir irgendwo in dem dunklen Lagerraum angekettet waren; kurz darauf wurden wir zusammen mit dem übelriechenden Fleisch in das Netz geworfen und an Land geschwenkt.
    Das grelle Sonnenlicht draußen traf meine Augen völlig unvorbereitet. Mein Vater versuchte mich zu trösten, aber seine undeutlich gemurmelten Worte konnten mein Entsetzen nicht lindern. Ich fühlte, wie das Netz hoch oben durch die Luft schwang und hätte mich beinahe übergeben, klammerte mich an den rauhen Seilen fest und versuchte, einen festen Halt zu finden, der mir helfen konnte, falls das Netz riß. Neben mir hörte ich das Werkzeug in seinem Beutel klappern, als mein Vater es enger an die Brust preßte.
    Im nächsten Augenblick erfolgte ein übelkeitserregender Ruck, als das Netz auf der Pier landete. Ich verlor den Halt, und mein Vater und ich rutschten über einen Haufen glitschigen Walfleisches und landeten in einem Durcheinander von Ketten und Tauen und fettigen, verwesenden Fischen auf den Balken des Piers.
    »Kus! Sieht so deine Ware für mich aus, du gottverdammter Walfänger? Sieh sie dir doch bloß an!« Der Mann sprach in der allgemein gültigen Handelssprache.
    Er bückte sich, sein Gewand aus schimmerndem grünen Leinen lag lose und kühl an seinem Körper. Er nahm das Netz und rüttelte es los, während Männer herbeieilten, um die Ladeketten zu lösen. Dann ergriff er mich am Oberarm und riß mich auf die Füße.
    Ich stolperte, meine Fußketten verhedderten sich in Tauwerk und Walstücken.
    Der Mann sog scharf die Luft ein, dann half er meinem Vater auf die Beine.
    »Nehmt ihnen die Ketten ab. Sofort!« Und Männer eilten los, um seinen Befehl auszuführen.
    Ich weinte vor Erleichterung, als die widerwärtigen Eisenstangen und Kettenglieder fielen.
    Unser Retter war ein Mann mittleren Alters, mit dunklem Haar und Augen wie Ebenholz, mit dunkelbrauner Hautfarbe, die sich über ein grobknochiges Gesicht spannte. Sein Gewand hing bis zu seinen in Sandalen steckenden Füßen hinab. Er sah sauber und kühl und sehr selbstbewußt aus. Ich konnte das schon lange nicht mehr von mir sagen.
    Er untersuchte sorgfältig meine Hände, dann die meines Vaters.
    »Nun, wenigstens sind eure Hände unbeschädigt, und das ist alles, was zählt.« Er griff unter mein Kinn und hob meinen Kopf hoch. »Und du hast unter all dem Dreck und stinkenden Öl doch ein hübsches Gesicht.« Dann hoben seine Finger eine der schlaff herabhängenden Strähnen meines Haares. »Ich wette, du bist blond, das würde zu deinen blauen Augen passen.«
    Seine Stimme war jetzt leiser, nachdenklicher, und ich konnte sehen, wie er in Gedanken alle Möglichkeiten erwog. »Skarp-Hedin hat mich wissen lassen, daß ihr Glaskünstler seid. Ist das wahr?«
    »Ich bin seit über zwanzig Jahren Handwerksmeister«, sagte mein Vater, »und meine Tochter hat noch mehr Talent als ich.« Er zögerte. »Keiner mischt die Farben so wie ich, oder schnitzt die Formen oder bläst das Glas. Und meine Tochter macht Glasnetze, als sei sie von den Göttern gesegnet.«
    Die Augen des Mannes blickten nun sehr scharf, und sie richteten sich wieder auf mich. »Du bist noch sehr jung«, sagte er.
    »Ich habe an der Seite meines Vaters gearbeitet, seit ich fünf bin«, erwiderte ich trotzig. Wie lange würde er uns noch in dieser schrecklichen Sonne stehen lassen? »Und ich stelle Glasnetze her, seit ich zehn bin.«
    »Nun«, sagte er, »ihr kommt von Skarp-Hedin, und ich habe von ihm bis jetzt immer nur das Beste bekommen. Ich werde ihm also auch diesmal vertrauen. Seht ihr diesen Karren da?« Er deutete mit dem Kopf in die Richtung. »Dann folgt mir und steigt ein.«
    Er ging voran, und wir taten, wie er uns geheißen.
    Als sein Kutscher die Maultiere antrieb, erklärte uns der Mann, sein Name sei Hadone, und er arbeitete gelegentlich mit dem vilandischen Sklavenhändler zusammen, der uns in den Süden geschickt hatte. Sie würden die Profite unseres Verkaufs teilen, aber Hadone beabsichtigte keinesfalls, uns in unserem derzeitigen Zustand auf dem Markt feilzubieten. Vom Pier fuhren wir mitten in die Stadt hinein –
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