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Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1
Autoren: douglass
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geduldig seine Schöpfung zur Welt brachten. Es war das beste Werk der letzten sechs Monate, und er hatte es kaum über das Herz gebracht, es an mich weiterzureichen, damit ich das Glasnetz aus der Vase schleifen konnte.
    Aber meine Arbeit würde uns das ganze nächste Jahr ernähren können, und er konnte diese Feinarbeit seinen Händen nicht länger anvertrauen.
    Es war eine unserer besten Arbeiten. Ich hatte einen der Lieblingsmythen der Vilander aus dem Glas geschnitten – Gorenfer, der dem schrecklichen Dschungel von Bustian-Halle entkommt.
    Die Werkstattür wurde mit Gewalt aufgestoßen, und ich wirbelte auf meinem Hocker herum, die Vase in den Händen.
    Mein Vater platzte herein, gefolgt von fünf Männern, die ich vom Sehen und deren Ruf ich kannte. Augenblicklich, fast instinktiv erfaßte ich den Grund für seinen ungehobelten Auftritt.
    Einer der Schuldeneintreiber rief mit rotem und verschwitztem Gesicht meinen Namen, die Hände in einer fordernden Geste ausgestreckt.
    Entsetzt und von einer Furcht ergriffen, die größer war, als alle Furcht zuvor, ließ ich die Vase fallen – ihr Todesschrei ließ den Schrecken um mich herum noch eisiger werden.
    Die Vase hätte uns retten können, sie hätte alle Schulden meines Vaters bezahlen können, aber ich ließ sie in tausend Stücke zersplittern.
    Danach konnte ich meinem Vater niemals mehr Vorwürfe machen. Denn obgleich er schuld an unserer Armut war, hatte er auch ein Kunstwerk erschaffen, das uns wieder hätte retten können.
    Aber ich ließ es fallen… und verurteilte uns zur Sklaverei.
     
     
    Weder das Flehen meines Vaters noch meine Tränen konnten diese fünf hartherzigen Männer bewegen. Es gab Schulden, und sie mußten bezahlt werden. Auf der Stelle. In unserem armseligen Haus gab es nun nichts mehr, das man hätte zu Geld machen können – außer uns.
    Man übergab uns ohne viel Federlesens dem örtlichen Sklavenhändler, der uns den gröbsten Staub aus den Kleidern klopfte, von Kopf bis Fuß inspizierte und nachdenklich einen Schritt zurücktrat.
    Ich hatte das Handwerk meines Vaters gut gelernt. Aus diesem Grund ließ uns der Sklavenhändler zusammen, obwohl ich als recht hübsche Neunzehnjährige einen vernünftigen Preis erzielt hätte, hätte er mich allein an einen verwöhnten Reichen verhökert oder einen Adligen, den seine Frau langweilte. So wurde ich vor dem Bett eines dickwanstigen Magnaten gerettet, und mein Vater behielt sein Werkzeug und mich als die letzte lebende Erinnerung an seine Frau. Nach anfänglichen Tränen und Protesten fügten wir uns in unser Schicksal. Es war bedauerlich, aber nicht ungewöhnlich; in den vergangenen drei Jahren hatte ich miterlebt, wie drei Handwerker sich und ihre Familien verkauften, um dem Hungertod zu entgehen. Wir konnten noch immer unser Handwerk ausüben, wenn auch den Wünschen unseres Herrn folgend und nicht mehr unseren eigenen.
    Und wir würden auch weiterhin zusammen sein.
     
     
    Wir blieben nicht mehr lange in Viland. Skarp-Hedin, der Sklavenhändler, entschied, daß wir den besten Preis in den uns unbekannten Reichen des heißen Südens erzielen würden.
    »Sie haben dort genug Sand für euch, den ihr schmelzen könnt«, sagte er, »und den Adel, der sich eure Waren leisten kann. Dort werdet ihr das Fünffache von dem einbringen, was ihr hier in diesem erbärmlichen Land erzielt.«
    Mein Vater senkte den Kopf, aber ich starrte den Sklavenhändler empört an. »Aber Viland ist unser…«
    »Ihr habt kein Zuhause!« brüllte der Mann. »Und keine Heimat, abgesehen von diesem Marktplatz!«
    Im Verlauf des Tags brachte man uns im Bauch eines Walfängers unter, um uns billig nach Süden zu transportieren. Sechs Wochen lang wurden wir in dieser abscheulichen Höhle durchgeschüttelt, mein Vater klammerte sich an sein Handwerkszeug, und mich packte jedesmal der Ekel über das halb verdorbene Essen, das uns die Mannschaft gab. Wir waren aneinandergekettet – dabei habe ich nie in Erfahrung bringen können, ob jemand ernsthaft glaubte, wir würden in die spiegelglatten grauen Wasser des Nordmeeres entfliehen wollen –, und die Ketten fraßen sich in unsere Knöchel, bis sie eiterten und nur noch aus Schmerzen bestanden.
    Endlich legte der Walfänger an. Mein Vater und ich kauerten im Lagerraum, versuchten die Schmerzen zu ignorieren und lauschten den gedämpften Lauten eines geschäftigen Hafens. Im Verlauf der letzten zehn Tage war das Wetter wärmer geworden, so daß das Innere des
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