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Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1
Autoren: douglass
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bist… was? Achtzehn? Neunzehn?«
    »Sie ist neunzehn, Herr.« Jetzt ergriff mein Vater das Wort. Ich zuckte zusammen, denn ich hatte seine Anwesenheit vergessen. »Und sie wurde mit Fertigkeiten geboren, die außergewöhnlich sind. Ihre leichte Hand braucht so gut wie keine Hilfsstreben, um filigrane Muster aus der inneren Wand des Glases freizulegen. Ihr Gespür für den Bohrer ist einmalig – ich habe noch nie erlebt, daß eines ihrer Werkstücke Sprünge bekommt, während sie überflüssiges Glas abträgt.«
    Gayomar trat hinter Boaz und legte seinem Gefährten beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Dieser alte Mann spricht wie jemand, der sich mit Glas auskennt, Boaz. Vielleicht…«
    Boaz richtete die grauen Augen auf meinen Vater. »Hast du dein Werkzeug dabei?«
    Mein Vater nickte.
    Boaz lächelte; es war ein schmallippiges, kaltes Lächeln. »Dann, Gayomar, haben wir einen amüsanten Nachmittag vor uns. Kamish!« rief er.
    Kamish sprang auf die Füße.
    »Kamish, drinnen sind ein kleiner Tisch und ein Hocker. Bring sie her.«
    Kamish stolperte, während er sich beeilte, den Befehlen des Magiers nachzukommen. Als er zurückkehrte, wandte sich Boaz um und verschwand kurz. Er kam mit einem Klumpen aus trübem Glas zurück, der ungefähr rechteckig, von der Höhe eines Unterarms und der Breite zweier Handflächen war. Er war dick, dick genug, um bearbeitet werden zu können, aber zu meiner Bestürzung hörte ich ihn stöhnen, als Boaz ihn grob auf dem Tisch absetzte, und ich sah, daß er von Dutzenden winziger Sprünge durchzogen war.
    Er würde lieber sterben, als bearbeitet zu werden.
    Ich sah meinen Vater flehend an, aber im nächsten Augenblick packte Boaz meinen Arm und zerrte mich zu dem Tisch hinüber. Beinahe wäre ich gestolpert, aber ich schaffte es, mich auf den Hocker zu setzen.
    »Bearbeite das Glas!« sagte er, nahm den Werkzeugbeutel meines Vaters und warf ihn auf dem Tisch.
    Ich fing ihn auf, kurz bevor er das Glas zerschmettern konnte. Eine unwillkommene Erinnerung an die Vase, die ich hatte fallen lassen, stieg in mir auf, und ich konnte sie nur mit größter Anstrengung unterdrücken.
    »Es ist… es ist schlechtes Glas, Herr«, murmelte ich.
    »Schlechtes Glas oder nicht, es ist das einzige, mit dem du arbeiten wirst. Schleife!«
    Ich holte tief Luft, preßte die Hände zusammen, um ihnen das Zittern zu nehmen, dann starrte ich das Glas an, versuchte zu erkennen, was ich damit machen konnte. Aber ich spürte nur die Augen des Magiers, die sich in meinen Rücken bohrten.
    Ich räusperte mich. »Ich brauche Öl. Feines Öl.«
    Stille, dann sprach Gayomar. »Kamish. Auf dem Regal neben der Tür steht ein Krug mit Linoferöl. Und bring das Tuch mit, das gefaltet daneben liegt. Wir wollen doch nicht, daß sie die Tischplatte genauso ruiniert wie das Glas.«
    In seiner Stimme lag ein höhnischer Unterton, und tief in meinem Inneren regte sich Wut.
    Ich hob den Kopf und drehte mich auf dem Hocker um, starrte Boaz in die Augen. »Was darf ich für Euch anfertigen?«
    »Etwas, das dein Leben, das Leben deines Vaters und das dieses Narren Kamish rettet«, erwiderte er, dann trat er zurück, verschränkte die Arme und wartete.
    Und so tat ich, was ich konnte, während die Sklaven – die mittlerweile von allen vergessen waren –, die beiden Magier, der totenbleiche Kamish und mein Vater zusahen.
    Ich ließ die Hände einige Minuten lang über das Glas wandern, befühlte es, tastete nach seiner leisen Stimme, fragte es, was ich mit ihm tun dürfte und was nicht. Es war grobes, weggeworfenes Glas, von einem graustichigen, milchigen Blau. In den Abfall geworfen wegen seiner Myriaden winziger Sprünge und den Luftblasen, die es enthielt. Der Versuch, es zu bearbeiten…
    Ich fragte mich, welches Motiv den Magiern gefallen würde, welches Motiv mein Leben retten könnte. Ich wußte nichts über ihre Kultur oder welche Muster ihnen gefielen. Würde einer der Mythen Vilands ihnen zusagen? Nein, das glaubte ich kaum.
    Ich drehte das Glas immer wieder in meinen Händen hin und her, hörte zu, als es endlich zu mir sprach, und ich traf meine Entscheidung.
    Ich stellte das Glas wieder hin und öffnete den Werkzeugbeutel. Ich nahm mehrere verschieden große Zangen heraus, ein kleines Hämmerchen, einen noch feineren Meißel, einen Bohrer, zwei Glasschneider, einen Wachsstift und ein kleines, weiches kugelförmiges Säckchen mit einem kleinen Stutzen – dies füllte ich zur Hälfte mit dem Linoferöl. Es
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