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Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1
Autoren: douglass
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war nicht das beste Öl zur Glasbearbeitung, aber es würde reichen müssen.
    Ich nahm den Wachsstift und skizzierte schnell ein Muster auf die rechteckige Fläche der Vorderseite und dann auf die beiden schmalen Seiten.
    Ich hörte, daß Boaz tief Luft holte, und ich wurde ruhiger, war beinahe erleichtert. Das hier war ein Land ohne Wasser, und der Fluß Lhyl war die Quelle allen Lebens. Die Kultur war genau wie Setkoth selbst zweifellos flußorientiert, und so hatte ich die Umrisse von Flußschilf und zwei Fröschen gezeichnet, die sich daran festklammerten. Es war ein einfaches Muster, aber gerade darum rein und entzückend.
    Mit einem der Glasschneider ging ich über die Wachsmarkierungen und schnitt dünne Aufrisse in die Fläche. Ich gab mir große Mühe, die Oberfläche dieses empfindlichen und gesprungenen Glases kaum zu verletzen, und als ich fertig und das Wachs weggewischt war, waren die Aufrisse nur als Lichtstreifen sichtbar, die über die Fläche verliefen.
    Ich konnte jetzt wieder freier atmen und lächelte, verstand das Glas und wußte, daß es für mich sein Bestes geben würde.
    »Hier ist kein Schraubstock«, sagte ich und sah meinen Vater an. »Ich brauche jemanden, der das Glas hält, während ich bohre. Vater, würdest du…«
    »Ich werde es tun«, sagte Boaz, und Kamish eilte davon, um noch einen Hocker zu holen.
    Er setzte sich mir gegenüber hin, nahm das Glas in beide Hände. Mein Selbstvertrauen war mit einem Mal beinahe wieder verschwunden, ich zögerte, dann schob ich seine Hände etwas zurecht, damit die Glasfläche leicht schräg vor mir stand.
    Er schien meine zögernde Berührung nicht bemerkt zu haben. Seine Augen blieben ungerührt auf mein Gesicht gerichtet.
    Mit dem Bohrer versah ich die Oberfläche des Glases mit zwei Dutzend winzigen Löchern, mied dabei die Bruchlinien und betete lautlos, daß das Glas mein Eindringen entschuldigen und nicht zersplittern möge. Als das erledigt war, bohrte ich tiefer, schwächte mit dem Linoferöl die Erschütterung ab, die das Eindringen des Bohrers verursachte, lauschte dem Lied des Glases, während er sich immer tiefer hineingrub, nahm mehr Öl, jedesmal, wenn sein Lied rauher wurde.
    Dann nahm ich Hammer und Meißel und klopfte zart die Teile des Glases heraus, die von den Bohrlöchern geschwächt worden waren. Ich hielt den Atem an, als das Glas, das der empfindlichsten Bruchlinie am nächsten war, sich sauber herauslöste, dann griff ich nach der feinsten Zange und legte vorsichtig knipsend die Umrisse der Frösche und des Schilfrohrs frei, bis sich die Figuren von dem dahinterliegenden Glas abhoben.
    Ich blickte auf und sah Boaz an.
    An diesem Punkt mußte er begriffen haben, daß ich wie der beste Handwerksmeister mit dem Glas umgehen konnte, aber es war noch immer nicht genug. Denn ich mußte die Figuren jetzt von der hinter ihnen befindlichen Glaswand befreien – mußte das Glasnetz erschaffen.
    Glasnetze waren traditionellerweise für Gefäße gedacht. Aus einem dickwandigen Rohling schliff man ein äußeres Muster, das Glasnetz genannt wurde, und löste es dann fast vollständig von der glatten, darunter liegenden Becherwand. Danach hielten nur noch wenige, beinahe unsichtbare Stege das Außenmuster – so verwandelte es sich in ein Netz, das die schmucklose, glatte Becherwand umgab.
    Hier handelte es sich aber um einen Block aus flachem Glas, das voller Fehler und Betrübnis war. Es würde sich nicht gut bearbeiten lassen, falls es mit dem Schleifen überhaupt einverstanden war. Aber ich konnte mich zumindest bemühen. Ich drehte das Glas in Boaz’ Händen, bis es mir beinahe seine Seite zuwandte, dann griff ich wieder nach dem Bohrer.
    Jetzt war seine Benutzung mehr als gefährlich. Normalerweise hätte ich das Glas geduldig mit Meißel und Zangen, Pinzetten und leisen Worten bearbeitet, aber dieser Prozeß würde Tage, wenn nicht Wochen, in Anspruch nehmen, und so viel Zeit stand mir nicht zur Verfügung.
    Ich schloß kurz die Augen, schickte ein Gebet an die Götter und eine sanfte Weise an das Glas, um es zu beruhigen, dann machte ich mich an die Arbeit.
    Das Glas schrie beinahe sofort auf, und ich zuckte zusammen, aber ich beschwichtigte es, so gut ich konnte, murmelte leise Worte, flehte es an, und schließlich gab es nach. Es war tapferes Glas, und seine Tapferkeit trieb mir die Tränen in die Augen.
    Die Bohrlöcher verliefen quer hinter den Umrissen des Schilfs und der Frösche, und trotz meiner Bemühungen kreuzten
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