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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin
Autoren: Mark Robson
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noch nicht, wo sie die Leiche des wahren Kaisers versteckt hatten. Femke hatte Monate gebraucht, um das Puzzle zusammenzusetzen und Lord Vallaines Verwandlung zu durchschauen, aber heute hatte sie den bösen Machenschaften des Zauberers ein Ende gesetzt und Shalidar in die Flucht geschlagen. Wenn General Surabar den kaiserlichen Mantel nahm, blickte das Reich von Shandrim einer besseren Zukunft entgegen, denn wenn es irgendjemandem gelang, die wilden Intrigenspiele am Hof von Shandar in den Griff zu bekommen, dann war es der General, dachte Femke.
    Als sie das Arbeitszimmer verließ, half Surabar dem einen der beiden Wächter auf die Füße und befahl ihm, die gesamte Palastwache zu mobilisieren, um Shalidar zu suchen.
    »Femke, könntest du einen Arzt schicken, der nach diesem Mann hier sieht?«, bat er über die Schulter und wies auf die bewusstlose Wache. »Wahrscheinlich ist er in Ordnung, aber es ist besser, wenn sich jemand um ihn kümmert.«
    »Sicher, Euer Majestät«, erwiderte Femke. Mit einem Ruck riss sie die zweite Klinge aus dem Türpfosten und versteckte sie wieder in ihrem Ärmel. »Ich bin schon unterwegs.«
    An diesem Abend zog sich eine sehr müde junge Frau die Bettlaken unters Kinn. Der anstrengenden Aktion am Morgen waren ein Nachmittag und ein Abend gefolgt, an denen sie in der Innenstadt herumgelaufen war und die Neuigkeiten von Vallaines Betrug und Surabars Machtergreifung den größten Schwätzern und denen, die am effektivsten Gerüchte in Shandrim, der Hauptstadt von Shandar, verbreiteten, mitgeteilt hatte. Als Femke endlich die Augen schließen konnte, breitete sich auf ihren Lippen in Anbetracht ihres Tagewerks ein kleines zufriedenes Lächeln aus. Jeder würde glauben, dass es der General gewesen war, der Vallaines üblen Betrug aufgedeckt hatte. So blieb ihre Anonymität gewahrt und sie würde wieder unauffällig im Hintergrund verschwinden – dem perfekten Ort für einen Spion. Femke hoffte, dass Kaiser Surabar sich ihrer Dienste ebenso bedienen würde wie der letzte wahre Herrscher. Sie liebte ihre Arbeit.
     
    Am nächsten Morgen summten die Gerüchte in den Straßen von Shandrim. Es gab nur ein Gesprächsthema, und Femke bemerkte befriedigt, dass sich kaum jemand negativ über Surabar als den neuen Herrscher äußerte. Eine Stunde lang lief sie durch die Straßen und lauschte den Gesprächen, bevor sie wieder in den Palast zurückkehrte.
    Der General befand sich in dem Arbeitszimmer, in dem Femke ihn am Tag zuvor das letzte Mal gesehen hatte. Doch der Raum war kaum wiederzuerkennen. Der Barschrank war verschwunden, und die Nischen in der Wand, in denen der letzte Herrscher seine Spione verborgen hatte, waren mit Regalbrettern ausgelegt worden, auf denen sich Bücherreihen und Schriftrollen stapelten. Der Schreibtisch war so verschoben worden, dass er der Tür gegenüberstand und eine Schranke für die Besucher darstellte. Alle anderen Stühle waren entfernt und Bilder und Wandschmuck durch eine Auswahl glänzender Waffen ersetzt worden, die mit militärischer Genauigkeit ausgerichtet waren. An der Herkunft des Bewohners dieses Zimmers bestand kein Zweifel.
    Femke verbeugte sich bei ihrem Eintritt und warf einen kurzen Blick auf die veränderte Umgebung, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem herzlichen Lächeln des Generals widmete.
    »Nun? Was hältst du davon?«, fragte er.
    »Um ehrlich zu sein, Euer Majestät, ich habe das Gefühl, als stünde ich vor dem Kriegsgericht und erwartete meinen Prozess«, erwiderte Femke mit einem entschuldigenden Achselzucken.
    »Perfekt!«, stellte er befriedigt fest. »Genau das war meine Absicht. Schön zu sehen, dass du tapfer genug bist, um ehrlich zu sein. Ich hoffe, dass das so bleibt.«
    Surabar sah sie durchdringend an. Sein Gesichtsausdruck war leicht zu deuten: Jeder in seiner Umgebung musste loyal sein bis zum letzten Atemzug. Femkes Bekanntschaft mit dem neuen Herrscher hatte gut angefangen, aber sie wusste nicht, wie Surabar zu Spionen stand. Seine Abneigung gegen Attentäter war bekannt. Wenn er über Spione ähnlich dachte, dann war Femke arbeitslos.
    »Sag mir, Femke, hast du seit gestern irgendetwas von Shalidar gehört?«
    »Nein, Euer Majestät. Ich war zu beschäftigt, um mich um seine Verfolgung zu kümmern. Ich nehme an, dass Eure Männer ihn noch nicht gefunden haben?«
    Surabar runzelte die Stirn und tippte sich gereizt mit dem Zeigefinger ans Kinn. Abschätzend sah er sie einen Moment lang an, ihre schlanke Gestalt, die
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