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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin
Autoren: Mark Robson
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unnötigen Lärm zu machen, zog Shalidar den Körper des toten Kommandeurs zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Auf dem oberen Treppenabsatz war niemand, aber er konnte Stimmen aus einem der Zimmer zur Linken und weitere Stimmen von unten hören. Einen Moment überlegte Shalidar, ob er den Tod des Kommandeurs wie einen Unfall aussehen lassen sollte. Den General konnte er damit wohl nicht hinters Licht führen, also wozu? Er könnte aus dem Fenster gleiten, und niemand würde etwas mitbekommen, aber die Treppe nach unten war so nah, und Shalidar hasste es, schlampige Arbeit zu machen. Der Körper würde ausgezeichnet für Ablenkung sorgen, wenn er die Treppe herunterfiel und die Geräusche übertönte, die er bei seiner Flucht möglicherweise machte.
    Sein Entschluss stand fest. Er öffnete die Tür und zog Vammus schnell zum Kopf der Treppe. Ein kräftiger Stoß und die Leiche stürzte mit lautem Poltern und Hämmern die Treppe hinunter. Sofort erklangen Rufe und das Geräusch eilender Schritte.
    Shalidar war schnell. Wie der Blitz war er wieder durch die Tür geschlüpft und hatte sie leise hinter sich geschlossen. Nur Sekunden später war er aus dem Fenster und ließ sich auf den Sims herunter.
    Niemand außer Surabar würde vermuten, dass Vammus irgendwie anders zu Tode gekommen sein könnte als bei einem Sturz von der Treppe, doch Surabar war noch im Palast. Der Aufruhr im Haus ließ Shalidar lächeln. Der Anschlag hatte geklappt wie am Schnürchen. Der Drache hatte erneut zugeschlagen.

KAPITEL EINS
     

     
    »… Nun gut, ich nehme den Mantel des Kaisers, aber ich will, dass alle wissen, ich werde nur so lange als Regent fungieren, bis ein besserer Kandidat für das Amt gefunden ist.«
    »Euer Kaiserliche Hoheit«, sagte Femke mit einem tiefen Knicks und neigte den Kopf, »darf ich vorschlagen, dass Ihr Eure Absichten besser nicht öffentlich kundtut, damit Euch nicht Edelmänner niederer und höherer Ränge umschwärmen, die sich alle für die geeigneten Bewerber um den Mantel halten. Nehmt ihn und reicht ihn in angemessener Zeit dem besten Kandidaten weiter. Wenn niemand Eure wahren Absichten kennt, dann könnt Ihr wahrscheinlich besser erkennen, wie die Menschen wirklich sind.«
    »Gut, Femke! Das klingt logisch. Einige Kommandeure, mit denen ich zusammengearbeitet habe, könnten eine Prise von deinem Verstand gebrauchen. So soll es sein. Geh. Verbreite die Nachricht, dass Kaiser Surabar die Macht hat und dass sich die Dinge ändern werden.«
    »Jawohl, Majestät, mit Vergnügen.«
    Doch zuvor ging Femke noch zum Schreibtisch, um ihren Dolch aus der Schulter des toten Hexenkaisers Lord Vallaine zu ziehen. Selbst im Tode ging von Vallaines Augen noch eine verstörende Bosheit aus, sodass sich Femke schon fragte, ob sie ihren Dolch nicht lieber lassen sollte, wo er war, doch sie wollte ihr Unbehagen vor dem neuen Kaiser nicht zeigen. Also bückte sie sich und zog die Klinge mit einem Ruck aus der Schulter des Zauberers.
    In der Wunde sammelte sich Blut, doch es strömte nicht heraus, ein letzter Beweis, dass das Herz Vallaines aufgehört hatte zu schlagen. Der Zauberer hatte sich während des Kampfes ihrem Gift gegenüber als äußerst widerstandsfähig erwiesen. Femke war der Verdacht gekommen, dass er möglicherweise mithilfe von Zauberei versuchte, sie erneut zu überlisten, doch so etwas konnte man nicht vortäuschen. Er war tot.
    In der Vergangenheit hatte das Töten in Femke stets tiefe Schuldgefühle ausgelöst. Es war schrecklich, jemandem das Leben zu nehmen, und in ihren Träumen wurde die junge Spionin oft von denen verfolgt, die sie getötet hatte. Die Liste ihrer Opfer war nicht sehr lang, aber es hatte Zeiten gegeben, in denen Töten notwendig gewesen war. Femke hatte die Verantwortung nie gescheut. Doch der Tod von Lord Vallaine brachte keinerlei Schuldgefühle mit sich. Während sie die verzerrten Gesichtszüge des Zauberers betrachtete, kam sie zu dem Schluss, dass, sollte das Böse Menschengestalt annehmen, es in Lord Vallaine die perfekte Form dafür gefunden hatte.
    Vallaines Intrigen, die absolute Macht in Shandar zu erlangen, waren sehr klug gewesen. Mit ihrem Betrug hatten er und Shalidar das gesamte Personal des Palastes zum Narren gehalten. Shalidar hatte den wahren Kaiser von Shandar für Vallaine getötet. Dann hatte der Zauberer mithilfe seiner Kräfte seine eigenen runzligen Züge so verändert, dass er unbemerkt die Stelle des Kaisers einnehmen konnte. Man wusste immer
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