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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns
Autoren: Brandon Mull
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ich kenne ihn kaum, aber es war auch irgendwie aufregend. Bis
wir uns tatsächlich geküsst haben. Kendra, sein Atem stank wie der eines Straßenköters!«
    Kendra konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
    Alyssa nahm Kendras Reaktion zur Kenntnis und wurde lebhafter. »Ich meine es ernst. Sein Atem war ranzig. Als hätte er sich noch nie im Leben die Zähne geputzt. Es war schlimmer, als ich beschreiben kann. Ich dachte, ich würde mich übergeben. Ich schwöre, beinahe hätte ich’s getan.«
    Während Kendra die lepröse Kopfhaut des Dings anstarrte, das Alyssa geküsst hatte, konnte sie nur erahnen, wie übel er geschmeckt haben musste. Wenigstens kaschierte die Illusion, die seine wahre Identität verbarg, nicht seinen ranzigen Atem.
    Es läutete. Mrs. Price forderte einige lärmende Jungen im hinteren Teil des Klassenzimmers auf, ihre Plätze einzunehmen.
    »Und, was hast du dann gemacht?«, flüsterte Kendra.
    »Ich denke, er hat gemerkt, wie sehr sein Atem mich geschockt hat. Dann hat er so ein unheimliches Lächeln aufgesetzt, als hätte er genau das erwartet. Ich war total angewidert, also war ich nicht sehr nett. Ich habe ihm gesagt, dass ich gehen muss, und bin ins Haus gelaufen.«
    »Ist die Schwärmerei vorüber?«, hakte Kendra nach.
    »Halte mich jetzt bitte nicht für oberflächlich, aber, ja. Trina kann ihn haben. Sie wird eine Gasmaske brauchen, so widerwärtig hat es aus seinem Rachen gestunken. Ich bin direkt ins Badezimmer gegangen und habe mit Mundwasser gegurgelt. Wenn ich ihn jetzt ansehe, kriege ich das Zittern. Hast du jemals etwas gegessen, von dem dir schlecht geworden ist? Und hast du dir dann nicht auch gedacht, dass du das nie wieder essen kannst?«
    »Alyssa«, unterbrach Mrs. Price sie. »Das Schuljahr ist erst in vier Tagen zu Ende.«

    »Entschuldigung«, sagte Alyssa.
    Mrs. Price ging zu ihrem Pult und setzte sich. Plötzlich heulte sie auf, sprang senkrecht in die Luft und schlug auf ihren Rock. Mrs. Price musterte die Klasse mit zusammengekniffenen Augen. »Hat mir jemand eine Reißzwecke auf den Stuhl gelegt?«, fragte sie ungläubig. Sie klopfte ihren Rock ab und überprüfte zuerst ihren Stuhl, dann den Boden. »Das hat wirklich wehgetan und war alles andere als komisch.« Mit in die Hüften gestemmten Händen funkelte sie die Klasse an. »Irgendjemand muss es gesehen haben. Wer war es?«
    Die Schüler schwiegen und tauschten Seitenblicke. Kendra konnte sich nicht vorstellen, dass jemand etwas so Gemeines tun würde, nicht einmal Jonathon White. Bis ihr wieder einfiel, dass Case zu Beginn der Stunde neben Mrs. Prices Pult gestanden hatte.
    Mrs. Price lehnte sich an ihr Pult und rieb sich die Stirn. Weinte sie etwa? Sie war eine ziemlich nette Lehrerin  – eine Frau in mittleren Jahren mit lockigem schwarzen Haar. Sie hatte spitze Gesichtszüge und trug eine Menge Make-up. Sie verdiente es nicht, dass ein Goblin ihr derart schmerzhafte Streiche spielte.
    Kendra erwog, sich zu melden. Sie hätte das Ungeheuer, ohne mit der Wimper zu zucken, verpetzt. Aber für alle anderen in der Klasse hätte es dann so ausgesehen, als verrate sie einen coolen Typen. Und obwohl er eindeutig der Hauptverdächtige war, hatte sie nicht wirklich gesehen, ob er es gewesen war.
    Mrs. Price blinzelte und begann zu schwanken. »Mir ist irgendwie so…«, nuschelte sie noch, dann sackte sie zu Boden.
    Tracy Edmunds schrie auf. Alle erhoben sich, um besser sehen zu können. Zwei der Kinder eilten zu der gestürzten
Lehrerin. Ein Junge tastete an ihrem Hals nach einem Puls.
    Kendra drängte sich vor. War Mrs. Price tot? Hatte der Goblin sie mit einer vergifteten Nadel umgebracht? Case hockte neben ihr.
    »Holt Mr. Ford!«, rief Alyssa.
    Taylor Ward lief zur Tür hinaus, vermutlich um den Direktor zu holen.
    Clint Harris, der Junge, der Mrs. Prices Puls gefühlt hatte, verkündete, ihr Herz schlage zumindest noch. »Sie ist wahrscheinlich einfach ohnmächtig geworden wegen der Reißzwecke«, spekulierte er.
    »Legt ihre Füße hoch«, sagte jemand.
    »Nein, leg den Kopf hoch«, meinte jemand anderes.
    »Wartet auf die Sanitäter«, befahl eine dritte Stimme.
    Mrs. Price keuchte und richtete sich mit großen Augen auf. Sie schien für einen Moment desorientiert zu sein. Dann zeigte sie auf die Pulte. »Zurück auf eure Plätze, pronto.«
    »Aber Sie sind gerade ohnmächt…«, begann Clint.
    »Zurück auf eure Plätze!«, wiederholte Mrs. Price mit größerem Nachdruck.
    Alle gehorchten.
    Mrs. Price
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