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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut
Autoren: Jane Feather
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ja … ich habe dich auch lieb.« Portia bückte sich, um sie zu streicheln. Vor zwei Monaten hatte sie Juno noch ganz leicht in die Arme nehmen können, nun aber war die Hündin schon ein halbes Jahr und zu groß geworden, als dass Portia sie auf den Arm nehmen wollte.
    »Ist es Rufus?« Portia versuchte, sich Angst und Hoffnung nicht anmerken zu lassen, als sie zu Josiah aufblickte, während sie beruhigend eine Hand in Junos Nackenfell vergrub.
    »Ja.« Um Josiahs gewohnte Ruhe war es geschehen. »Alle sind sie zurück, mit den Truppen des Prinzen. Es soll eine große Schlacht bevorstehen. Schon morgen rücken sie alle wieder aus.«
    Portias Herz sank. »Hast du Rufus gesehen?«
    »Nur ganz kurz. Seid Ihr fertig?« Josiah deutete auf die Schüssel. In seinen alten Augen lag tiefer Kummer. »Sieht aus, als sei er sehr beschäftigt – unter anderem mit den Offizieren des Prinzen.«
    »Wenn er mit mir sprechen möchte, wird er es wohl tun.« Portia klang so entmutigt, wie sie sich fühlte. Gefolgt von Juno ging sie in ihre Zelle. »Schließlich weiß er, dass ich hier bin.«
    »Ja, aber er weiß nicht, dass Ihr guter Hoffnung seid«, sagte Josiah und versperrte die Zellentür, ehe er die leere Porridgeschüssel vom Tisch nahm. »Zu Mittag bringe ich wieder etwas.«
    Portia legte sich auf ihre Pritsche und lauschte den inzwischen vertrauten Geräuschen der Tür und des Riegels. Wie lange wollte Rufus sie hier festhalten? Bis der Krieg vorüber war? Bis sie nicht mehr wegen Verrats vor Gericht gestellt werden konnte? Würde er jemals wieder mit ihr sprechen? Oder würde Josiah eines Tages die Tür öffnen und sagen, dass sie frei sei?
    Frei zu gehen, wohin es ihr beliebte und wohin das Schicksal sie führte, solange sie nie wieder Rufus Decaturs Wege kreuzte? Frei, einem Decatur-Bastard das Leben zu schenken, der seinen Vater nie kennenlernen würde?
    Als Rufus sein Haus betrat, traf ihn die Leere mit Wucht. Es war viele Monate her, seitdem er hier ohne Portia gelebt hatte, und dem Haus schien nun etwas Wichtiges zu fehlen. Ihr schwerer Wintermantel hing nach wie vor am Haken an der Tür, und er wusste, dass er oben ihr Nachthemd über dem Fußende des Bettes sehen würde. Er konnte sich sogar vorstellen, dass sich auf der Matratze noch die leichte Mulde fand, die ihr Körper hinterlassen hatte. Sein eigener Körper war viel größer und schwerer als Portias trügerisch zarte Gestalt, so dass sie dauernd in die von ihm verursachte Mulde gerutscht war, um sich dann an seinen Rücken zu schmiegen und ihn nicht loszulassen.
    Noch nie im Leben hatte er sich so grauenvoll gefühlt. Auch nicht als verwaister junge, der mit Erinnerungen kämpfte – an die letzten Worte seines Vaters, an das Geräusch des Schusses, der ihn getötet hatte, an den Geruch des Rauchs, der das einzige Heim, das Rufus je gekannt hatte, in Schutt und Asche legte. Und auch nicht, als er auf seine verstorbene Mutter und das schwache Neugeborene hinuntergeblickt und sich gefragt hatte, was er nun tun sollte.
    Damals hatte es dennoch eine Zukunft gegeben, eine bedrohliche, unbekannte Zukunft, doch allein das Wissen um eine Zukunft barg schon an sich Hoffnung. Nun aber hatte er das Gefühl, als sei ihm etwas für seine weitere Existenz Lebenswichtiges genommen worden. Er hatte kein Ziel mehr, auf das er sich freuen, für das er planen konnte. Zum ersten und einzigen Mal als Erwachsener hatte er sich, sein Vertrauen, seine Loyalität und seine Liebe verschenkt. Er hatte geliebt … nein, er liebte sie immer noch … mit so überwältigender Kraft, dass dieses Gefühl alle anderen in sich barg. Sie jedoch hatte ihn verraten, hatte seine Liebe benutzt, um ihn zu hintergehen. Dieses Wissen war unerträglich.
    »Ist sie da? Ist Portia da?« Luke und Toby schubsten sich zwischen seinen Beinen, weil sie es eilig hatten, hineinzukommen. Sie stolperten kopfüber in die Küche und richteten sich auf, um sich erstaunt im leeren Raum umzublicken.
    »Sie ist nicht da?« fragte Luke enttäuscht.
    »Sie ist nirgends«, stellte Toby fest. Er sah seinen Vater an. »Wo ist sie?«
    Rufus hatte geglaubt, sie würden Portias Verschwinden so leicht hinnehmen, wie sie sich unweigerlich an die ständig wechselnden Lebensumstände anpassten. jetzt wurde ihm klar, dass dies Wunschdenken war. Die Tatsache, dass sie keine Fragen gestellt hatten, bedeutete nur, dass sie sich ihren eigenen Reim auf Portias Abwesenheit gemacht und einfach angenommen hatten, sie würde in vertrauter
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