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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)
Autoren: Dora Duncker
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siebzehn Jahren, was wollte sie anderes als leben und glücklich sein!
    Nur Vorsicht war geboten — große Vorsicht vor den Späheraugen ihres eifersüchtigen Gatten, vor der Königinmutter eindringlicher Aufmerksamkeit, die wie ein Argus über dem legitimen Glück des königlichen Hauses wachte, vor den Beobachtungen der Herzogin von Navailles, die der Königin so ganz ergeben war, dass sie sich gegen jeden Schatten, der Marie Thérèse bedrohte, mit Löwenmut gewehrt haben würde.
    Henriette bog das pikante Köpfchen mit dem hochgetürmten Haaraufsatz, in dem die brillantenbesetzte Haarschleife funkelte, lauschend zur Seite. War das nicht ein wohlbekannter, fester und doch so elastischer Schritt — ein Schritt, den ungezählte Tausende kannten und der doch in diesem Augenblick nur für sie auf der Welt war!
    Sie huschte an die kostbare Gobelinportiere und lüftete sie ein wenig. Dann ließ sie den schweren Stoff errötend wieder fallen. Triumphierend lachten ihre Augen. Sie hatte sich nicht getäuscht — der König kam!
    Mit einem Lächeln trat er ein, seiner schönen Schwägerin beide Hände küssend, länger und zärtlicher, als das Zeremoniell es verlangte. Die junge Prinzessin sah strahlenden Blicks zu dem König auf. Dann hob sie den Finger scherzhaft drohend gegen ihn.
    „Eigentlich müsste ich schelten, Sire! Der galanteste Mann Frankreichs — und zu spät beim Rendezvous!”
    „Ist es ein Rendezvous, Henriette?”, neckte Louis. „Ich hielt es für eine simple Schachpartie. Aber in der Tat, ich muss mich entschuldigen — im letzten Augenblick noch brachte Fouquet einen Haufen Dekrete zur Unterschrift.”
    Dabei warf der König einen Blick nach der Boullé-Uhr auf dem Kaminsims.
    „Eine Viertelstunde nach der Zeit. Diesen Finanzminister soll der Teufel holen! Er hat mich heute nicht nur wieder Unsummen Geldes, sondern auch eine kostbare Viertelstunde gekostet. In diesem Fall eine sehr kostbare sogar.”
    Er nahm die Hand Madames und streichelte sie.
    „Und nun, was ist das Wichtige, das Ihr Briefchen andeutet?”
    „Wichtiges und Dringendes, Sire.”
    Sie zog ihn zu einem Spieltisch in der Nähe des Kamins — ein wenig abseits von den anderen Tischen —, auf dem das Schachbrett und die Figuren schon bereitstanden.
    „Wir tun am besten, Sire, sogleich ein Spiel zu markieren, damit meine Gäste uns beschäftigt finden.”
    Der König lächelte.
    „So vorsichtig, Henriette? Das pflegte doch sonst nicht Ihre Art zu sein.”
    „Muss es aber künftig werden, Sire — man beobachtet uns.”
    Des Königs Stirn zog sich in ärgerliche Falten.
    „Späher und kein Ende!”
    Henriette lächelte und machte einen fingierten Zug auf dem Schachbrett.
    „Schach dem König. So weit sind wir noch nicht, Louis. Die Grande Mademoiselle hat mich durch die Blume gewarnt — wie ich glaube, aus gutem Herzen.”
    „Zum Teufel soll sie sich scheren mit ihrem guten Herzen! Sie täte besser daran, diese Montpensier, ihre Autorität bei Hofe nicht zu missbrauchen, sich um ihr Literatur-Porträt zu bekümmern und uns mit ihrer Fürsorge zu verschonen.”
    Der König war aufgestanden und ging mit großen, raschen Schritten im Zimmer auf und nieder.
    „Sie soll heute Abend nicht viel Liebenswürdiges von mir zu hören bekommen.”
    „Sie werden wenig Gelegenheit haben, Sire, die Arme zu kränken. Sie hält große literarische Versammlung im Luxembourg. Wir werden schwerlich das Vergnügen haben, sie an unserem Spielabend zu sehen.”
    „Umso besser”, sagte Louis besänftigt und setzte sich der Prinzessin wieder gegenüber, ihre reizende Gestalt mit den Blicken verschlingend.
    „Wie entzückend Sie heute sind, Schwägerin! Wie das Perlgrau des Kleides Ihrer weißen Haut schmeichelt! Wahrhaftig, ich gönne Sie Philippe täglich weniger. ”
    „Warum sind Sie nicht früher auf diesen guten Gedanken gekommen, Sire?”, schmollte Henriette, ihn kokett mit ihren schwarzen Augen anblitzend. Als der König eine Antwort geben wollte, unterbrach sie ihn rasch.
    „Ich weiß, was Sie sagen wollen, Sire! Ich will Ihnen das Bekenntnis ersparen — Sie haben mich als Mädchen nicht leiden mögen!”
    Seine Hand fuhr beschwichtigend über die ihre.
    „Vielleicht, Henriette. Aber es war nicht meine Schuld. Sie sind erst als Frau geworden, was Sie heute sind — ein bezauberndes Wesen voll Geist, Grazie und Schönheit.”
    „Ich war kein glückliches Kind, Sire. Im Exil verlernt man es leicht, lustig und hübsch zu sein! Wäre
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