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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)
Autoren: Dora Duncker
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verzaubert mit den Blicken an dem Bild des schönen, fremden Ritters hing, machte Rosalie rasch ein Ende und öffnete selbst das kleine Paket.
    Ein Kästchen aus Rosenholz kam zum Vorschein. Als Rosalie neugierig das Schloss geöffnet hatte, sah sie auf weißem Samtpolster ein feines Kettchen liegen, an dem ein aus zarten lila Edelsteinen geformtes Veilchen hing.
    Das Mädchen brach in einen hellen Ruf des Entzückens aus. All den ihr anempfohlenen Respekt vergessend, nahm sie die Jugendgefährtin kräftig bei den Schultern, drehte sie von dem Bildnis des geharnischten Ritters fort und hielt ihr das reizende Schmuckstück vor die Augen.
    „Sehen Sie nur, Fräulein, was Ihr Veilchenkavalier Ihnen schickt!”
    Louise sah mit wehmütigen Blicken auf das Veilchen aus blasslila Edelsteinen. Dann behielt sie es mechanisch in der Hand, wie sie zuvor das weiße Päckchen in der Hand behalten hatte.
    Langsam, mit schleppendem Schritt, folgte sie der eilends voranschreitenden Rosalie.
    An der Tür sah sie sich noch einmal nach dem Bilde um. Dann wandte sie rasch, furchtsam fast, den Blick und stieg in ihr Schlafgemach hinauf.
    Mit so wenig Unterbrechungen, als es sich irgend einrichten ließ, wurde die Fahrt von Tours nach Paris zurückgelegt. Frau von Fleuvigny sehnte sich nach ihrem Gatten. Auch sollte die Reise nach Möglichkeit verbilligt und die Nachtquartiere in den Gasthöfen gespart werden.
    Bei ihrer Ankunft wurden die Damen ohne besonderes Zeremoniell kühl und steif von Frau von Choisy empfangen. Bis zur Vorstellung Fräulein von La Vallières am Hofe Madames und ihrer offiziellen Ernennung zur Ehrendame hatte man ein bescheidenes Quartier im Palais de Luxembourg für sie bestimmt, in dem die „Grande Mademoiselle”, die Tochter erster Ehe Gastons von Orléans, residierte.
    Louise war enttäuscht. Sie hatte sich ihren Einzug in Paris anders vorgestellt. Vielleicht nicht mit mehr Glanz, aber mit mehr Wärme und Herzlichkeit. Frau von Fleuvigny tröstete, ein wenig gegen ihre Überzeugung, ein wenig zerstreut auch, da ihr Gatte mit dem König in Compiègne war und erst in drei Tagen zurückerwartet wurde.
    Während Rosalie in den königlichen Gärten umherstrich und in den Gewächshäusern eine ganze Menge neuer Blumenarten entdeckte, von denen sie dem Vater unbedingt berichten musste, vertrieben sich die einsamen Frauen die Zeit damit, aus den Fenstern ihrer hoch gelegenen Wohnung Louises künftige Heimat kennen zu lernen. Zärtlich umschlungen sahen sie über die engen und niederen Häuser fort auf Paris, die Stadt des verschwenderischen Genusses, hinüber auf den Glanz des Louvre und die stolzen Tuilerien.
    Dann, als sie ahnungslos sich zur anderen Seite wandten, lief ein Schauer über sie hin. In düsterem Gegensatz zu Glanz und Pracht und Farbe sahen sie auf finstere Klöster, auf unheimliche Häuser strenger, religiöser Zurückgezogenheit. Die Mauern der Chartreux, die Kuppel von Val-de-Grâce starrten ihnen entgegen, und abseits dieser beiden ein großer, finsterer Bau, dessen Name allein genügte, all denen kalte Schrecken durch das warme Blut zu jagen, die die Welt mit ihrem Glanz und ihren Freuden liebten — das Kloster der Karmeliterinnen.
    Schaudernd wandten sich die Frauen ab und hielten sich fester umschlungen.
     
     

II
     
    Der gelbe Saal im Palais Royal strahlte hell im Glanz seiner Lichter und kristallenen Spiegel. Madame hielt, wie jeden Sonnabend, ihren Spiel-“cercle en petit comité“.
    Die Diener hatten Befehl erhalten, heute nicht mehr als fünf Spieltische auf zustellen. Die schöne Henriette erwartete von ihren Intimen nur die Intimsten.
    Lange vor der Zeit hatte sie selbst den gelben Saal betreten. Zerstreut, die schöne junge Stirn in nachdenkliche Falten gelegt, schritt sie zwischen den Spieltischen auf dem blanken Parkett auf und nieder. Die nachdenklichen Falten verschwanden und ihre Züge erhellten sich erst wieder, als sie in einem der in die Wand gelassenen Spiegel ihr eigenes Bild erblickte. Ihre lebhaften dunklen Augen leuchteten auf.
    Wahrhaftig, er hatte Recht, der Spiegel — und ein anderer auch: Sie war schön!
    Mit drolliger Schwermut seufzte sie auf. Warum nur hatte dieser andere erst jetzt Augen für ihre Schönheit — jetzt, da es eigentlich nicht mehr sein sollte!
    Dann lächelte Henriette von England ihrem schönen Spiegelbild wieder zu, sorglos, ein wenig leichtsinnig, ein wenig kokett. Im Grunde lohnte es nicht, sich den Kopf darüber zu zerbrechen! Mit ihren
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