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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)
Autoren: Dora Duncker
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zu ihr auf.
    „Du weißt, mein liebes Kind, weder die La Vallière noch die Saint-Remi gehören zu den reichen Leuten. So schön dein geliebtes La Vallière ist, so ist es, was seine Erträge betrifft, während der letzten Jahre immer wertloser geworden. Dein Vater war ein trefflicher Offizier, Ehre seinem Andenken, aber mit Glücksgütern war er nicht gesegnet, und Saint-Remis Einkünfte als Haushofmeister Gastons von Orléans reichen nicht aus, zwei erwachsene Töchter, wie du und Cathérine jetzt seid, standesgemäß zu erhalten und einen jungen Offizier, wie deinen Bruder François, angemessen zu unterstützen.”
    „Ich weiß wohl, liebe Mutter! Ihr habt mancherlei Sorgen mit uns Kindern.”
    Die Marquise nickte und fuhr noch um einen Grad feierlicher als zuvor in ihrer Rede fort.
    „Meine liebe Louise Françoise, du bist die Erste, ja die Einzige vielleicht, die diese unsere Sorgen lindern kann! Der Marquis hat gefunden, wonach er schon lange gesucht, eine zuverlässige und vertrauensvolle Persönlichkeit, die deine Zukunft und damit einen Teil der unseren in die Hand zu nehmen versprochen hat. Frau von Choisy hat dir im Verein mit der mächtigen Montpensier eine Stellung als Ehrendame am Hofe Madames ausgewirkt!”
    Louise sprang auf. Ihre Augen befeuchteten sich. Ein schmerzliches Lächeln zog sich um ihren schön gewölbten Mund.
    „Ich soll fort, an den Hof? Fort von euch allen? Allein?”
    Ein Schluchzen brach aus ihrer jungen Brust. Die Marquise zog ihre Tochter fest in ihre Arme.
    „Es ist kein Grund zum Weinen, mein geliebtes Kind. Ein herrliches Leben erwartet dich am Hofe Madames in der Nähe des Königs und der jungen Königin! Eine glänzende Zukunft eröffnet sich dir. Gibt es Beneidenswerteres? Große Männer, berühmte Frauen wirst du kennen lernen, an der Quelle alles Hohen und Schönen wirst du sitzen! Die Pracht von Versailles, Saint-Germain und Fontainebleau wird sich dir erschließen! Du, die du so gern in Bücher dich versenkst, wirst sie lebendig werden sehen, all deine Träume vom Leben ...”
    Aber Louise schüttelte traurig und verzagt den Kopf. „Ich gehöre nicht an den Hof, liebe Mutter — glauben Sie mir das.”
    Die Marquise lächelte überlegen, indem sie ihre liebliche Tochter in der ersten Anmut ihrer knospenden Jugend betrachtete.
    „Besser, als du glaubst, kleine Törin.”
    Und weiter sprach sie von allen Wundern, die das Kind erwarteten, das aus den engen Grenzen eines provinziellen, oft beinahe ärmlichen Lebens noch niemals herausgekommen war.
    „Und dann”, fuhr die Marquise fort, „wenn es dir gelungen ist, dir Madames Gunst zu gewinnen, wenn im Lauf der Zeiten vielleicht ein gütiger Blick aus den Augen unseres herrlichen Königs auf dich fällt, vermagst du viel für die Deinen zu tun. Nicht nur, dass wir dich selbst wohl geborgen, nahe den Stufen des Thrones wissen, nein, auch deinem Bruder kannst du durch deine Fürsprache zu einer raschen, glänzenden Karriere verhelfen, deinem Stiefvater zu einer Stellung am Hofe, einträglicher und befriedigender als die bei Gaston von Orléans, vergraben in der Provinz, wie es ist. — Hörst du, was ich sage, Louise Françoise?”
    Das Mädchen nickte stumm. Ihr Ohr hatte die Worte der Mutter wohl vernommen, aber ihr Herz verschloss sich ihnen. Das lag in ihren Augen, die sehnsüchtig durch das offene Fenster in das Land ihrer Jugend flogen. Auf den kleinen Fluss, der so friedlich zwischen den hohen Pappeln dahinflog. Auf die Mühle, die seine Wellen trieben. Auf den spitzen Glockenturm von Reugny, auf die Weingärten, die nun bald in der Pracht ihrer edlen Früchte stehen würden, auf die dunklen Eichenwälder, die die sanfte lichte Landschaft wie in einen ernsten Rahmen fassten.
    Zu all den frohen Spielen ihrer Jugend flog es zurück, dies bang schlagende Herz, deren Zeuge das geliebte La Vallière gewesen, zu den heiteren Gefährten, die diese Jugend bis zum heutigen Tage mit ihr geteilt, da sie mit der Mutter als Gast auf ein paar frohe Sommerwochen in der Heimat eingekehrt war.
    Das alles sollte vorüber sein — vorüber für immer!?
    Die Marquise war zu ihrer Tochter ans Fenster getreten und hatte den Arm um die zarten Schultern des gertenschlanken Geschöpfes geschlungen. Sie schien Louises Gedanken, so weit ab sie auch von den ihren gingen, erraten zu haben.
    „Du sollst nicht ganz allein in die Fremde ziehen, mein liebes Kind. Ein Stückchen Jugendfreundschaft soll dich begleiten. Ich werde gleich morgen
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