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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)
Autoren: Dora Duncker
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Gespräch zu ziehen.
    Wie hilfesuchend sah sie sich nach Madame um, ob sie nicht vielleicht einen Befehl für sie habe. Aber Madame stand im lebhaften Gespräch mit dem Marquis von Vardes, der sich von der Gruppe Monsieurs losgemacht hatte, ganz in der Nähe des Königs.
    Plötzlich, während Benserade noch auf Louise einsprach, richtete Henriette den Blick auf Fräulein von La Vallière, eindringlich, lächelnd, triumphierend. Dann sagte sie laut genug, dass man es im ganzen Saal hören konnte, und ein wenig spöttisch:
    „Sire, Sie beauftragten mich, Sie daran zu erinnern, dass Sie Fräulein von La Vallière fragen wollten, woher die Veilchen stammen, die sie täglich frisch am Kleiderausschnitt trägt.”
    Dem König war diese laute Herausforderung, mit der Komödie zu beginnen, nicht eben genehm, aber er war zu galant, um die Freundin zu konterkarieren. So schritt er auf Benserade und Fräulein von La Vallière zu, die in hilfloser Verlegenheit stand, das Glas mit Gefrorenem in der Hand, das der Dichter ihr eben gereicht hatte und das ihre Finger krampfhaft umschlungen hielten.
    Der König, der nicht ungern den Eindruck seiner machtvollen Persönlichkeit sichtbar in Erscheinung treten sah, lächelte dem jungen Mädchen freundlich zu. Louise hob den Blick mit der Scheu eines jungen verfolgten Rehs zu ihm auf. Sie hatte nur den einen Gedanken, die heiße Bewunderung zu verbergen, die ihre ganze Seele für ihn erfüllte.
    „Madame hat Recht, Fräulein von La Vallière. Ich wüsste gern, woher die Veilchen stammen, die Sie an der Brust tragen. Ihre Frische und ihr Duft beschämen die Le Nôtres.”
    „Sie kommen aus der Heimat, Sire”, sagte Louise mit ihrer leisen süßen Stimme, deren Zauber nie vergaß, wer sie einmal gehört hatte.
    Der König sah in das blasse, von reichem blondem Haar umrahmte Gesicht; er sah die schönen blauen Augen des Mädchens unter den langen Wimpern scheu zu sich aufgehoben, und im gleichen Augenblick fasste er den Entschluss, das Spiel Madames nicht mitzumachen. Dies junge Geschöpf in seiner ahnungslosen Unschuld, in seiner unberührten Keuschheit, war zu schade für die geplante Komödie.
    „Und wo liegt diese Heimat, Fräulein von La Vallière, die dem Gedeihen der Veilchen so günstig ist?”
    „In der Touraine, Sire — ”
    „Ihrem traurigen Gesicht nach, Fräulein von La Vallière, haben Sie Sehnsucht nach dieser Heimat.”
    „Ein wenig wohl, Sire!”, gab Louise ehrlich zurück.
    Dann erinnerte sie sich, dass die Mutter und Suzette ihr gesagt, man dürfe bei Hofe nie seine wahre Meinung aussprechen. Sie errötete heiß und wollte das unbedachte Wort zurücknehmen. Der König aber lächelte gütig und schritt mit kurzem Gruß zu dem Spieltisch zurück, an dem Madame ihn schon ungeduldig erwartete.
    „Und Sie werden die Nymphe darstellen?”, fragte Benserade, wieder zu der tief in Gedanken Verlorenen tretend.
    „Wenn Sie es wünschen, Herr von Benserade.”
    Der Dichter, der den König und seine impulsive Natur sehr genau kannte, sagte mit Nachdruck:
    „Von diesem Augenblick an bin ich nicht der Einzige, der es wünscht, Fräulein von La Vallière.”
    Louise verstand ihn nicht. Sie stand in tiefer Bewegung, dem Blick des Königs nachsinnend, dem ersten voll Güte und Sympathie, der ihr geworden war, seit sie vor einem halben Jahr von Frau von Fleuvigny Abschied genommen hatte.
    Drüben am Spieltisch aber flüsterte Madame gereizt: „Sie geben nicht Acht, Sire. Dieser Zug gehört mir. Sollten Sie schon so eingenommen sein von den Reizen dieser kleinen simplen Provinzialin, dass Ihre Gedanken vom Spiel abirren?”
    Louis lächelte galant, verbindlich und ein ganz klein wenig sarkastisch.
    „Im Gegenteil, Henriette. Ich wollte Sie gerade bitten, mich von der Verpflichtung zu entbinden, Fräulein von La Vallière den Hof zu machen. Warten wir, bis die de Pons sich wieder erholt hat.”
    Madame warf einen halb mitleidigen, halb spöttischen Blick auf Fräulein von La Vallière, die sich nicht weit von ihr mit Guiche und Benserade zum Spiel gesetzt hatte.
    „Vielleicht haben Sie Recht ...”
    Dann, indem sie mit raschem Blick das schwarz-weiße Spielfeld musterte, rief sie mit erhobener Stimme: „Gardez la reine, Sire!”
    In den kleinen, nichts weniger als fürstlich eingerichteten Räumen, die das Fräulein von La Vallière im Palais Royal bewohnte, saß Rosalie und nähte an dem Nymphenkostüm für ihre Herrin. Ab und zu sprang sie lebhaft auf und hielt es bewundernd
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