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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)
Autoren: Dora Duncker
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vor sich hin. Bezaubernd würde es Fräulein Louise kleiden, das spinnwebfeine, zartgrüne, silbergestickte Gewand, das so recht zu der schlanken Gestalt und dem zarten Teint passte.
    Wenn es nach ihr ginge, würde Louise einen Kranz frischer Waldblumen dazu im Haar tragen. Sie brauchten gar keinen der vornehmen Hofgärtner dazu. Aufs Kränzewinden verstand sich die kleine Gilbert von Kindheit an, und in den herrlichen Wäldern von Fontainebleau, die viel schöner sein sollten als die Wälder der Touraine, würde sie jetzt im Mai Blumen übergenug finden.
    Überhaupt Fontainebleau und die Feste des Königs!
    Wie eine kleine Wilde sprang Rosalie vor Vergnügen in dem engen Zimmer umher. Was würde sie da alles zu sehen bekommen! Die Proben zu dem neuen Ballett des Herrn von Benserade, den sie sogar persönlich kennen gelernt hatte, als er dem Fräulein einmal Besuch gemacht, um die Rolle der Nymphe mit ihr zu studieren. Er war kein junger Mann mehr, der königliche Hofdichter — Mitte vierzig, wie man sagt — was für Rosalies achtzehn Jahre beinahe schon ein Greisenalter war —, aber stattlich und gut aussehend, und sehr artig mit dem Fräulein und gar nicht stolz.
    Vor allem aber würde sie endlich den Hof mal aus der Nähe sehen! Was die kleine Neugierige bisher davon erblickt, war herzlich wenig gewesen.
    Madame und Monsieur freilich, mit denen man die Ehre hatte, unter einem Dach zu wohnen, war Rosalie schon dann und wann begegnet. Einmal sogar hatte sie sich hinter einer Säule der großen Treppe versteckt gehalten und gesehen und gehört, wie Monsieur und Madame sich zankten. Monsieur schien sehr böse auf Madame zu sein, weil sie zu intim mit irgendeinem Herrn vom Hof gewesen. Den Namen hatte Monsieur nicht genannt. Rosalie kicherte noch jetzt bei dem bloßen Gedanken an diesen Streit, der ihr furchtbar komisch vorgekommen war, besonders Monsieur in seiner Wut.
    Aber auf diese beiden hatte die kleine Tourainerin es eigentlich gar nicht besonders abgesehen, sondern auf den König und die junge Königin! Ach, wenn sie nur erst in Fontainebleau wären, wo man ganz nah beisammen wohnen würde!
    Fünf, sechs, acht Tage noch! Eigentlich nicht lange mehr, wenn sie bedachte, was es bis dahin noch alles an des Fräuleins Garderobe zu tun gab.
    Ja, das Fräulein! Das war so eine Sache, mit der Rosalie durchaus nicht zufrieden war. Gar nicht so recht vergnügt wollte sie sein, immer so ein bisschen traurig und versonnen, obwohl alle Leute sie gern hatten — oh, die pfiffige Rosalie hatte ihre Quellen —, einige sogar ganz besonders gern, wie der Herr von Benserade, der als alter Mann freilich nicht mitzählte, dafür aber der schöne elegante Graf von Guiche umso mehr, der ja wohl am Hofe für besonders geistreich galt. Ja, sogar Madame erwies ihr seit einiger Zeit viel Freundlichkeit, nachdem sie sich anfangs um das Fräulein gar nicht bekümmert und ihrer viel zu bescheidenen, schönen Louise kaum einen Blick gegönnt hatte!
    Jede andere wäre über diese Erfolge stolz und glücklich gewesen. Nur ihr Fräulein war es nicht. Ob es doch ein wenig Sehnsucht nach Herrn Bragelonne war, der so gar nichts von sich hören ließ, nicht einmal Veilchen schickte? Wo hätte das Fräulein sie herbekommen, wenn der Vater nicht dafür gesorgt hätte!
    Gleich aber schüttelte das lebhafte Mädchen den dunklen Kopf. Nein, Graf Bragelonne konnte es nicht sein, um den Louise traurig war, sie sprach beinahe nie von ihm, und das Kettchen mit dem Veilchen trug sie nur, wenn sie selbst es ihr heimlich umhängte. Wer aber war es sonst?
    Rosalie hatte längst die fleißigen, geschickten Finger wieder gerührt, als es leise an ihre Tür klopfte. Sie sprang auf, um zu öffnen. Clémence, das Kammermädchen des Fräulein de Pons, stand vor ihr.
    Die Mädchen hatten seit einiger Zeit so etwas wie Freundschaft miteinander geschlossen, was nicht hinderte, dass sie von Zeit zu Zeit, ihrer Herrinnen halber, in heftigen Streit gerieten. Clémence kam mit einer Neuigkeit.
    „Sputen Sie sich nur, Rosalie, dass Sie mit dem Kostüm Ihres Fräuleins fertig werden. Unsere liegen schon alle wohl verpackt. Es wird bereits Sonntag nach Fontainebleau aufgebrochen.”
    „Was Sie sagen, Clémence! Ist das wirklich wahr?” Clémence, eine geborene Pariserin, zog eine hochmütige Miene auf und sagte pikiert:
    „Mein Fräulein wird es ja wohl wissen! Sie hat es vom König selbst. See. Majestät ist seit einigen Wochen sehr gnädig, ja geradezu liebenswürdig
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