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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)
Autoren: Dora Duncker
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nicht?”
    Bragelonne erwiderte den Druck der schlanken, weißen Hand, aber er wandte den Blick. Er wollte Louise nicht sehen lassen, dass Tränen in seinen Augen standen.
    Eine lange Weile schwiegen beide. Dann wandte Bragelonne sich Louise wieder zu. Er schien ruhiger geworden zu sein.
    „Verzeihen Sie den ungestümen Ausbruch meines Schmerzes, Louise! Sie wissen seit lange, dass es für mich nur einen Gedanken auf der Welt gibt, für den ich lebe und sterbe, er heißt: Louise von La Vallière! Ich hoffte, wenn nicht im Sturm, so doch in treuer, ausdauernder Liebe mir Ihr Herz zu gewinnen — Ihre Freundschaft in Liebe verwandelt zu sehen. Heute begrabe ich diese Hoffnung auf ewig. Glänzendere Gestalten als die des armen Bragelonne werden fortan Ihre Wege kreuzen — der Jugendfreund wird auf immer vergessen sein!”
    Er konnte es nun doch nicht hindern, dass sie die Tropfen in seinem Aug sah.
    Auch Louise war tief bewegt durch den Schmerz, den sie dem Freunde zufügen musste. Was hätte sie darum gegeben, ihm diese traurige Stunde ersparen zu können! Aber so gern sie gewollt, sie hatte ihm, ehrlichen Herzens, keinen anderen Trost zu geben als den einen: dass sie ihn nie vergessen, dass sie ihm Freundschaft bewahren würde, was immer das Leben ihr bringen möge!
    Noch einmal küsste er ihre schlanken Finger, lange, heiß. Zugleich mit seinen Küssen brannten seine Tränen auf ihrer Hand. Dann schritt er, ohne sich noch einmal umzuschauen, dem östlichen Parktor wieder zu. Bald verschlangen die dichten Boskette seine schlanke, gebeugte Gestalt.
    Louise Françoise verbarg das blasse Gesicht in den Veilchen, den letzten, die der Jugendfreund ihr nach La Vallière gebracht. Und während sie dem harten Hufschlag des Pferdes auf der Straße nach Reugny nachhörte, fragte sie sich, nicht ohne Bangen: Wann und unter welchen Verhältnissen werde ich Bragelonne wiedersehen?
    Während Louise Françoise ihre letzten Reisevorbereitungen traf, saßen die Marquise von Saint-Remi und Frau von Fleuvigny in ernstem Gespräch zusammen. Der schöne Oktobertag war längst in den Abend gesunken. In dem mächtigen Kamin des niederen, etwas düsteren Gemaches prasselten die Holzscheite und vermischten den Schein ihrer roten Glut mit dem bleichen Licht der Wachskerzen in den verschnörkelten Wandleuchtern.
    Die Marquise hatte der jungen Frau aufmerksam zugehört. Zuweilen war es wie nachdenkliches Bedauern über ihr Gesicht gegangen, immer wieder aber hatte die zuversichtliche Haltung den Sieg davongetragen.
    „Meine liebe Frau von Fleuvigny”, meinte sie endlich, „es mögen viele Ihrer Bedenken zutreffend sein. Dennoch können weder der Marquis noch ich daran denken, von unserem Entschluss zurückzutreten. Es ist wahr, dass das Gehalt von sechshundert Francs, das die Ehrendamen Madames beziehen, längst nicht einmal für die geforderten Toiletten ausreicht. In unserem Fall ist Louise auf diesem Punkt durch das kleine Vermächtnis ihrer Patin sichergestellt — ”
    „Und der Ton am Hofe Madames?”, fiel Frau von Fleuvigny lebhaft ein. „Ich kenne ihn leider sehr genau. Madame ist trotz aller Liebenswürdigkeit von unberechenbarer Launenhaftigkeit. Ihre Ehrendamen sind heute ihre Puppen und morgen, wenn es ihr so passt — ihre Dienstboten.”
    Die Marquise lächelte überlegen.
    „Sie übertreiben wohl ein wenig, meine liebe Frau von Fleuvigny. Ihre Freundschaft für Louise lässt Sie zu schwarz sehen!” Frau von Fleuvigny seufzte.
    „Wollte Gott, es wäre so!”
    Dann brach sie das Gespräch, von dem sie überzeugt war, dass es doch zu nichts führen würde, ab. Es war von den letzten Reisevorbereitungen und den Abschiedsbesuchen die Rede, die in der Nachbarschaft noch gemacht werden mussten. Am Ende kam man auch auf die Bragelonne.
    „Es ist nicht nötig, dort Lebewohl zu sagen”, meinte die Marquise. „Die alten Herrschaften sind noch auf Reisen, und der junge Graf hat sich schon selbst empfohlen, wie mir Louise gesagt.”
    Die beiden Frauen sahen sich fragend in die Augen. Dann zuckte die Marquise von Saint-Remi die Achseln.
    „Ich habe keine Ahnung, wie die beiden stehen — wenn Sie, Louises vertraute Freundin, es nicht wissen!”
    „Louise ist sehr verschlossen.”
    „Wenn Sie mich ehrlich fragen, ich glaube nicht, dass meine Tochter die stürmische Neigung des Grafen erwidert. Ich hätte es nicht ungern gesehen. Die Bragelonne sind vornehme Menschen, und wenn auch nicht gerade reich, so doch leidlich begütert.
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