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Die Geliebte des Koenigs

Die Geliebte des Koenigs

Titel: Die Geliebte des Koenigs
Autoren: Jane Porter
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König.
    Erfolglos bemühte sich Jesslyn, ihren zerknitterten Rock glatt zu streichen. Plötzlich wurde sie sich schmerzhaft ihrer zwar praktischen, aber wenig aufregenden Garderobe und des langweiligen Haarschnitts bewusst. Sie war nie ein Modepüppchen gewesen – doch vor neun Jahren hatte sie sich noch etwas eleganter und ausgefallener gekleidet.
    Sie zwang sich zu einem professionellen Lächeln. „Und was kann ich nach dieser langen Zeit für dich tun?“
    „Unterrichten“, entgegnete er schlicht.
    Seine Antwort versetzte Jesslyn einen Stich. Doch sie versuchte, den unsinnigen Schmerz zu ignorieren. „Ja, das ist mein Beruf. Ich bin eine Lehrerin, und du bist ein König.“
    Sharif wandte seine grauen Augen nicht von ihr. Seine Miene war undurchdringlich. „Du hättest meine Königin werden können.“
    „Du hast es nie ernst mit mir gemeint, Sharif.“
    Augenblicklich war die Spannung zwischen ihnen fast greifbar. Seine Augen funkelten. „Du auch nicht.“
    Und mit einem Mal waren sie Gegner, die auf beiden Seiten einer unüberwindlichen Mauer standen.
    „Das ist weder fair noch entspricht es der Wahrheit“, presste Jesslyn zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Wut schnürte ihr die Kehle zu. „Es gab einfach keinen Platz für mich …“ Sie brach ab und biss sich auf die Unterlippe.
    Das alles war lange her. Sie wollte nicht mehr über die Zeit von vor neun Jahren sprechen. Inzwischen hatte sich so viel verändert. „Also, was hat dich wirklich zu mir geführt, Eure Hoheit ?“, fragte sie bewusst ironisch und sah mit Genugtuung, wie sich Sharifs Miene verfinsterte. Warum sollte nur sie unter dieser unerwünschten Begegnung leiden?
    „Das habe ich dir doch gerade erklärt“, gab er kühl zurück. „Ich bin hier, um dir einen Job anzubieten.“
    Er meinte es tatsächlich ernst. Es ging schlicht und ergreifend um einen Job. Als Lehrerin.
    Jesslyns Herz schlug bis zum Hals. Sie schluckte, sah auf und schenkte ihm ein kühles Lächeln. „Ich habe bereits eine Anstellung.“
    „Die offenbar kein Zuckerschlecken ist …“ Mit vielsagendem Blick sah sich Sharif in dem schlichten, etwas schäbig eingerichteten Klassenzimmer um.
    „Mir gefällt es“, versetzte Jesslyn beinahe trotzig. Sie ärgerte sich über seine zur Schau gestellte Überheblichkeit.
    „Würdest du mein Angebot eventuell in Betracht ziehen, wenn ich dir sage, dass es nur für den Sommer ist?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    Jesslyn stand kurz davor, Sharif zurechtzuweisen, ihm zu sagen, dass ihn das gar nichts angehe und dass sie ihm auch nicht das Geringste schulde. Doch sie verbiss sich die Worte. Ihre Entscheidung hing nicht in erster Linie mit der Vergangenheit, sondern mit ihrer Zukunft zusammen. Sie hatte Pläne für die Sommerferien – wundervolle, aufregende Pläne, die sie auf eine fast zweimonatige Reise entführen würden. Zunächst würde es an die hellen Sandstrände von Queensland, Australien, gehen. Danach wollte sie Sydney und Melbourne kennenlernen – kulturell, durch Museums- und Theaterbesuche, und auch kulinarisch. Schließlich wollte sie nach Auckland reisen und anschließend weiter zum Skilaufen in die Berge Neuseelands. „Weil … nein.“
    „Du wärst rechtzeitig zum Beginn des neuen Schuljahres im September zurück“, versuchte Sharif es jetzt in einem sanft überredenden Ton, der Jesslyn heiße Schauer über den Rücken sandte.
    „Weißt du was? Du erinnerst mich an meine Schüler, wenn sie einfach nicht hören wollen.“
    Er lächelte leicht. „Du hast nicht einmal eine Sekunde über meinen Vorschlag nachgedacht.“
    „Da gibt es nichts nachzudenken. Ich habe Pläne für den Sommer, die ich weder aufschieben kann noch will. Nicht einmal für dich.“
    Bei ihren letzten Worten verdüsterte sich seine Miene. Dabei hatte sie es nicht einmal sarkastisch gemeint. Aber die Art, wie er über ihr thronte, als würde er sich hier in seinem Palast befinden und nicht in ihrem Klassenzimmer, machte sie wütend. Sie mochte es nicht, wie er sie drängte. Und dass er sie, ihre Gefühle und Bedürfnisse schlicht überging, reizte sie zum Widerspruch.
    „Nett, dass du dabei an mich gedacht hast, Eure Hoheit , aber die Antwort bleibt Nein.“
    „Ich zahle dir doppeltes Gehalt.“
    „Stopp!“ Wütend schlug sie mit einem schweren Buch auf den Schreibtisch. „Hier geht es nicht ums Geld! Daraus mache ich mir nicht das Geringste. Du könntest mir zweitausend Dollar pro Tag anbieten, und es wäre mir
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