Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gelehrige Schuelerin

Die gelehrige Schuelerin

Titel: Die gelehrige Schuelerin
Autoren: Ira Miller
Vom Netzwerk:
aufmampften und sie interessiert dabei beobachteten. Annie starrte intensiv auf die Bilder. Plötzlich warf sie den Kopf in den Nacken und lachte herzlich.

23. Kapitel
Neuanfang
    Am nächsten Morgen, es war ein Freitag und der letzte Schultag vor den Frühjahrsferien, der letzte Tag aller neun Krankheitstage, die ich von der Schule wegbleiben durfte, stand ich sehr früh auf.
    Ich wollte mich von der Depression erholen.
    Ich räumte die Wohnung auf und reinigte alle Teppiche mit dem Staubsauger. Dann schrubbte ich das Sofa ab, das mittlerweile grauschwarz geworden war. Ich nahm einen Waschlappen und tauchte ihn tief in die Seifenlauge. Danach lief ich ein paar Schritte auf der Stelle, machte Liegestütz und Kniebeugen. Ich schwitzte und duschte mich, so heiß es nur ging, wobei ich die gebrochene Hand mit einer Plastiktüte umwickelte.
    Ich wollte kein Trauma zur Grundlage meines Lebens machen. Ich putzte die Zähne, gurgelte mit Mundwasser und beschloss, den Anfang des Bartes stehen und wachsen zu lassen. Jedes Schnippselchen Papier, das noch an Pornografie erinnern konnte, wurde vernichtet.
    Ich wollte kein Leben, das aus Traurigkeit, Einsamkeit, Verletzungen und Selbstmitleid bestand.
    Ich aß ein großes, warmes Bauernfrühstück und spielte dabei mein Lieblingslied:
Feelin’ Groovy.
Danach zog ich mir einen perfekt sitzenden Anzug an und warf die Armschlinge weg.
    Ich hatte mir gestern Abend in
Emanuelle
keinen mehr runtergeholt.
    »Hallo, hier spricht Arnie Lester«, sagte ich zu Mrs. Williams im Schulbüro. »Ich werde heute wieder in die Schule kommen.«
    Annie hatte genau denselben Film gesehen, der mich fast in Stücke gerissen hätte, und sie hatte gelacht.
    Zum ersten Mal überhaupt rief ich bei ihr zu Hause an und bat sie, mich vor dem Unterricht noch an dem Picknicktisch auf dem Sportfeld zu treffen, dem Tisch, an dem wir zum ersten Mal unser Lunch verzehrt hatten. Sie stimmte zu.
    Derselbe unerklärliche Drang, der mir die Fähigkeit gegeben hatte, eine Sechzehnjährige als meine Idealliebe zu betrachten, der mir den selbstzerstörerischen Zweifel eingebleut hatte, die Welt und mich selbst nur noch als hässlich wahrzunehmen, half mir jetzt, die Situation zu bewältigen.
    Ich hatte doch die Wahl.
    Die letzte Rolle meines Filmes war eingelegt …
    Ich saß an der Rückwand der Schule an dem von Bäumen umgebenen Picknicktisch, das Baseballfeld vor mir, dahinter, in weiter Ferne, das Oregongebirge. Die Luft war mild. Am Himmel bewegten sich schwere graue Wolken, die eine klare Bläue durchschimmern ließen. Offenbar hatte der Frühling sich endgültig eingenistet. Annie kam auf mich zugelaufen.
    Ich sah ihr Gesicht, ihre Figur. Sie war so wundervoll für mich, zu mir gewesen. Ich konnte ja nicht ewig in der Depression verharren. Ich wollte, dass sie sich wohl fühlte, Ich wollte mich selbst wohl fühlen. Dieser Augenblick sollte vollkommen sein.
    »Wie geht’s deiner Hand?«, fragte sie und blickte auf den unter meinem Jackett verborgenen Gips. Sie versuchte, der Situation das Peinliche zu nehmen.
    »Keine Schmerzen mehr.«
    »Der Bart gefällt mir. Siehst aus wie ein Teddybär.«
    »Danke.«
    Wir sprachen nicht weiter, betrachteten nervös die am Himmel vorüberziehenden Wolken.
    »Annie …«
    »Arnie…«
    Wir mussten lachen.
    »Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht, Arnie. Deine Hand, dass du nicht zur Schule gekommen bist, wie du in Seattle warst, und vor allem hinterher. Diese schlimmen Sachen, die ich dir gesagt habe. Ich hatte dir an diesem letzten Morgen im Motel so viel erklären wollen.«
    »Ich habe mich wie ein Mittelstürmer benommen, der gerade die Weltmeisterschaft verloren hatte. Mein Gott, ich habe dir die Hölle heiß gemacht. Aber du scheinst das Durchhaltevermögen eines Marathonläufers zu besitzen. Es tut mir wirklich Leid.«
    »Ich hätte dir von Tom etwas sagen wollen.«
    »Ich habe euch beide in
Emanuelle
gesehen.« Ich spürte, dass nicht einmal der Film mehr ein Grund war, diese horrende Eifersucht zu fühlen. Sie hatte neben ihm glücklich und entspannt ausgesehen. »Ich war zu verlegen, euch Guten Tag zu sagen.«
    »Ich wäre wohl an meinem Popcorn erstickt.« Vermutlich hätte sie auch diese Situation brillant gemeistert. »Ich habe ihn an dem Abend getroffen, an dem ich mit Clara und ihren neuen Freunden unterwegs war, weißt du, am Tag davor waren wir beide Schlittschuh laufen.«
    »Schon gut. Du brauchst mir die Einzelheiten nicht zu erzählen.«
    »Aber die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher