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Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)
Autoren: Klaus Funke
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Klara und schließt hinter ihrem Mann die Tür, lies erst und dann siehst du, ob du dich freuen kannst.
    Nein, nein, gleich will ich ihn aufmachen.
    Warte nur, Karl, dazu ist immer noch Zeit, zieh doch erst die Schuhe aus, geh nach oben, ich komme gleich nach. Willst du Tee oder Kaffee?
    Lass einen Tee machen, Herzle, das passt besser. Mein kleiner Schneider hat immer lieber Tee getrunken …
    Ende

Nachwort
    Wir befinden uns in Dresden und Weimar in den Jahren 1903, 1904 und 1906. Die schicksalhafte Begegnung des Schriftstellers Karl May mit dem Maler Sascha Schneider, einem der begabtesten Schüler Max Klingers, wird für uns in dem Roman von Klaus Funke so anschaulich, wie das selten einer historischen, kunstgeschichtlichen oder dokumentarischen Darstellung gelingt. Sascha Schneiders Gemälde, seine tiefgründige, symbolhafte Kunst trafen Mays Gemüt schlagartig und heftig zu einem Zeitpunkt, da er einer verwandten, einer künstlerisch einfühlsamen Seele ebenso bedurfte wie der Maler, dessen persönlich wie beruflich fragile Situation zu dieser Zeit besonders deutlich hervortritt und der wegen seiner homosexuellen Neigung und Partnerschaft gesellschaftlich in einer in höchstem Maße gefährdeten Lage war und so auf einen großzügigen Auftraggeber und Mäzen wie May durchaus angewiesen sein musste. Seelenverwandte und Brüder im Geiste gewiss – wer den sympathischen und zuweilen heftigen Briefwechsel zwischen ihnen kennt, wer um manche Diskussionen und die bis in die Nähe von Zerwürfnissen gehenden Auseinandersetzungen der beiden leidenschaftlichen Hauptprotagonisten, neben Mays sachlicher disponiertem Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld, weiß, der wird auch ermessen, welche offenen und untergründigen Spannungen die Beziehung zweier so ausgeprägter Charaktere auszuhalten hatte. Eine Beziehung, die ja trotz aller ausgesprochener und unausgesprochener Übereinstimmungen nicht ohne Irrtümer, Fehleinschätzungen, Selbsttäuschungen und emphatischer Übersteigerungen sich entfaltete.
    Was Klaus Funke in meisterlicher Darstellung in seinem historisch grundierten Roman, in gekonnt gestalteten Dialogen, in längeren Rückblenden oder inneren Monologen vor uns ausbreitet, sind in charakteristischen Episoden wichtige Abschnitte einer Art Doppelbiografie. Beide Künstler, so scheint mir, stehen in dieser Zeit an einem Wendepunkt. May strebt danach, wie sein germanischer Held auf seinem berühmten Rappen die todesbringende Schlucht zu überwinden – mit einem gewaltigen Sprung über die Vergangenheit. Für Sascha Schneider, den um Anerkennung, Erfolg und Reputation wie um eine gesicherte Existenz ringenden Künstler, muss die Zuwendung und Zuneigung des inzwischen so hochberühmten wie zunehmend angefochtenen, umstrittenen Schriftstellers ein ebenso überraschendes wie bewegendes Erlebnis gewesen sein. Mays offen ausgesprochene Hoffnung und Erwartung, seine vor allem nach der großen Orientreise sich anbahnende Wendung zum symbolischen Spätwerk nun auch mit einer entsprechenden äußeren Gestaltung durch die die Symbolkraft verkörpernden Deckelbilder Sascha Schneiders manifestieren zu können, wird sich freilich nicht erfüllen. Der Versuch, den Erfolg der früheren, der von Fehsenfeld so geschickt gebündelten und so schnell beim Publikum einschlagenden Erzählungen mit den hochfliegenden, wie auch immer autobiografisch eingefärbten neuen Romanen seit „Am Jenseits“ und dann mit der Gestalt des gewaltig hervortretenden „Silberlöwen“ und mit „Ardistan und Dschinnistan“ noch zu übertreffen, ist angesichts der Fülle der Feinde und Widersacher, der zunehmenden Angriffe aus den unterschiedlichsten Motiven und Lagern doch zum Scheitern verdammt. Die Vergangenheit holt den binnen weniger Jahre zum gefeierten Bestsellerautor emporgestiegenen Schriftsteller ein.
    Die in diesem Roman kaleidoskopartig aus verschiedenen Perspektiven sich darbietenden Szenen verbinden sich zu einer Gesamtszenerie, in der die fatale Wendezeit nach der Jahrhundertwende einen wichtigen Ausgangspunkt bildet. Die beiden Hauptprotagonisten neben Karl May treten in Funkes Gemälde, das die genaue Kenntnis der Lebensläufe, des historischen wie persönlichen Umfelds nicht verleugnet, in ihren durchaus auch ambivalenten Beziehungen zu May hervor: der Agnostiker Sascha Schneider wusste mit Mays symbolischen Schöpfungen viel, mit seiner extremen oder auch aufgesetzten religiösen Einfärbung weniger anzufangen und am wenigsten wohl auch
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