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Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)

Titel: Die Geister, die mich riefen: Deutschlands bekanntester Spukforscher erzählt (German Edition)
Autoren: Peter Wagner , Walter von Lucadou
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Tomatensoße. Ich stand neben ihm, und wir redeten, als plötzlich, wirklich aus dem Nichts, ein Stein in seinen Topf fiel.
    »O mein Gott!«, schrie der Mann auf. »Sehen Sie? Sehen Sie?«
    Er trat einen Meter zurück, in seiner Hand hielt er noch den Kochlöffel, so als wollte er sich gleich verteidigen. Ich beugte mich vor. Ich war fasziniert und wollte einen Blick in den Topf werfen.
    »Gehen Sie weg da«, schrie der Vater mich an. »Der Teufel! In der Soße ist der Teufel drin.«
    »Keine Sorge«, sagte ich. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich in der Tomatensoße keinen Teufel entdecken würde. »Ich will mich nur überzeugen, ob es wirklich ein Stein war.«
    »Verstehen Sie jetzt, was hier passiert? Verstehen Sie?«
    Der Vater redete ohne Unterlass auf mich ein. Ich nickte und hörte ihm zu. Mit einem Löffel holte ich einen kleinen Stein aus dem Topf. Ich sah mich um. Die Tür zur Küche war noch immer geschlossen. »Haben Sie jemanden zur Tür hereinkommen hören?«, fragte ich den Vater.
    »Nein, das hätte ich mitbekommen.«
    Ich nickte. Dann balancierte ich den Stein auf dem Löffel zur Spüle und ließ aus dem Wasserhahn vorsichtig einen feinen Strahl mit warmem Wasser darüberlaufen. Der Stein war zwar nicht markiert, sah denen auf dem Haufen aber sehr ähnlich. Ich wog ihn einen Moment lang in meiner Hand. Auch der Vater wagte sich nun zu dem »teuflischen Objekt«.
    »Wie kann das sein?«, fragte er mich.
    Noch einmal drehte ich mich um und betrachtete prüfend die Küche. Das Fenster war verschlossen. Es war keine Pflanze in der Küche und demnach auch kein Blumentopf, in dem, theoretisch, ein Stein hätte gelegen haben können.
    »Es ist tatsächlich ein Spuk«, sagte ich zum Vater und lächelte ihn an. Er ließ den Kochlöffel sinken und sah mich verwundert an.
    »Was daran macht Sie so fröhlich?«, wollte der Vater wissen.
    »Das war nun einer der seltenen Fälle, in denen jemand, der nicht direkt mit dem Spuk zu tun hat, die Auswirkungen mitbekommen durfte.« Ich betrachtete den Stein und war noch immer fasziniert. »Das ist sehr interessant«, sagte ich dann.
    Der Vater blickte nun selbst in den Topf. Als er aufschaute, sagte er zu mir: »Kein Teufel?«
    Ich schüttelte den Kopf und schien den Vater damit zumindest ein bisschen beruhigt zu haben. Dann erklärte ich ihm, dass ein Spuk meistens mit einer bestimmten Person verbunden sei. »Er kommt nicht von ungefähr. Nach allem, was wir bisher wissen, entsteht ein Spuk immer nur in Gegenwart von bestimmten Personen, die ein Problem mit sich herumtragen. Wir nennen diese Person ›Fokusperson‹.«
    »Aber ich habe kein Problem«, sagte der Vater unwirsch.
    »Das behaupte ich auch nicht. Es ist aber gut möglich, dass jemand in Ihrer Familie Stress hat oder andere Probleme. Diese Probleme können zu einem Spuk führen.«
    Der Vater blieb stumm.
    In meinen Gesprächen mit der Familie stellte sich heraus, dass der Vater immer wieder in Streit mit seiner vierzehnjährigen Tochter geraten war. Sie schien das Aschenputtel der Familie zu sein. Sie lebte im kleinsten Zimmer, ihre Schwestern wurden von den Eltern stets vorgezogen. Ich gab der Familie den Rat, die Tochter für ein paar Wochen zu Verwandten zu geben, weil ich sie als Fokusperson in Verdacht hatte.
    Zwar nahm die Familie den Rat nicht an, aber bald darauf geschah doch etwas. Nachdem auch nach meiner Abreise noch Steine durch die Wohnung flogen und außerdem sogar die Gardinen Feuer fingen, gab die Familie entnervt auf. Sie kündigten den Mietvertrag und zogen in eine neue Wohnung. Die vierzehnjährige Tochter kam für die Zeit des Umzugs bei Verwandten unter. Und tatsächlich geschah das, was in der Familie niemand mehr für möglich gehalten hatte: Der Spuk nahm ein Ende.
    »Verstehen Sie nun ein bisschen besser, was Spuk ist?«, frage ich in meinem Büro in der Hildastraße die Frau, die mir wegen ihrer Erlebnisse mit der versunkenen Stadt geschrieben hatte.
    Stille.
    »Hallo, sind Sie noch da?«
    »Ja … ja«, sagt die Frau. »Entschuldigen Sie. Ich denke nur nach. Wissen Sie denn, ob es so etwas häufiger gibt?«
    »Spuk ist ein sehr verbreitetes Phänomen. Es gibt viele Fallsammlungen, in denen von fliegenden Kissen, schwebenden Bügeleisen, sogar von schwebenden Haustieren die Rede ist. Es gibt Studien zu paranormalen Erfahrungen, denen zufolge fast drei Viertel aller Deutschen mindestens einmal in ihrem Leben etwas erlebt haben, das sie sich nicht erklären können.«
    »Ist das
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