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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Ricarda Jordan
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war auf der Hut. Er sah sofort, dass sie zum Schlag ausholte, und hielt ihren Arm fest.
    »Keine Chance, meine Süße. Nicht zweimal der gleiche Trick …«
    Damit schleuderte er den Silberleuchter über seine Schulter – und traf die Kruppe des Bullen, der sich immer noch wütend gegen den kläffenden Hund wehrte. Das mächtige Tier warf sich sofort herum.
    »Weg hier!«
    Amra sah, dass der Koloss sich näherte, aber Vaclav reagierte schneller als sie. Er stieß sie zur Seite, duckte sich unter dem Angriff des Tieres und zog sein Schwert. Schwer atmend stand er dem Bullen entgegen, der verwirrt verharrte. Sich einem Menschen als Gegner gegenüberzusehen, schien dem längst gezähmten Tier Angst zu machen. Unsicher scharrte es erneut mit den Hufen. Vaclav wartete, das Schwert erhoben, ohne sich zu rühren.
    Einige Ellen links von der Stelle, an der die Höhle im Fels lag, kletterte Magnus lautlos über den Klippenrand und zog sich auf festen Boden. Amra vergaß alle Angst, als sie ihn sah. Er war oben, er konnte sich Vaclav entgegenstellen. Er brauchte jedoch sein Schwert, und nur sie konnte es holen. Sie sprang zum Bock des Wagens und zog die Waffe hervor. Vielleicht würde der Bulle Vaclav ja lange genug beschäftigen, damit sie Magnus das Schwert zuwerfen konnte.
    In diesem Moment gab der Bulle unversehens auf. Er warf Vaclav noch einen misstrauischen Blick zu und senkte dann den riesigen Kopf ins Gras. Gleich darauf begann er zu fressen, als sei nichts geschehen. Auch der Hund hatte sich beruhigt.
    Vaclav fuhr sofort zu Amra herum und sah das Schwert in ihrer Hand. »Es wird immer besser, meine Amra!« Er lachte amüsiert. »Jetzt forderst du mich schon zum ritterlichen Zweikampf. Und mit meinem eigenen Schwert, wie ich sehe. Das habt ihr ja damals mitgenommen, dein Liebster und du.«
    Amra zog sich rückwärts hinter den Wagen zurück, bemüht, Vaclavs Blicke auf sich zu halten. Er durfte Magnus nicht sehen – nicht bevor der zu Atem gekommen war. Aber Vaclav hatte ohnehin nur Augen für Amra und die Waffe in ihren Händen. Er folgte ihr, das Schwert theatralisch vor der Brust. Wenn er nur ein Mal ausholte, würde er Amra das ihre aus der Hand schlagen. Sie konnte die Waffe nicht führen, diese Schwerter waren zu schwer für die Hände einer Frau.
    Vaclav schlug zu, als Amra eben um den Wagen herumging. Sie taumelte, aber zu seiner Überraschung flog ihr Schwert nicht fort. Es hielt dem Schlag stand und über Amras schlanken, das Heft umklammernden Fingern erschien eine große, starke Pranke. Magnus nahm seiner Frau das Schwert aus der Hand.
    »Ich fordere Euch zum ritterlichen Zweikampf, Herr Vaclav«, sagte er ruhig. »Es steht noch ein Gottesurteil aus, wenn ich mich recht erinnere. Solltet Ihr siegen, so könnt Ihr Herrn Pribislav den Vollzug melden. Aber ich glaube nicht, dass Gott auf Eurer Seite ist.«
    Amra hatte Magnus noch nie mit einem gleichstarken Gegner kämpfen sehen. Ohnehin hatte sie nur einen einzigen seiner ernsthaften Kämpfe mit angesehen – das von Zufall und vom Schicksal entschiedene Duell mit Niklot.
    Atemlos verfolgte sie nun, wie die Schwerter der beiden Ritter gegeneinanderklirrten. Sie trugen beide keine Rüstungen, nicht einmal Kettenhemden. Das machte den Schlagabtausch gefährlicher. Ohne zusätzliches Gewicht am Körper konnten die Männer ihre ganze Kraft in die Schläge legen. Amra sorgte sich um Magnus, der den Schwertkampf lange nicht trainiert hatte, aber auch Vaclav schien sich nicht jeden Tag im ritterlichen Kampf zu üben. Die Zeit, in der die Männer wütend umeinander tänzelten und aufeinander einschlugen, kam ihr endlos vor. Magnus versuchte eine Finte nach der anderen, aber Vaclav erkannte sie alle und ließ sich nicht daran hindern, immer wieder anzugreifen.
    Amra überlegte verzweifelt, wie sie zu Magnus’ Gunsten eingreifen konnte, dann war es jedoch Edita, die die entscheidende Wende auslöste. Die Kleine hatte geschlafen – zu Amras Erleichterung gänzlich verdeckt von dem voluminösen Mantel der Äbtissin. Vaclav hatte sie gar nicht bemerkt. Nun regte sich das Kind, schob den Kopf unter dem Mantel hervor und begann beim Anblick der kämpfenden Männer, erschrocken zu schreien.
    Magnus irritierte das nicht. Aber Vaclav blickte sich instinktiv um – und zeigte Magnus seine ungeschützte Schulter. Magnus, der eben einen Angriff hatte parieren wollen, schlug sofort zu. Sein Schlag trennte Vaclav den linken Arm vom Körper. Der Ritter erstarrte und blickte
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