Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
fest. »Komm, Amra, leg dich wieder hin, der Hund wird schon wieder auftauchen.«
    »Er kann doch nicht verschwinden! Und er ist hier hinuntergesprungen, bestimmt, an dieser Stelle.« Amra spähte angestrengt nach unten. Etwa mannshoch unterhalb der Klippe befand sich ein Felsvorsprung, auf dem der Hund Halt gefunden haben müsste, aber er war nicht zu sehen.
    »Amra, wenn er gestürzt wäre, hätte er gejault. Der fällt doch nicht lautlos in den Tod. Und der Hase auch nicht. Der ist schließlich ebenfalls weg. Du musst dich geirrt haben, die Tiere sind anderswo verschwunden.«
    Amra lief den Felsvorsprung entlang. Er zog sich ein ganzes Stück unterhalb der Klippe hin und stieg dabei an.
    »Vielleicht ist er hier hoch«, überlegte Amra.
    Für einen schwindelfreien Menschen oder einen sorglosen Hund war eine solche Kletterpartie nicht unmöglich. Amra sah sich oberhalb der Klippen um – da erschien Wuff plötzlich auf dem Felsvorsprung. Ebenso schnell, wie er zuvor verschwunden war, lief er daran entlang und sprang wieder auf festen Grund. Schwanzwedelnd trabte er auf Amra zu – er trug etwas im Maul.
    »Der hat doch wohl nicht das Kaninchen erwischt?«
    Amra lachte erleichtert, wunderte sich jedoch. Bislang war es Wuff noch nie gelungen, irgendeine Jagd erfolgreich zu beenden. Der Mischling war freundlich, aber zu nichts wirklich zu gebrauchen.
    Magnus sah genauer hin. »Das ist kein Tier«, wunderte er sich. »Komm mal her, Wuff, lass mich schauen, was du da hast.«
    Der Hund näherte sich vergnügt und legte seine Beute freigebig vor Amra nieder. Er hätte mit dem silbernen Leuchter auch kaum etwas anfangen können.
    Amra drehte das wertvolle Stück verwirrt in den Händen. »Siehst du, was ich sehe, Magnus? Das ist Silber! Wo kann er das herhaben?«
    Magnus lag bereits flach am Klippenrand und versuchte, darüberzublicken. »Eine Höhle, Amra. Da muss eine Öffnung sein, die nur vom Felsvorsprung aus zu erreichen ist. Ich werde mir das ansehen.«
    Er folgte dem Weg des Hundes über den ansteigenden Felsvorsprung und machte Anstalten, sich an der am wenigsten gefährlichen Stelle hinabzulassen.
    »Magnus!« Amra hielt ihn zurück. »Bist du von Sinnen? Wenn du hier einen falschen Tritt machst, bist du tot!«
    Magnus lachte. »Ich bin die Klippen von Arkona hinuntergeklettert, erinnerst du dich?«
    »Und hättest dich dabei zu Tode stürzen können. Also sei jetzt vernünftig. Wir befestigen ein Seil am Wagen und winden das Ende um deine Brust, daran kannst du dich festhalten, und falls du doch den Halt verlierst, bist du gesichert.«
    Amra rannte zum Wagen und knüpfte in Ermangelung von Tauwerk die Zügel aus den Kopfstücken der Pferde. Sie band sie geschickt aneinander – die langen Lederriemen würden Magnus’ Gewicht aushalten. Dennoch schlug ihr Herz heftig, als er sich jetzt über die Klippe herabließ und den Felsvorsprung entlangtastete.
    »Denkst du, da unten könnte noch mehr Silber sein?«, fragte sie nervös.
    »Wir werden’s gleich sehen«, beschied Magnus sie, folgte dem Felsvorsprung nach unten – und war dann ebenso plötzlich verschwunden wie zuvor der Hund.
    »Tatsächlich, hier ist eine Höhle!«, rief er zu Amra hinauf. »Und sie ist gar nicht mal so klein.«
    »Aber doch nicht voller Schatztruhen, oder?« Amra lachte. Sie fühlte sich jetzt sicherer, da Magnus offenbar auf festem Boden stand.
    »Nein. Wer hier seinen Schatz bewahrt, bevorzugt Säcke.« Magnus’ Stimme klang beunruhigend ernst. »Und … o mein Gott … hier liegt eine Leiche, Amra! Oder eher ein Skelett, vormals reich gekleidet …«
    Er kam wieder in Sicht und hielt Amra einen pelzverbrämten Kopfschmuck hin. »Hier, erkennst du das? Ich bin mir nicht sicher, aber es erinnert mich …«
    »Es gehörte zur Tracht der Svantevit-Priester«, sagte Amra. Sie hatte diese Kopfbedeckungen Hunderte von Malen im Tempelbezirk von Arkona gesehen.
    Magnus ließ den Schmuck sinken. »Dann hat einer von denen hier den Tod gefunden«, sagte er und ging wieder in die Höhle.
    Und dann hörte Amra einen Aufschrei.
    »Amra, … dieser … dieser Priester hat einen Schatz gehütet! Hier sind Silber und Gold, Amra, vor allem Münzen. Münzen aus aller Welt, sogar Drachmen aus dem Morgenland. Wir sind reich, Amra! Ich habe noch nie so viele Münzen auf einmal gesehen. Was kann das sein, Amra? Wo kommt dieser Schatz her?«
    Amra biss sich auf die Lippen. Für sie passten der Schatz und der Priester recht gut zusammen. Der Tempel des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher