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Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
Autoren: Ivy Paul
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taktvoll, während sie das Korsett schnürte. „So können wir Euch locker schnüren.“
    „Das wäre noch schöner. Verflucht.“
    „Miss Lizzie“, schimpfte die Zofe. „Wie könnt Ihr Euch solch einer Ausdrucksweise bedienen?“
    „Ach, Megan!“ Die Zofe kannte Lizzie und ihren Zwillingsbruder Jake seit frühester Kindheit und wusste um die unkonventionelle Art Lizzies. In den Jahren ohne Jake, der ihr als gutes Vorbild vorangegangen war, ließ Lizzie nach Megans Meinung jedoch deutlich an Beherrschung fehlen.
    Bei der Erinnerung an ihren Bruder überkam Lizzie Melancholie. Sie vermisste den besonnenen, reifen Jake. Eine einzige Unbeherrschtheit hatte ihn aus England vertrieben. Statt den Wünschen der Eltern zu entsprechen, hatte er seiner Abenteuerlust nachgegeben und eine Passage nach China gebucht. Dies hatte einen Streit herausgefordert, in dessen Verlauf Jake enterbt und aus dem Haus gejagt worden war.
    Obwohl die Eltern es verboten hatten, hielt Lizzie den Kontakt zu ihrem Zwillingsbruder aufrecht. Regelmäßig erreichten sie Briefe, in denen er von den exotischen Schauplätzen erzählte, an die es ihn verschlug. Jake fand schließlich sein Zuhause in Schanghai, der chinesischen Hafenstadt, wo er einen guten Posten bekam und seine Frau Melly heiratete. Mittlerweile war Lizzie die Tante der sechsjährigen Jennifer.
    Lizzie seufzte, und Megan sah sie forschend an. „Alles in Ordnung? Das Korsett ist doch locker genug?“
    „Ich musste an Jake denken. Ich habe schon lange nichts mehr von ihm gehört.“
    „Vielleicht erwartet Euch in London ein Brief.“
    Lizzie lächelte. „Das wäre wundervoll.“
    Sie seufzte erneut. „So sehr ich die Landausflüge auch liebe, die Herren, die meine Eltern in den letzten Monaten stets einladen, behagen mir überhaupt nicht.“
    Megan hob die schmutzigen Kleider auf. „Sie wollen Euch in guten Händen wissen. Es ist Zeit für Euch, zu heiraten.“
    Lizzie zog eine Grimasse. Leider bewiesen ihre Eltern kein Feingefühl bei ihrer Auswahl geeigneter Kandidaten. Herbert Cunningham, der letzte Bewerber, hatte sich als Säufer herausgestellt. Um Mortimer Price, Earl of Sandbridge, gab es hartnäckige Gerüchte, die von einer gewissen Neigung zu Gewalttätigkeiten berichteten. Und Albert Warrington war so offensichtlich dem eigenen Geschlecht zugetan, dass der Versuch, sie mit ihm zu verkuppeln, beinahe an Beleidigung gegrenzt hatte.
    „Wenn sie mit ihrem Geschmack nicht so unendlich weit von meinem entfernt wären, könnten sie erfolgreicher sein.“
    „Was ist denn an Barnaby Quigley verkehrt?“
    „Quigley? Der addiert doch schon heimlich die Wertgegenstände hier im Haus“, rief Lizzie empört. Außerdem gefiel es ihr nicht, wie er sie anstarrte. Ihr liefen dabei eiskalte Schauer über den Rücken. Sie schüttelte sich. „Nein, einen Barnaby Quigley werde ich gewiss nicht heiraten.“
    Lizzie warf ihrem Spiegelbild einen letzten prüfenden Blick zu. Eine adrette viktorianische Dame blickte ihr entgegen, das schwarze Haar züchtig aufgesteckt. Das Kleid mit eingewebten Blumen und ausgestellten Ärmeln und Schein-Unterärmeln stand ihr hervorragend. Ihre Mutter würde zufrieden sein.
     
    Lizzie rieb sich den schmerzenden Oberschenkel, ehe sie den Salon betrat. Erwartungsvolle Blicke trafen sie. Ihre Mutter und Lady Quigley saßen auf den Ottomanen, und im ersten Moment war Lizzie erleichtert, Barnaby nicht begegnen zu müssen, doch dann hörte sie sein Hüsteln vom Kamin her.
    „Miss Elizabeth, Ihr seht hinreißend aus!“ Seine ölige Stimme heuchelte Bewunderung. Dass er jetzt den Anschein eines vornehmen Gentleman erweckte, beruhigte Lizzie kein bisschen. Sie musterte ihn. Die sorgfältig ondulierte Frisur, das elegante karierte Jackett mit der passenden Weste und die blank gewienerten Schuhe passten so hervorragend in den edlen Salon, dass Lizzie verstand, warum ihre Mutter so von Barnaby Quigley angetan war. Ein Schwiegersohn wie er war selbst in den höchsten Kreisen des ton präsentabel.
    Lizzie nickte ihm zu. „Ich danke Euch, Sir.“
    „Lizzie, meine Liebe, warum geht Ihr und mein Barnaby nicht ein wenig an die frische Luft? Ein kleiner Spaziergang tut Euch sicherlich gut.“ Lady Quigley, deren schlaffe Gesichtszüge stets einen schmollenden Ausdruck zeigten, lächelte aufmunternd.
    Lizzie warf Barnaby einen raschen Blick zu. Seine Augen glitzerten gierig. Sie schluckte. „Ich weiß nicht, Lady Quigley. Es wäre nicht schicklich“, unternahm sie
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