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Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
Autoren: Ivy Paul
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hinunter auf das Treiben im Hafen. Schmutzige Arbeiter wuselten herum. Reisende, Seeleute mit schweren Säcken auf dem Rücken, die Haare zu kurzen Zöpfen zusammengebunden, die sie in Teer getaucht hatten. Pferdehufe klapperten, Menschen schrien und redeten durcheinander, und dies mischte sich mit den Geräuschen, die das Beladen und Entladen der Schiffsgüter verursachten.
    Cai seufzte leise. Egal, ob England oder Schanghai, überall herrschte emsige Betriebsamkeit in den Häfen. Wehmütig rief er sich Erinnerungen an seine erste Seereise wach. Welch ein Abenteuer es gewesen war! Er, der jüngste Kaufmann Schanghais, hatte die Erlaubnis des Kaisers persönlich erhalten, sich mit den Langnasen in ihrer Heimat zu treffen. Cai erinnerte sich noch an den Geruch des Teppichs, in den er seine Nase bohrte, als er im Kotau vor dem Hauptmandarin von Schanghai gelegen hatte.
    Sein Blick fiel auf einen Knaben, der mit dem Kapitän des Schiffes diskutierte. Der Kapitän schüttelte den Kopf, und der Jüngling wirkte immer hektischer und verzweifelter. Die Umgebungsgeräusche übertönten das Gespräch, obwohl Cai nah genug gewesen wäre, die Unterhaltung zu belauschen. Cai wollte sich abwenden, doch der Bursche fesselte seine Aufmerksamkeit. Ein unbestimmtes Gefühl zwang Cai, ihn genauer zu betrachten. Der Junge war Engländer. Selbst auf die Entfernung konnte Cai die goldenen Sommersprossen auf der vorwitzigen Nase erkennen. Üppige schwarze Wimpern beschatteten die dunkelblauen Augen, und die Lippen, so rot und voll, entfachten ein Sehnen in seiner Brust.
    Verwirrt wich Cai zurück. Er sah genauer hin und bemerkte erleichtert die weiblichen Rundungen unter den weiten Kleidern sowie das Fehlen des Adamsapfels – ihn überkam also nicht eine plötzliche Neigung zum eigenen Geschlecht, sondern bei dem Jungen handelte es sich in Wahrheit um ein Mädchen.
    Neugierig musterte er sie erneut. Was mochte der Grund für ihre Verkleidung sein?
     
     

Kapitel 2
     
    „… eine solche Seereise dauert im günstigsten Falle
    vier bis fünf Monate. In Anbetracht dieser Tatsache
    verliert ein solches Abenteuer schnell seinen Reiz.“
    Lizzie Reardon an Rowena Hartridge
     
    Lizzie redete verzweifelt auf den Kapitän ein. „Sir, wenn Ihr mir schon keine Passage verkaufen könnt, so lasst mich an Bord arbeiten. Ich flehe Euch an! Ich muss mit diesem Schiff reisen.“
    Der Kapitän, ein grobschlächtiger Mann mit Goldring im Ohr, spie neben ihr aus. Sie unterdrückte ein Schaudern. Er durfte auf keinen Fall Verdacht schöpfen. Wenn er schon wenig interessiert an einem Jüngling war, erlaubte er einer jungen Dame erst recht nicht die Überfahrt.
    „Junge, du hast ja noch Eierschalen hinter deinen Ohren!“ Er musterte ihr Kinn. „Du hast noch nicht mal Bartwuchs. Einen zweiten Schiffsjungen brauche ich beim besten Willen nicht.“
    „Ich … ich könnte mich als Sekretär verdingen.“
    Der Kapitän lachte schnarrend. „Was in Dreiteufelsnamen sollte ich mit einem Sekretär anfangen?“
    Lizzies Blick flog über das Deck. Matrosen mit Schrubbern standen dort und putzten offensichtlich die Planken. Beißender Geruch wehte zu ihr herüber. Sie sah zum Kapitän.
    „Dann lasst mich das Deck bohnern, die Kajüten, gebt mir irgendeine Arbeit. Nur erlaubt mir, an Bord zu kommen!“
    Der Mann musterte Lizzie interessiert. „Junge, warum willst du unbedingt nach China reisen?“
    Lizzie schluckte. „Ich möchte zu meinem Bruder.“
    Ein fremdartig gewandeter Mann kam über die Rampe herab. Seine Züge wiesen ihn als Asiaten aus, und Lizzie mochte wetten, dass er Chinese war. Er verbeugte sich mit aneinandergelegten Handflächen vor Lizzie und anschließend vor dem Kapitän.
    „Shen Wei-Hu“, der Kapitän nickte dem Mann zu.
    Der Fremde redete in einer unbekannten Sprache auf den Mann ein. Der Skipper wiegte mit dem Kopf hin und her und antwortete in derselben Sprache, ehe er sich an Lizzie wandte.
    „Du hast Glück, Junge. Dies ist Shen Wei-Hu, der Leibdiener des  Ehrenwerten Chiao-Ho Cai. Dieser möchte in der Kunst des Schreibens unterwiesen werden. Kannst du schreiben und lesen?“
    Lizzie straffte sich. „Selbstverständlich, Sir.“
    Der Kapitän schlug ihr auf die Schulter, dass ihr beinahe die Augäpfel aus den Höhlen sprangen.
    „Na dann, Junge, los, der Ehrenwerte Chiao-Ho wartet nicht gerne.“
    Mit einer Mischung aus Erleichterung, Triumph und Furcht folgte Lizzie dem fast schon filigran wirkenden Chinesen an Bord. Er
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