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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier
Autoren: Joel Houssin
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bestätigen
    würden?
    »Klappt was nicht?« fragte Sevrin, besorgt über den
    sonderbaren Gesichtsausdruck des Chirurgen.
    Gaborit faßte sich mit beiden Händen an den Kopf
    und massierte sich die Schläfen ausgiebig mit den Fin-
    gerspitzen.
    »Alles in Ordnung. Ich möchte nur ein wenig allein
    sein ...«
    Sevrin zögerte einen Moment lang, schien eine wei-
    tere Frage stellen zu wollen, überlegte es sich aber plötzlich anders und verließ das Büro.
    Gaborit öffnete den Mund, so als würde es ihm an
    Sauerstoff fehlen. Diese Herztransplantation war die
    Chance seines Lebens. Er stand kurz davor, einem in-
    ternationalen Star ein neues Herz in die Brust zu setzen,
    und zwar in Zusammenarbeit mit einem gewissen Mark
    Zorski, den die ganze medizinische Fachwelt als den
    größten Herzspezialisten auf der ganzen Welt ansah.
    In dem Fall, da es sich tatsächlich um das Herz von
    Giova Llorens handelte, wären die Erfolgsaussichten
    außerordentlich groß ... Alle seine Träume, die in letz-
    ter Zeit so oft gefährdet waren, schienen mit einemmal
    in Erfüllung zu gehen. Wie teuer müßte er für ihre Ver-
    wirklichung bezahlen?
    Toland blieb in einiger Entfernung hinter den Milans zu-
    rück. Die drei Brüder diskutierten auf dem Bürgersteig
    miteinander. Von Zeit zu Zeit wandte sich der mongo-
    loide Stefan um und lächelte David mit entwaffnender
    Naivität zu. Plötzlich ging Milan auf Toland zu.
    »Kannst du mit einer Waffe umgehen?«
    Der Sammler zuckte zusammen.
    »Mit einer Waffe?«
    »Mein Bruder kennt sich hier aus«, erklärte der Geier.
    »Drinnen halten sich mindestens drei mit Drogen voll-
    gestopfte Gorillas auf, außerdem der Zuhälter aus der
    Apotheke. Du glaubst doch wohl nicht, daß wir ihnen
    nur eine Ohrfeige verpassen wollen.«
    Toland biß sich auf die Unterlippe.
    »Ich will keine Waffe!« beschloß er.
    Milan warf ihm einen wütenden Blick zu.
    »Dann bleib im Wagen, wir brauchen dich nicht.«
    »Gut. Aber sobald wir das Mädchen haben, bringen
    wir es sofort in diese Klinik und überwachen die Ope-
    ration.«
    Milan kniff die Augen zusammen.
    »Und dann gehen wir nie wieder auseinander?« ent-
    gegnete er ironisch und betonte das >Wir<, wie David das getan hatte.
    »Genau«, antwortete Toland. »Ganz genau.«
    Milan deutete ein Lächeln an.
    »Du bist der, der entscheidet, Kamerad«, flüsterte er
    und zog eine Spielkarte aus der Tasche. »Schon wieder
    diese verdammte Herzdame!«
    Er näherte sich dem roten Sportwagen des Zuhälters
    und schleuderte die Karte in einen der Reifen, in dem
    sie zitternd steckenblieb. Wie in Angriffsformation
    standen seine beiden Brüder neben ihm, so als hätten
    sie in ihrem ganzen Leben nie etwas anderes getan.
    Während Toland im Studebaker Platz nahm, betraten
    sie das Gebäude.
    Ihr Wortwechsel beschränkte sich auf ein Minimum.
    Milan warf sich auf den Mann an der Rezeption, packte
    ihn am Kragen, versetzte ihm einen kräftigen Schlag
    mitten ins Gesicht und schleuderte ihn in die Arme sei-
    nes Bruders Stefan, der ihn mit einer Ohrfeige nieder-
    streckte, die genügt hätte, einem Büffel die Hörner vom
    Kopf zu schlagen. Vito, der mit einer riesigen 44er Ma-
    gnum bewaffnet war, trieb die wartenden Kunden auf
    der Treppe zusammen. Der Überraschungseffekt war so
    groß, daß der Widerstand sich schwächer zeigte als be-
    fürchtet.
    Der zweite Wächter erhielt einen prächtigen Tritt zwi-
    schen die Beine und schlug gegen die Wand, wo Stefan,
    den die Situation bestens zu amüsieren schien, ihn mit
    einer weiteren Ohrfeige buchstäblich festnagelte.
    Die Lage verschlechterte sich merklich für die Ge-
    brüder Milan, als plötzlich der Kerl aus dem roten Wa-
    gen mit einem Gewehr in der Hand auftauchte. Unver-
    züglich richtete Vito seine Waffe auf ihn.
    »Nein!« befahl Milan.
    Vito zögerte, der Zeigefinger am Abzug wurde ge-
    fährlich blaß.
    »Wo ist Giova?« fragte Milan.
    Der Zuhälter riß die Äuglein auf. Ein ekelhaftes Grin-
    sen trat ihm auf die Lippen.
    »Man hat mich wissen lassen, daß jemand nach ihr
    sucht«, grinste der Araber. »Sie ist nicht mehr hier.«
    »Wer hat dich gewarnt?«» fauchte Milan.
    »Ihre Alten!« knurrte der Zuhälter nach wie vor in
    Kampfstellung. »Ich hab sie gekauft. Wenn du sie ha-
    ben willst, mußt du zahlen.«
    »Wieviel?«
    »Hunderttausend«, antwortete der Araber.
    Milan schnippte mit den Fingern und wandte sich an
    Vito.
    »Schieß ihm in die Beine!« befahl er seelenruhig.
    Der Schuß tönte
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