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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier
Autoren: Joel Houssin
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Toland,
    als er noch einmal die Personenbeschreibung durch-
    las.
    »Wenn du wüßtest, wie viele Studentinnen ihre Stu-
    dien als billige Nutten beenden!« grinste Milan.
    »Aber man könnte doch zahlen, oder?« fragte David.
    »Zahlen ...«, seufzte der Geier. »Hast du denn immer
    noch nicht begriffen? Das ist doch alles nur Theater!
    Nichts als Augenwischerei. Keinen Pfennig besitzen die
    Eltern dieses leukämiekranken Kindes. Denkste! Da-
    mit's funktioniert, müssen sie auf arm machen, ver-
    stehst du? Man rettet ein Kind, David Toland, Idol der
    Todeskandidaten, erkennst du den Nutzen? Oder willst
    du, daß Steve Odds uns dazwischenfunkt?«
    Tolands Blick verfinsterte sich.
    »Und wenn wir überdies ein Mädchen vor der Prosti-
    tution retten, wird Odds mit dem Verdienstkreuz deko-
    riert«, brummte er.
    »Möglich«, erwiderte Milan. »Doch es bleibt dir keine
    andere Wahl mehr. Wenn du dich jetzt verdrückst, wird
    Odds auch davon profitieren.«
    Man hatte Pamela vorn in der Überschallmaschine unter
    ein Sauerstoffzelt gelegt. Langsam, unerbittlich wurde
    ihr Herz immer schwächer. Der Mann mit der dunklen
    Sonnenbrille beobachtete sie wie jemand, der sich den
    Kothaufen anschaut, in den er eben getreten hat. Dann
    setzte er sich erneut zu Sirchos.
    »Und deswegen bereiten Sie uns all diese Probleme!«
    seufzte er angeekelt.
    Langsam setzte Sirchos sich aufrechter hin.
    »Wenn Sie noch ein Wort über sie sagen, werfe ich Sie
    über dem Atlantik raus, und zwar mit einem Regen-
    schirm anstelle eines Fallschirms«, erwiderte er halb-
    laut.
    Die beiden Männer verstummten, als Mark Zorski
    sich ihnen mit sorgenvoller Miene durch den Mittelgang
    näherte. Weder zu der seltsamen Szene auf dem Flug-
    hafen noch zu der unerwarteten Anwesenheit dieses
    Unbekannten mit der schwarzen Sonnenbrille hatte er
    auch nur eine einzige Frage stellt. Er hatte sich damit
    begnügt, gut zwei Stunden lang zu schlafen, bevor er er-
    neut seine Patientin untersuchte. Vor dem Milliardär
    blieb er stehen. Er blickte äußerst pessimistisch drein.
    »Ich werde die letzten Informationen nach Paris
    schicken«, murmelte er.
    Seltsam - wie an einem Totenbett wagte in diesem
    Flugzeug niemand mit lauter Stimme zu sprechen. Sir-
    chos richtete sich auf.
    »Was ist denn los?«
    »Die Reise ermüdet sie sehr«, erklärte der Chirurg.
    »Ihr Herz schlägt immer langsamer. Es hat keine Kraft
    mehr, trotz der Vorbeugemaßnahmen nehmen die
    Giftstoffe zu. Sobald wir ankommen, muß operiert
    werden ...«
    Er schien einige Sekunden lang zu überlegen.
    »Wie weit ist es vom Flughafen bis ins Krankenhaus?«
    fragte er.
    Sirchos zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß nicht genau. Eine Stunde vielleicht . . . «
    Zorski verzog das Gesicht. Pamelas Herz, das mit
    Unmengen von Blut gefüllt und durch die aufeinander-
    folgenden Operationen geschwächt war, bot trotz der
    Notbehelfe, die es stärken sollten, viel weniger Wider-
    stand als vorhergesehen und drohte nun jeden Moment
    zu zerreißen. Die abgestorbenen Teile würden den
    Druck nicht aushalten.
    »Wir benötigen einen Wagen mit einem Sauerstoffap-
    parat«, forderte Zorski. »Das Implantat muß vorbereitet
    werden, der Franzose Gaborit und sein Team müssen
    sich für einen Eingriff bereithalten . . . «
    Sirchos hob den Kopf und stand von seinem Sitz auf.
    »Ich werde sie informieren.«
    »Schicken Sie Gaborit auch die Resultate der letzten
    Analysen«, sagte der Chirurg noch. »Ich möchte, daß er
    weiß, worauf er sich vorbereiten muß . . . «
    Daß der Franzose sich auf das Schlimmste gefaßt ma-
    chen sollte, fügte er lieber nicht hinzu. Auf ein Herz bei-spielsweise, das in seinen Händen buchstäblich explo-
    dieren könnte ...
    Stumm nickte Sirchos erneut und ging ins Cockpit.
    Innerhalb weniger Stunden hatte sich der Milliardär
    völlig verändert. Seine harten, willensstarken Gesichts-
    züge hatten sich aufgelöst und waren erschlafft. Sirchos
    wurde immer grauer.
    Zorski kannte nur einen Grund, der einen Mann der-
    art verwandeln konnte: die Angst ...
    Milan nahm einen kräftigen Schluck Whisky und hielt
    Toland die Flasche hin.
    »Da, trink!«
    David war ganz verkrampft und lehnte mit einer kur-
    zen Geste ab.
    »Verdammt! Was bist du für einer?« wütete Milan
    und schloß die Flasche. »Ich hab gesehen, wie du an
    Dutzenden von Kerlen rumgeschnippelt, ihnen den
    Bauch aufgeschnitten, in ihren Eingeweiden herumge-
    wühlt und ihnen ins Fleisch gebohrt hast, ohne dich
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