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Die Gehorsame

Die Gehorsame

Titel: Die Gehorsame
Autoren: Molly Weatherfield
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wird dein Geld so gut investieren, dass du auch meins bezahlen kannst.
    Lebewohl, J.
    PS Nachdem du weg warst, habe ich Mirrorshades gelesen. Es ist ein interessantes Buch, und ich dachte, dass du es vielleicht zu Ende lesen möchtest, deshalb schicke ich es mit. Von Zeit zu Zeit, in deinen Ruhepausen, darfst du nämlich Bücher haben.
    Ich hätte am liebsten vor Wut mit dem Fuß in diesem neuen, steifen Stiefel aufgestampft. Egoistisch, verwöhnt, uncool, dachte ich. Unfair. Romantisch, amateurhaft, dachte ich auch. Scheiße, dachte ich. Ich hatte das alles durchgemacht, und genau diesen Augenblick wählte er für sein großes, kokettes, reumütiges, zögerndes männliches Geständnis. Er hatte versprochen, mir etwas zu geben, in dem ich meine Fantasien ausleben konnte – wer hätte denn gedacht, dass es ein verdammter Groschenroman sein würde?
    Und dann wurde mir das Humorvolle an der Situation bewusst. Oh Jonathan, dachte ich, ich habe von dieser männlichen Beziehungsangst gehört, aber du hast wirklich ganz besondere Umwege genommen, nur damit du mich nicht fragen musstest, ob ich mit dir ins Kino gehe. Ganz zu schweigen davon, mit mir essen zu gehen. Ich kicherte, als ich daran dachte, wie zielgerichtet Margot das Essen arrangiert hatte, und das unter den schlechtesten Bedingungen. Ich knüllte den Brief zusammen, um ihn wegzuwerfen, änderte dann aber meine Meinung. Ganz langsam glättete ich ihn wieder. Sie hatten mir eine Metallkassette für alle Papiere gegeben, die ich in diesem Jahr nicht brauchte. Meine Geburtsurkunde, meinen Führerschein, Scheckheft, Diplomzeugnis. Der alberne kleine Vertrag, auf dem Jonathan bestanden hatte und der sicherstellte, dass ich an meine 654 Dollar erst herankam, wenn meine Dienstzeit beendet war. Bilder von Stuart und mir, die wir an einem dieser Passbildautomaten im Woolworth gemacht hatten. Stuart würde den Brief bestimmt gerne sehen wollen, dachte ich, als ich ihn oben auf den Stapel legte und den Deckel schloss. Auf jeden Fall freute ich mich, Mirrorshades zu Ende lesen zu können. Und ich fragte mich unwillkürlich, welche Geschichte ihm wohl am besten gefallen hatte, dem verdammten Kerl.
    Stefan steckte die Kassette in seine Aktentasche, in der ich auch meine Akte sah. Dann hüllte er mich in einen groben schwarzen Umhang und führte mich aus dem Garten, einen weiteren Korridor entlang und aus dem Gebäude heraus. Vor der Tür parkte eine Limousine, und darin saß Mr. Constant. Ich stieg neben ihm ein und wartete darauf, dass er mir sagte, wie ich ihn begrüßen solle.
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