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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Birgit Erwin
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Verstümmelungen und die Zeichnung nicht zueinander passen. Und jetzt frage ich dich: Ist Tankmar Christ?«
    »Du grübelst wirklich zu viel.« Gerald stieß Eckhard in die Seite. »Ich meine, erst waren es die Ungarn, dann Rigbert und Hubert, und jetzt hast du einen geständigen Mörder, und das reicht dir auch nicht.«
    »Eben, die Ungarn. Die Tasche, das Messer, der Tote im Konstanzer Wald. Tankmar hat keinerlei Verbindung zu Ungarn.«
    Gerald stieß ein Stöhnen aus. »Eckhard!«
    »Siehst du denn nicht, dass es zu viele lose Fäden gibt?«
    »Ich sehe nur, dass du einfach keine Ruhe geben kannst! Trink und entspann dich.« Nachdrücklich drängte Gerald Eckhard den Becher in die Hand. »Trink!«, wiederholte er streng.
    Eckhards blasses Lächeln kehrte zurück. Er wollte etwas sagen, doch ein Poltern, gefolgt von einem Wutschrei unterbrach ihn.
    »Bernulf, du Feigling!«
    »Das ist Wulfhard.«
    Gerald sprang gereizt auf. »Kann der Kerl nicht einmal Ruhe geben? Aber wenn ich ihn rufe, stellt er sich taub!« Er riss die Küchentür auf und prallte mit Wulfhard zusammen.
    Der taumelte, an seiner linken Gesichtshälfte klebte geronnenes Blut. »Ist er hier? Bernulf? Dann rechne ich ein für allemal mit ihm ab!«, tobte er.
    »Was ist passiert?«
    Wulfhard blinzelte gegen das Schwindelgefühl. »Die Drecksau hat mir eins über den Schädel gezogen. Hier.« Er schlug auf den leeren Gürtel. »Er hat mein Messer gestohlen.«
    » Dein Messer?«, ließ Eckhard sich vernehmen. Er lächelte dünn.
    Wulfhard warf ihm einen verwunderten Blick zu, dann errötete er. »Den Ungarndolch jedenfalls. Er ist weg!«
    »Und du bist sicher, dass es Bernulf war?«
    »Wer denn sonst!«, brüllte Wulfhard. Seine Wut kehrte schlagartig zurück. »Wenn ich den erwische, ist er dran! Wo ist er?« Er stolperte durch die Küche.
    Gerald feixte. »Du kannst dich ja kaum auf den Füßen halten.«
    »Ach ja? Wenn es sein muss, nehm ich es mit euch beiden auf!«
    Gerald lachte höhnisch.
    Eckhard packte seinen Becher und schleuderte ihn quer durch die Küche. »Macht, was ihr wollt, schlagt euch meinetwegen tot«, fauchte er. »Ich habe eure Kindereien so satt! Ihr findet mich in der Kapelle.« Er stieß Gerald und Wulfhard beiseite und verließ mit flatternder Kutte die Küche.
    »Was hat der denn?«, fragte Wulfhard ernüchtert.
    Gerald hob den Becher auf. »Er ist ein Mönch. Erzähl mir lieber, was passiert ist.«
    »Ich hab ein Geräusch gehört und gedacht, dass … na, jedenfalls hab ich dann nur noch den Schlag gespürt. Und als ich aufgewacht bin, war mein Messer weg!«
    »Bernulf traue ich das zu.«
    »Eben!« Wulfhard schüttete sich Wasser über den Kopf und wischte sein Gesicht mit dem Ärmel sauber. »Also, wo finde ich ihn jetzt?«
    Gerald öffnete den Mund, verstummte aber. Er lauschte. »Hörst du das?«
    »Da schreit jemand um Hilfe!« Mit einem Schritt war Wulfhard bei der Tür.
    »Das ist Eckhard!«, schrie Gerald. Er sprang auf und rannte durch den Gang ins Haupthaus, Wulfhard folgte ihm dicht auf den Fersen.
    Sie fanden Eckhard auf dem Boden im Halbdunkel des Ganges. Aus der Kapelle in seinem Rücken drang schwacher Kerzenschein. Dann sahen sie die zweite Gestalt. Gerald riss eine Fackel von der Wand und leuchtete, während aus der anderen Richtung laute Frauenstimmen erklangen. Die Mägde trafen in dem Augenblick ein, in dem der Fackelschein über die ausgestreckt daliegende Frau fiel. Ihr Leibrock war über der Brust rot verfärbt. Die Mädchen kreischten.
    »Das ist Gunhild!«
    »Mein Gott, sie ist tot!«
    »Nein, sie atmet noch.« Eckhard kam auf die Füße. Sein Gesicht war schneeweiß. Er ließ zu, dass die Frauen ihn von der Verletzten fortdrängten. »Die Gräfin ist fort«, raunte er Gerald zu. »Ich wusste, dass ich etwas übersehen habe.«
    »Aber wer …«
    »Egal!« Wulfhards Stimme klang leise, aber fest. »Wir müssen sie suchen. Sofort! Stellt einen Suchtrupp auf, Schmied. Vielleicht haben auch die Spielleute etwas gesehen. Eckhard, benachrichtigt Ihr den Grafen. Ich begleite Euch. Wer weiß, wo Bernulf sich herumtreibt.«
    Der Mönch blickte Wulfhard nachdenklich an, schließlich nickte er. Gemeinsam erklommen sie die dunkle Treppe. Vor dem Gemach der Eheleute zögerte Eckhard. »Und was soll ich ihm sagen?«
    »Woher soll ich das wissen?«, zischte Wulfhard. »In meinen besten Tagen war ich der Schlagtot des Junkers. Macht schon!«
    Eckhards Augen wurden schmal, aber er gehorchte. »Herr?« Er lehnte
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