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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Birgit Erwin
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Züge stahl. Im Gehen tauschte er einen Blick mit Eckhard, und er wusste, dass sie beide das Gleiche dachten: schlauer alter Mann.
    Mit dem Mönch allein ließ Udalrich sich wieder am Fenster nieder und bedeutete Eckhard, sich zu ihm zu setzen. »Und nun zu Euch. Ich denke, ich schulde Euch eine Erklärung. Euch und Salomo. Berichtet ihm, was ich Euch jetzt sage, danach vergesst es!«
    »Gewiss, Herr.« Eckhard verschränkte die Hände. »Es gab demnach doch eine Verbindung zu den Ungarn. Kunigunde … Kinga?« Udalrich nickte. »Sie war mehr als eine einfache Magd, nicht wahr?«
    »Eine … wir würden sagen, eine Gräfin und eine Kriegerin. Ihrem Mann war die Aufsicht über die kriegsgefangenen Sklaven übertragen, folglich auch über Adalbert und mich.« Seine Lippen zuckten in der Erinnerung. »Das Schwert, das ich trage, hat ihm gehört. Bevor ich ihn getötet habe.«
    »Wer war er?«
    Udalrich holte tief Luft, und eine Weile schien es so, als wolle er die Antwort verweigern. »Ein hochrangiger Krieger aus der Gefolgschaft des ungarischen Stammesfürsten«, sagte er, ohne Eckhard anzusehen. »Kinga war seine Frau. Sie war schwanger. Ich habe sie nur ein paar Mal aus der Ferne gesehen. Besonders gern hat sie den Züchtigungen der Sklaven zugeschaut.« Er fuhr sich durch die Haare und verstummte.
    »Wie habt Ihr ihn getötet? Im Kampf?«
    »Ja … nein …« Er sah Eckhard fest an, aber in seinen Augen flackerte die Qual einer alten Schuld. »Adalbert und ich haben unser Gefängnis aufgebrochen, sind in seine Hütte geschlichen, und ich habe ihn im Schlaf getötet. Sie waren nachlässig geworden, weil wir gute Sklaven waren. Wir haben alle getötet in jener Nacht, fünf Männer. Damals erschien es mir gerecht.«
    Eckhard legte seine gefalteten Hände auf Udalrichs. »Gott hat Euch vergeben.«
    Der Graf lächelte verzerrt. »Aber nicht Kinga. Sie hat durch mich alles verloren. Sie hat ihr Kind verloren, danach ist sie wohl fortgejagt worden. Diese Heiden sind zu ihresgleichen ebenso hart wie zu ihren Gefangenen. Für die Witwe eines Mannes, der versagt hatte, war kein Platz in ihrer Mitte.«
    »Deshalb hat sie sich Tankmar, einen einfachen Jungen, hörig gemacht. Sie hat seinen eigenen Hass für ihre Zwecke benutzt.« Eckhard lehnte sich zurück. »Der Anschlag in Konstanz hat Euch gegolten. Nachdem er fehlgeschlagen war, wollte sie so lange unter denen wüten, die mit Euch gegen ihr Volk gekämpft haben, bis Ihr zurückkehrt.«
    »Und ihr Plan ist aufgegangen. Ich hatte keine andere Wahl als zurückzukehren.« Udalrich seufzte. »Es ist meine Schuld, dass Reinmar und Rigbert tot sind. Meine, nicht die Eure.« Er sah Eckhard in die Augen.
    Der nickte unmerklich. »Wir sind alle nur Menschen. Ihr, ich … Kunigunde.«
    Eine Weile blickten beide stumm vor sich hin. Das Mondlicht, das in kalten, silbrigen Streifen durch das Fenster fiel, beleuchtete ihre Gesichter und gab ihnen das unwirkliche Aussehen von Toten.
    »Ihr denkt, ich soll vergeben, Mönch?«
    »Wir sind alle nur Werkzeuge, Herr.«
    Udalrichs Hand bewegte sich unruhig. Plötzlich schloss er sie zur Faust und stand auf. Der verletzliche Zug um seinen Mund war entschlossener Härte gewichen. »Sie ist tot, Wendelgard lebt. Beim jüngsten Gericht mag ihr das zum Heil werden. Grüßt Salomo von mir. Gute Nacht.«
    Eckhard verbeugte sich. »Gott sei mit Euch.«
     
    H
     
    Aus dem Gesindehaus drang der Lärm eines spontanen Gelages. Wulfhard spähte durchs Fenster. Eberhard bemerkte ihn und hob mit großer Geste seinen Becher. »Komm rein, du Held! Hier, trink.« Er fluchte, als der Wein ihm über die Hand floss.
    Wulfhard betrachtete ihn spöttisch. »Nein danke, Lebensretter. Wieso ist Bernulf nicht bei euch?«
    »Was willst’n von dem?«
    »Vielleicht mich entschuldigen. So einen Tag sollte man nicht im Streit beenden.« Wulfhard zeigte seine Zahnlücke.
    »Such in der ›Buche‹«, meinte ein Knecht mit glasigen Augen. Auf seiner Kleidung trug er das Wappen des Herzogs.
    »Danke.«
    Der Mann fixierte ihn. »Große Sache, das!«, lallte er. »Ein Weib töten, echt große Sache! Bernulf wird dich bewundern, das sag ich dir.«
    Wulfhard sah ihn kurz an. »Du bist doch Soldat. Wenn jetzt ein Weiberheer auf dich zumarschiert, heiratest du die dann?«
    Die anderen lachten. Wulfhard zog sich lautlos aus der überhitzten Stube zurück und schlug den Weg in den Wald ein. Seine Hand ruhte aus alter Gewohnheit auf dem Messergriff. Aber der Mörder war tot. Die
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