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Die Früchte der Unsterblichkeit

Die Früchte der Unsterblichkeit

Titel: Die Früchte der Unsterblichkeit
Autoren: Ilona Andrews
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die er von sich gab, klangen verdächtig nach Gelächter.
    »Ha, ha, sehr witzig«, knurrte ich. »Herzlichen Dank auch, aber wir kommen wunderbar allein klar. Wenn du helfen willst, erzähl mir lieber mehr über diesen Cerberus.«
    »Er gehört Hades, dem griechischen Gott der Unterwelt, wo die Seelen nach dem Tod weilen. Eigentlich bewacht Cerberus das Tor zur Unterwelt, doch der Legende zufolge schickt Hades ihn hin und wieder los, um Aufträge zu erfüllen. Angeblich hasst er das Sonnenlicht.«
    »Unser Hund hatte kein Problem mit der Sonne. Kannst du dir vorstellen, warum er hier so plötzlich aufgetaucht ist?«
    »Vielleicht hat jemand die Schreine des Hades geschändet. Aber soviel ich weiß, hatte er gar keine Schreine. Die alten Griechen lebten in solcher Furcht vor ihm, dass sie immer das Gesicht abwandten, wenn sie ihm Opfer darbrachten. Nicht einmal seinen Namen haben sie sich auszusprechen getraut. Also, ich weiß es nicht.«
    »Danke.«
    »Bist du sicher, dass du mich nicht brauchst?«
    »Absolut.«
    »Ruf mich an, wenn irgendwas ist.«
    Ich legte auf und sah Raphael an. »Der Gefährte deiner Mutter, wie hieß er?«
    »Alex Doulos.«
    »War er Grieche und glaubte an Götter?«
    Raphael legte die Stirn in Falten. »Ich weiß es nicht. Wir haben nie darüber gesprochen. Wir sind sehr vorsichtig miteinander umgegangen. Er hat nicht versucht, den Vater zu spielen, und ich nicht den Sohn. An Feiertagen haben wir uns beim Essen gesehen und uns meistens über Sport unterhalten. Das war ein unverfängliches Thema. Worauf willst du hinaus?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Im Moment will ich noch auf gar nichts hinaus. Ich versuche erst einmal, die Fakten zusammenzutragen. Hast du gesehen, wie Fiffi gestürzt ist?«
    »Ja, als wäre er angeleint und die Leine wäre zu Ende.« Raphael trommelte einen schnellen Rhythmus auf das Armaturenbrett.
    »Das bedeutet wohl, dass er an ein bestimmtes Gebiet gebunden ist. Ich finde, wir sollten uns das mal ansehen.«
    »Gerne.« Raphael zitterte. »Du hast nicht zufällig noch irgendwelche Extraklamotten dabei?«
    »Daran hättest du denken sollen, bevor du dich in einen Menschen verwandelt hast.«
    Sofort kehrte das sündige Lächeln zurück. »Ich habe immer davon geträumt, mal nackt zu sein, wenn du dabei bist. Die Gelegenheit konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen.«
    Ich warf den Motor an. »Du bist wirklich gar nicht eingenommen von dir, was?«
    »Vor allem bin ich daran interessiert, dich einzunehmen.«
    Die Vorstellung, von Raphael eingenommen zu werden, schwirrte durch mein Hirn und drohte, alle Leitungen lahmzulegen. »Ach übrigens, du hast da was am Mund. Warum schaust du nicht mal in den Spiegel.«
    Als er in den Seitenspiegel sah, fiel ihm die Kinnlade runter. Seine Lippen waren sattschwarz. Die tiefliegenden Augen wurden von einem dicken Lidstrich umrahmt und eine kleine schwarze Träne rann ihm die Wange hinab. Er berührte sie, zog die Haut auseinander, um die Träne besser sehen zu können. Dann blickte er mich todernst an und lachte schließlich laut los.

Ich stand auf der Kühlerhaube des Jeeps und ließ meinen Blick durch das Fernglas langsam über das ausgedehnte Labyrinth der Schluchten schweifen. Den Wagen hatten wir am Rand einer flachen Böschung geparkt, an der Stelle, wo uns Cerberus beinahe ein Stück Rückbank herausgebissen hätte. Raphael saß in nackter Pracht auf dem Beifahrersitz und zitierte aus dem Buch wahllos irgendwelche Stellen über Hades.
    »Dieser Hades scheint ja ein richtiger Spaßvogel zu sein. Offenbar hat er seine Braut entführt.«
    »Als Gott im alten Griechenland hatte man ein leichtes Spiel. Bestimmt hat er sich gleich noch einen ganzen Harem dazu entführt.« Der Wind wirbelte Raphaels Geruch zu mir herüber: leicht moschusartiger Schweiß und der verführerische Duft seiner Haut … Ich konnte kaum noch klar denken.
    »Nein«, sagte Raphael und blätterte die Seite um. »Hades hat es gar nicht mit anderen Frauen getrieben. Seine Frau war die Tochter von Demeter, der Göttin der Jugend, Fruchtbarkeit und Ernte. Nachdem Hades Persephone geraubt hatte, weigerte sich Demeter, die Pflanzen wachsen zu lassen, und ließ die Menschen hungern. Deshalb musste ein Kompromiss gefunden werden: Persephone verbringt die Hälfte des Jahres bei ihrem Gatten und die andere Hälfte bei ihrer Mutter. Der arme Kerl hatte sie immer nur sechs Monate lang und trotzdem ist er ihr treu geblieben. Die müssen es aber wild getrieben
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