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Die Früchte der Unsterblichkeit

Die Früchte der Unsterblichkeit

Titel: Die Früchte der Unsterblichkeit
Autoren: Ilona Andrews
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mir seine atemberaubende Brust. »Das ist nicht so leicht zu erklären.«
    »Versuch’s einfach. Zunächst einmal möchte ich wissen, was du hier überhaupt machst. Solltest du nicht eigentlich Steine schleppen?« Vor ungefähr sechs Wochen hatten wir an den Midnight Games teilgenommen, einem illegalen Turnier, bei dem auf Leben und Tod gekämpft wurde. (Aus diesem Grund musste Kate sich nun auch auskurieren.) Damit hatten wir einen Krieg gegen das Rudel zu verhindern versucht. Sowohl der Orden als auch Curran waren zunächst gegen unseren Plan gewesen. Der Herr der Bestien hatte sich uns letztendlich aber doch angeschlossen und anschließend sich selbst und den Rest der beteiligten Gestaltwandler zu mehreren Wochen harter Arbeit verdonnert, die darin bestand, der Festung des Rudels noch einen Anbau hinzuzufügen.
    »Curran hat mir wegen eines Trauerfalls in der Familie freigegeben«, sagte Raphael.
    Gar nicht gut. »Was ist denn geschehen?«
    »Der Gefährte meiner Mutter ist gestorben.«
    Mein Herz setzte einen Schlag lang aus. Tante B war … sie war nett. Sie hatte mir schon einmal das Leben gerettet und mein Geheimnis für sich behalten. Ich stand tief in ihrer Schuld. Und selbst, wenn es nicht so wäre, empfand ich ihr gegenüber großen Respekt. Wie bei ihren Artgenossen in der freien Wildbahn führten bei den Boudas die Weibchen das Rudel an. Sie waren aggressiver, grausamer und durchsetzungsfreudiger. Tante B besaß all diese Eigenschaften, aber zudem war sie noch gütig, klug und duldete keine Sperenzchen. Und als Alpha eines Bouda-Clans hatte sie damit ständig zu tun.
    Wäre ich bei Tante B aufgewachsen statt bei den Weibchen meines Clans, wäre ich vielleicht nicht so gestört.
    »Das tut mir wirklich leid.«
    »Danke«, sagte Raphael und wich meinem Blick aus.
    »Wie geht es ihr?«
    »Nicht so gut. Er war ein prima Kerl. Ich mochte ihn.«
    »Was ist passiert?«
    »Herzinfarkt. Ging alles ganz schnell.«
    Gestaltwandler starben so gut wie nie an Herzversagen. »War er ein Mensch?«
    Raphael nickte. »Sie waren schon seit fast zehn Jahren zusammen. Sie hat ihn kurz nach Vaters Tod kennengelernt. Die Trauerfeier war für Freitag anberaumt, doch irgendjemand hat den Leichnam aus dem Bestattungsinstitut gestohlen.« Seine Stimme war ein tiefes Knurren. »Meine Mutter hat sich nicht von ihm verabschieden, ihn nicht begraben können.«
    Oh, Gott. Ich knirschte mit den Zähnen. »Wer hat die Leiche genommen?«
    Raphaels Miene verdüsterte sich. »Keine Ahnung. Aber ich werde es herausfinden.«
    »Ich will dabei sein. Ich bin deiner Mutter was schuldig.« Tante B hatte ein Anrecht darauf, ihren Gefährten zu begraben. Oder das, was ihr seinen Leichnam gestohlen hatte. Beides war mir recht.
    Angewidert verzog Raphael das Gesicht. »Hast du auch Streichhölzer gerochen?«
    Ich nickte. »Der Hund.«
    »Ja. Ich habe seine Fährte beim Bestattungsunternehmen aufgenommen und bin ihr bis hierhin gefolgt. Darunter habe ich noch einen weiteren Geruch wahrgenommen, aber der beißende Schwefelgestank übertüncht alles.« Raphael musterte mich.
    Ich forderte ihn mit einer Geste auf weiterzusprechen. »Komm schon, spuck’s aus.«
    »Ich meine, einen Vampir gewittert zu haben.«
    Ein riesiger dreiköpfiger Hund war schon schlimm genug, aber ein Vampir war noch tausendmal schlimmer. Der
Vampirus immortuus
, der Erreger, der für den Vampirismus verantwortlich war, tötete seine Opfer. Vampire waren hirnlose Wesen, hatten weder ein Ich noch ein Bewusstsein. Ihre Intelligenz glich der einer Kakerlake. Von einer unstillbaren Blutgier getrieben, töteten Vampire alles, was Blut in sich hatte. Auf sich allein gestellt würden sie alles Leben auf diesem Planeten auslöschen und sich am Ende gegenseitig zerfleischen. Doch ihr leerer Geist machte sie zu einem idealen Vehikel für einen Navigator, einen Nekromanten, der einen Vampir wie eine Marionette zu lenken vermochte und durch dessen Augen sah und Ohren hörte. Es gab die unterschiedlichsten Spielarten von Nekromanten, die fähigsten unter ihnen waren die Herren der Toten. Ein Vampir, der von einem Herrn der Toten gelenkt wurde, war in der Lage, binnen Sekunden eine gesamte militärische Einheit auszuschalten.
    99 Prozent der Herren der Toten gehörten zum Volk. Aufgebaut wie ein Unternehmen verfügte das Volk über unerschöpfliche finanzielle Ressourcen und Expertenwissen in allen Aspekten der Nekromantie. Und es war äußerst mächtig.
    »Glaubst du, das Volk hat seinen
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