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Die Früchte der Unsterblichkeit

Die Früchte der Unsterblichkeit

Titel: Die Früchte der Unsterblichkeit
Autoren: Ilona Andrews
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Stressreaktion, nichts weiter.
    In mir führte mein geheimes Ich einen Veitstanz auf, brüllte seinen Frust hinaus. Ich legte es in Ketten. Selbstbeherrschung. Letztendlich war alles eine Frage der Selbstbeherrschung. Schon als Kind hatte ich gelernt, meinen Körper meinem Willen zu unterwerfen – Selbstbeherrschung oder Tod, eine andere Alternative hatte es nicht gegeben. Die strikte geistige Konditionierung während meiner Ausbildung in der Akademie des Ordens hatte meine Willenskraft noch weiter gestärkt.
    Tief einatmen und ausatmen.
    Ganz ruhig.
    Allmählich entspannte sich meine animalische Seite wieder.
So ist’s gut. Schön geschmeidig. Brav.
    Alle Gestaltwandler rangen mit ihrer inneren Bestie. Leider war ich keine gewöhnliche Gestaltwandlerin. Bei mir lagen die Dinge komplizierter. Und Raphaels Nähe machte alles nur noch schlimmer.
    Er fläzte sich auf dem Sitz und begann leise zu schnarchen. Solange er schlief, war es müßig, darüber zu spekulieren, warum ein dreiköpfiger Riesenköter mit brennendem Sabber hinter ihm her war.
    Nun sieh ihn sich einer an.
Wie unbekümmert und sorglos er dort neben mir schlummerte, im vollen Vertrauen darauf, dass ich schon auf ihn Acht geben würde. Und das tat ich natürlich. Mir waren im meinem Leben schon so einige schöne Männer begegnet, klassische Schönheiten à la Michelangelos David. Doch obwohl Raphael nicht dazu zählte, schlug er sie alle um Längen.
    Selbstverständlich hatte auch er seine Pluspunkte: bronzefarbene Haut, markante Kiefer und verführerisch volle Lippen. Aber sein Gesicht war zu schmal und die Nase zu lang. Doch sobald er eine Frau mit seinen dunkelblauen Augen ansah, war es um sie geschehen. Sein Gesicht war so interessant … so sinnlich. Es gab kein besseres Wort dafür. Raphael war geballte Sinnlichkeit, gezügelt zwar, aber unter seiner dunklen Haut loderten die Flammen.
    Sein Körper verschlug mir beinahe den Atem. Er war schlank, hatte deutlich definierte Muskeln und eine schöne breite Brust, schmale Hüften und lange Beine. Mein Blick wanderte zwischen ebendiese. Er war üppig behangen.
    Raphael war immer nett zu mir gewesen, netter, als ich es verdient hatte. Beim ersten Mal hatte ich mich unfreiwillig verwandelt und er und seine Mutter, Tante B, retteten mir das Leben, indem sie mir halfen, wieder zurück in meine menschliche Gestalt zu finden. Beim zweiten Mal steckte mein Rücken voller Silberstacheln und Raphael hatte mich gehalten und mir gut zugeredet, sie aus meinem Köper zu pressen. In diesen Momenten hatte ich seine Zuneigung gespürt und nur allzu gerne wollte ich glauben, dass diese Gefühle echt waren.
    Leider war er auch noch ein Bouda. Wie hieß es doch gleich über die Werhyänen: Sie poppten alles, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Ich hatte es mit eigenen Augen gesehen. Monogamie kam in ihrem Wortschatz nicht vor.
    Raphael hatte mein wahres Ich gesehen und noch nie war ihm jemand wie ich untergekommen. Für ihn war ich DST - DINNFH .
Das seltsame Teil, das ich noch nie flachgelegt habe
.
    Je länger ich darüber nachdachte, desto wütender wurde ich. In der Zwischengestalt hatte er wunderbar sprechen können. Wäre er wach geblieben, hätte ich längst alles von ihm erfahren. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ich im Falle eines Angriffs auch noch einen bewusstlosen Mann zu verteidigen hatte, der mindestens vierzig Kilo schwerer war als ich. Was sollte ich eigentlich jetzt mit ihm anfangen? Erwartete er etwa, dass ich ihn seufzend mit den Augen vernaschen würde? Oder sollte ich seine Bewusstlosigkeit gar schamlos ausnutzen?
    Ich holte einen Edding aus dem Handschuhfach und entschied mich, dass die Situation schamlos auszunutzen genau das Richtige war.
    Eine Stunde später reckte Raphael sich und schlug die Augen auf. Er verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Hi. Welch bezaubernder Anblick beim Aufwachen.«
    Ich richtete meine SIG Sauer auf ihn. »Sag mir auf der Stelle, warum dieses niedliche Hündchen hinter dir her war.«
    Er zog die Nase kraus und fasste sich an die Lippen. »Habe ich irgendwas am Mund?«
    Ja, hast du. »Raphael, reiß dich zusammen! Ich weiß, es fällt dir schwer, aber bleib jetzt bitte mal bei der Sache. Erklär mir das mit diesem Hund.«
    Er leckte sich mit der Zunge über die Lippen und meine Gedanken drifteten ab.
Reiß dich zusammen, Andrea! Bleib jetzt bitte mal bei der Sache.
    Raphael besann sich wieder auf seine Coolheit, lehnte sich lässig zurück und präsentierte
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