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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House
Autoren: Catherine Cookson
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war von Geburt an ein kränkliches, schwächliches Mädchen gewesen, ein quengeliges Kind und später als Erwachsene eine noch jämmerlichere Heulsuse. Lizzie war da anders geworden. Sie hatte Lizzie gern, recht gern; bis zu einem gewissen Grad. Doch ihre Liebe, die hatte sie über Lizzies Kind ausgeschüttet.
    Sie sah sich gezwungen, ihre Aufmerksamkeit wieder Hammond zuzuwenden, der erneut zu schreien begonnen hatte: »Also, das ist der Gipfel! Das laß ich mir nicht bieten … Ich hab genug ertragen! Ich schmeiße sie raus! Der Kerl, von dem sie den Balg hat, kann die Verantwortung für sie übernehmen … In meinem Haus ist kein Platz mehr für sie!«
    Er erkannte sofort, daß er einen Fehler begangen hatte, denn das donnernde Bellen, das Emma Funnell nun ausstieß, ließ alle vor Schreck fast in die Höhe springen. »Dein Haus! Dein Haus?«
    Das Wort »Haus« schien aus ihrem Kopf zu explodieren, und alle lauschten dem Echo nach, ehe Emma weitersprach. »Das wäre ja was ganz Neues … dein Haus! Laß mich dir was klarmachen, du kleine nichtsnutzige bedeutungslose Null: Dies hier ist mein Haus. Es war es immer und wird es bleiben; und auch wenn ich nicht mehr sein werde, du wirst nichts davon abbekommen. Dafür habe ich gesorgt. Und was das betrifft, daß du deine Tochter hinauswerfen willst, deine Tochter bleibt hier, solange sie Lust hat. Aber wenn du gehen möchtest und deine Frau mitnehmen möchtest, mir ist es recht. Jederzeit. Im Grunde finde ich eigentlich, nach den ganzen Jahren, die du hier kostenlos gewohnt und gegessen hast, wäre es an der Zeit, daß du dir ein eigenes Heim suchst. Nicht wahr, Mr. Hammond?«
    Leonard blickte die Frau stumm und starr an, die ihn um mehrere Fingerbreit überragte und die er in diesem Augenblick am liebsten geschlagen, ja sogar erwürgt hätte, wenn er nur den Mut dazu aufgebracht hätte. Sie meinte ganz ernst, was sie sagte: Sie würde ihn morgen vor die Tür setzen können, wenn es ihr beliebte. Und was dann? Wahrscheinlich ein Leben in einem billigen Gemeindebau – mit Lizzie.
    Er zwang sich dazu, sich umzuwenden, von ihr abzuwenden, tastete nach der Schreibtischkante, zu seinem Sessel, und dort stützte er die Ellbogen auf die Tischplatte und vergrub das Gesicht in den Händen. So sah er nicht, wie die Frauen aus dem Zimmer gingen; er hörte nur dumpf ihre Schritte auf dem Teppich. Doch nach dem Klicken der Tür hob er den Kopf und blickte zur Tür, und dann nahm er den Tintenlöscher von seinem Schreibtisch und begann ihn langsam zu zerstören; er riß nicht daran herum, zerfetzte die Löschblätter nicht, sondern grub mit den Nägeln nur kleine Fetzchen heraus, als rupfte er ein Huhn … bei lebendigem Leibe.

3. Kapitel
    »Ich will aber nicht hingehen, Mam.«
    »Du mußt aber. Und er muß sich seiner Verantwortung stellen. Er muß dich heiraten!«
    Peggy wirbelte vom Fenster weg und rief: »Aber ich will ihn nicht heiraten, Mam! Ich will überhaupt nichts mehr mit ihm zu tun haben!«
    »Daran hättest du vorher denken müssen, Kind, dann wäre uns der ganze Ärger erspart geblieben. Stimmt’s? Und es nützt auch nichts, wenn du jetzt so den Kopf hängen läßt. Du wirst mit ihm und seinen Leuten reden, die müssen einfach die Verantwortung übernehmen.«
    »Ich kann die Verantwortung übernehmen. Ich kann ja arbeiten gehen und …«
    »Sei nicht blöd, Kind. Außerdem, im Augenblick denke ich gar nicht so sehr an dich, als vielmehr an das Kind. Hast du überhaupt eine Ahnung davon, was es heißt, ein uneheliches Kind zu haben? Die Bezeichnung dafür lautet ›Bastard‹. Hast du das gehört? Ein Bastard! Wir haben sowas direkt hier in unsrer Straße weiter drunten. Vom ersten Schultag an hat man das arme Wurm spüren lassen, daß sie anders ist. Und von ihrer Mutter sagen die Leute, sie ist ein schlechtes Weibsbild. Ob sie das ist oder nicht, ich weiß es nicht, aber ihre Nachbarn schneiden sie. Vor Jahren haben sie sogar versucht, sie aus dem Haus zu treiben. Aber das Haus gehörte ihrer Mutter, und jetzt gehört es ihr, und sie gibt nicht kampflos auf gegen diese Leute. Du hast sie ja vielleicht auf der Straße gehen sehen, aufgedonnert wie ein Pfau. Ihre Kleine ist jetzt achtzehn. Und man sagt, sie ist sehr gescheit, aber … was tut sie? Sie arbeitet in der Fabrik in der Packerei. Sie ist eben abgestempelt und kriegt keine Chance, weil sie keinen anständigen Geburtsschein nachweisen kann. Auch wenn mir nicht klar ist, weshalb man dafür einen
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