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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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mitnehmen?»
    «Nein danke, ich bleibe noch kurz.»
    «Okay. Gute Besserung, Sebastian. Wir sehen uns.»
    Eine Standardphrase, die nichts zu bedeuten hatte.
    Torkel verließ das Zimmer, und die Tür glitt lautlos hinter ihm zu. Vanja ging mit ruhigen Schritten durch das Zimmer und trug einen Stuhl herbei, der neben einem der anderen Betten gestanden hatte. Sebastian folgte ihr neugierig mit dem Blick, als sie sich neben sein Kopfende setzte.
    «Ich wollte mich bei dir bedanken.»
    «Ist schon in Ordnung.»
    «Ich habe dich gehört, draußen in diesem Hausflur. Du hast angeboten, er solle dich statt mir nehmen. Warum?»
    Sebastian zuckte mit den Schultern. Sogar das bereitete ihm Schmerzen, und er verzog das Gesicht. «Weil ich eben gerne zur Rettung herbeistürme wie ein verdammter Ritter.»
    Vanja lächelte ihn an und stand auf. Sie beugte sich vor und umarmte ihn. «Danke», flüsterte sie.
    Sebastian konnte nicht antworten und wollte es auch nicht. Er wollte diesen Augenblick festhalten, die Zeit anhalten. Vanja umarmte ihn. Bedachte ihn mit Zärtlichkeit. Nach der er sich so gesehnt hatte. Monatelang. Eigentlich noch länger, wenn er ehrlich war. Wie lange war es her, dass ihm gegenüber jemand echte Zuneigung gezeigt hatte. Ellinor natürlich, aber sie war eben nur … Ellinor.
    Er erwiderte die Umarmung. Ein wenig zu lang, Vanja schien aber nicht misstrauisch zu werden.
    Sie lächelte ihn erneut an, als sie sich wieder auf den Stuhl setzte.
    Sebastian atmete so vorsichtig aus, wie er nur konnte. Die Umarmung hatte irrsinnig geschmerzt, aber sie war es wert gewesen.
    «Und, was hast du jetzt vor?», fragte Vanja.
    «Hast du diese kleine Krankenschwester gesehen, die hier …»
    Sie knuffte ihn scherzhaft. Auch das tat weh. Er fragte sich, ob er überhaupt noch irgendetwas machen konnte, was nicht schmerzhaft war.
    «Ich meinte arbeitsmäßig.»
    «Ich weiß es nicht.»
    Vanja nickte und sah kurz auf ihre Hände herab, die auf ihren Knien lagen, ehe sie wieder den Kopf hob und ihm ehrlich in die Augen sah.
    «Ich könnte mir vorstellen, wieder mit dir zu arbeiten.»
    «Wirklich?»
    «Ja.»
    «Das bedeutet mir viel.»
    Er hielt ihren Blick fest und hoffte, sie würde sehen, dass er es wirklich ernst meinte. Keine Phrase. Keine Ironie und kein Zynismus. Echtheit.
    Da klingelte Vanjas Handy. Der besondere Augenblick – falls es ihn wirklich gegeben hatte – war vorbei. Sie nahm das Telefon aus der Tasche und schaute aufs Display.
    «Oh, da muss ich rangehen.»
    Sie wandte sich vom Bett ab und antwortete. «Hallo, Papa. … Nein, ich bin im Krankenhaus. Bei Sebastian … Ja, genau dem Sebastian.»
    Sie warf ihm ein kurzes Lächeln zu. Er lächelte zurück. Zumindest hoffte er, dass es ihm gelang. Er hatte mit so vielen Gefühlen zu kämpfen.
    Freude, Trauer, Stolz, Schmerz.
    «Ja, ich war dabei», fuhr Vanja fort. «Aber das ist eine lange Geschichte. Kann ich dich nachher zurückrufen? … Okay. Ich liebe dich auch.»
    Sie beendete das Telefonat und steckte das Handy wieder ein.
    «Das war mein Vater. Er hat im Internet von Hinde gelesen.»
    «Er weiß nicht, was passiert ist?»
    «Nein, und ich bin mir nicht sicher, wie viel ich ihm wirklich erzählen soll. Er macht sich immer solche Sorgen. Eigentlich würde ich ihn lieber davor bewahren. Und Anna.»
    Das war anscheinend ein Familiencharakterzug, dachte Sebastian. Die anderen vor unangenehmen Wahrheiten zu bewahren. Vor so einer, wie er es war.
    «Ich muss jetzt los», erklärte Vanja und stand auf. «Dann kannst du dich endlich ein bisschen ausruhen.»
    Sie nahm den Stuhl und trug ihn wieder zurück an seinen Platz.
    «Er kann froh sein, dass er dich hat. Dein Vater», sagte Sebastian zu ihrem Rücken.
    «Ich bin froh, dass ich ihn habe. Er ist großartig.»
    «Ja, das ist er bestimmt.»
    Vanja stellte den Stuhl ab und ging zur Tür. Aber sie blieb mit der Hand auf der Klinke stehen. Als würde sie den Raum nur widerstrebend verlassen.
    «Okay, dann gehe ich mal. Pass auf dich auf.»
    «Du auch.»
    Er sah sie davongehen. Nicht im Zorn. Nicht nach einem heftigen Wortgefecht. Nicht nach einem Kampf. Und Sebastian traf einen Entschluss. Was auch immer es war, das Trolle über Valdemar herausgefunden hatte – er würde es niemals gegen ihn verwenden. Dessen war er sich jetzt vollkommen sicher. Verletzte er Valdemar, verletzte er auch Vanja. Dieser Schluss war glasklar und selbstverständlich, aber bisher war er verblendet gewesen. Das war nun vorbei. Er
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