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Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Titel: Die Frauen des Journalisten (German Edition)
Autoren: Gerlind Schmidt
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war vergangen seit seiner Verhaftung im Winter.
    Er fragte sich, ob es ihm etwas ausmachte das Büro so zu sehen, wie es jetzt war. Kaum noch persönliche Dinge, der Schreibtisch leer. Das war sein Arbeitsplatz gewesen. Er empfand nichts, auch nicht, als er vor das große Fenster trat und den Garten wie eine Kulisse hinter der Scheibe wahrnahm. An den Büschen waren noch wenige Rosen zu erkennen. Kaum hörbar kam es aus seinem Mund: „Der Sommer ist noch nicht vorbei.“
    Seine Lippen wurden schmal, die Mundwinkel zog er leicht nach unten. Entschlossen trat er vom Fenster zurück, öffnete den Schreibtisch und den Schrank. Einige Bücher standen noch im Regal neben der Tür. Er nickte, genau so sollte es sein, auf diesen Rest konnte er verzichten. Wieder bei Dominique angekommen blieb er neben ihr stehen.
    „Danke, gut gemacht. Wann geht unser Flugzeug?“
    „Erst am späten Nachmittag, wir haben also noch den ganzen Vormittag Zeit um die restlichen Dinge zu erledigen. Röder braucht noch einige Unterschriften. Es liegt alles in der Mappe dort auf dem Schrank.“
    „Na dann komm, beenden wir dieses Kapitel.“
    Er reichte ihr seine linke Hand, und zog sie zu sich herauf.  
    Als Wortmann mit Dominique am nächsten Nachmittag in der Abfertigungshalle des Flughafens eintraf, war Röder bereits vor ihnen da. Die beiden Männer begrüßten sich knapp, es fiel kaum ein Wort. Dominique hielt sich zurück. Bevor sich Verlegenheit richtig ausbreiten konnte, sprach Röder aus, was wohl alle fühlten.
    „Solche Abschiedsszenen gehen mir gegen den Strich. Machen wir es also kurz Michael.“
    Er reichte dem Freund seine Hand und zog ihn entschlossen zu sich heran. Die Freunde umarmten sich kurz.
    „Die Dokumente, die du brauchst, sind unterschrieben und liegen in der Mappe, du wirst sie finden. Danke für alles, Wolfgang, und wir sehen uns wie verabredet Weihnachten in New York.“
    An Dominique gewandt sagte Röder eher leise: „Gib Acht auf meinen Freund.“
    Noch eine kurze Umarmung und Röder verließ die beiden, verließ den Flughafen ohne sich noch einmal umzusehen. Dominique und Wortmann sahen ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Wie aus weiter Ferne vernahm Wortmann kurz darauf, dass ihr Flug aufgerufen wurde. Er sah die Frau an, die er liebte, nahm ihr Gesicht zärtlich in seine beiden Hände und küsste leicht ihre Stirn.
    „Komm, es ist soweit.“
    Draußen war Röder mit schnellen Schritten zu dem Parkplatz gegangen, auf dem sein Auto stand. Er stieg ein, fuhr aber nicht los. Das Auto stand so, dass er von seine Sitz aus sehen konnte, wie die Flugzeuge an Höhe gewannen. Hier wartete er, bis das Flugzeug in dem seine Freunde Deutschland verlassen würden, zu sehen war. Die Minuten verstrichen sehr langsam, er schaute, weit zurück gelehnt in den Sitz, in den leeren Himmel, der heute fast wolkenlos blau war. Als er sie dann sah, wurden seine Augen seltsam feucht und er sah der Maschine nach, bis sie in den frühen Abend verschwand.
    „Werde endlich glücklich, Michael.“
    Er startete sein Auto, reihte sich in den dichten Verkehr ein und fuhr nach Haus.
     
    ***
     
      I nzwischen war es Ende Oktober geworden, kein goldener Oktober, sondern das völlige Gegenteil, traurig, trüb, nass. Jedenfalls erschien es Lienhardt so, seit er wieder in Berlin war. Missmutig sah er aus dem kleinen Bürofenster in den nassen Hinterhof. Seit Tagen langweilte er sich, es war als habe man ihn vergessen. Nach einem kurzen Blick in den grauen Himmel, griff er sich die Zeitung, die auf dem Schrank neben dem Fenster lag. Er setzte sich an den leeren Schreibtisch, legte seine Beine schräg über die rechte Ecke der Schreibtischplatte und schlug die Lokalseite auf. Sein Telefon klingelte in der Stille so laut, dass er zusammenzuckte. Gelangweilt griff er zum Hörer.
    „Lienhardt, was kann ich für Sie tun?“
    „Galuba! Für mich kannst du nichts tun.“
    „Mensch, da freue ich mich aber, deine Stimme zu hören. Hast du jetzt ein eigenes Telefon?“ Seine Freude über den Abruf schwang in seiner Stimme mit.
    „Bleib man auf dem Teppich, es ist doch nur Galuba, der anruft und nein, ich bin bei Frau Schulze, die freut sich auch immer, wenn ich mal komme. Wie geht’s, was macht die Arbeit?“
    „Arbeit, was ist das? Alles wie abgeschnitten. Ich war eben zu lange weg, noch nicht mal Röder hat sich gemeldet. Und bei dir?“
    „Komm Paul, sieh nicht alles schon wieder negativ. Wie wär´s, wenn du die Initiative 
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