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Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
Autoren: August Bebel
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grasten oder wie Affen ungezügelt der Befriedigung ihres Geschlechtstriebs oblägen, also selbst zu Affen würden. Beiläufig bemerkt, liegt in der Tatsache, daß außer bei den Menschen nur noch bei den Affen der Geschlechtstrieb nicht an gewisse Zeiten gebunden ist, ein schlagender Beweis für die Verwandtschaft der beiden. Aber wenn sie nahe verwandt sind, so sind sie nicht gleich; man kann sie nicht auf eine Stufe stellen und mit gleichem Maße messen.
     
    Daß unter den bisherigen Eigentums- und Produktionsverhältnissen der Kampf ums Dasein auch für den einzelnen Menschen bestand und besteht und viele die notwendigen Lebensbedingungen nicht finden, ist richtig. Aber nicht weil sie mangelten, fanden sie die Existenzmittel nicht, sondern weil sie durch die sozialen Verhältnisse, mitten im größten Überfluß, ihnen vorenthalten wurden. Und falsch ist ferner, daraus abzuleiten, daß, weil dies bisher so war, dieses unabänderlich sei und ewig so bleiben müsse. Hier ist der Punkt, wo die Darwinianer auf die schiefe Ebene geraten, sie studieren wohl Naturgeschichte und Anthropologie, aber keine Soziologie, sondern leisten gedankenlos unseren bürgerlichen Ideologen Heeresfolge. So kommen sie zu ihren Trugschlüssen.
     
    Der Geschlechtstrieb ist bei dem Menschen perennierend, er ist sein stärkster Trieb, der Befriedigung verlangt, soll seine Gesundheit nicht leiden. Auch ist dieser Trieb in der Regel um so stärker, je gesunder und normaler entwickelt der Mensch ist, gleichwie ein guter Appetit und eine gute Verdauung einen gesunden Magen anzeigen und die Grundbedingungen für einen gesunden Körper sind. Aber Befriedigung des Geschlechtstriebs und Empfängnis sind nicht dasselbe. Über die Fruchtbarkeit des Menschengeschlechts sind die verschiedensten Theorien aufgestellt worden. Im ganzen tappen wir in diesen hochwichtigen Fragen noch im dunklen, und zwar hauptsächlich, weil viele Jahrhunderte lang die unsinnigste Scheu bestand, sich mit den Gesetzen der Entstehung und Entwicklung des Menschen zu beschäftigen, die Gesetze der Zeugung und Entwicklung gründlich zu studieren. Das wird erst allmählich anders und muß noch viel anders werden.
     
    Von der einen Seite wird die Theorie aufgestellt, daß höhere geistige Entwicklung und starke geistige Beschäftigung, überhaupt höhere Nerventätigkeit, auf den Geschlechtstrieb reprimierend einwirke und die Zeugungsfähigkeit abschwäche. Von der anderen wird das bestritten. Man weist auf die Tatsache hin, daß die besser situierten Klassen durchschnittlich weniger Kinder besäßen und dies nicht bloß Präventivmaßregeln zuzuschreiben sei. Sicher wirkt stark anstrengende geistige Beschäftigung auf den Geschlechtstrieb reprimierend, aber daß diese Beschäftigung von der Mehrheit unserer besitzenden Klasse geübt wird, darf man bestreiten. Andererseits wirkt ein Übermaß physischer Anstrengung ebenfalls reprimierend. Aber jedes Übermaß von Anstrengung ist schädlich und aus diesem Grunde zu verwerfen.
     
    Andere behaupten, die Lebensweise, insbesondere die Nahrung, bestimme, neben gewissen physischen Zuständen auf seiten der Frau, die Zeugungsfähigkeit und Empfänglichkeit. Entsprechende Nahrung beeinflusse, wie auch bei Tieren sich zeige, mehr als alles andere die Wirkung des Zeugungsaktes. Hier dürfte in der Tat die Entscheidung liegen. Welchen Einfluß die Art der Ernährung auf den Organismus gewisser Tiere ausübt, ist in überraschender Weise bei den Bienen konstatiert worden, die durch Darreichung einer besonderen Nahrung sich beliebig eine Königin züchten. Die Bienen sind also in der Kenntnis ihrer Geschlechtsentwicklung weiter als die Menschen. Vermutlich hat man ihnen nicht ein paar tausend Jahre lang gepredigt, daß es "unanständig" und "unsittlich" sei, sich um geschlechtliche Dinge zu bekümmern.
     
    Bekannt ist ferner, daß Pflanzen, in gutem Boden und fett gedüngt, wohl üppig gedeihen, aber keinen Samen ergeben. Daß auch beim Menschen die Art der Nahrung auf die Zusammensetzung des männlichen Samens wie auf die Befruchtungsfähigkeit des weiblichen Eies einwirkt, kann kaum einem Zweifel unterliegen, und so dürfte wohl in hohem Grade von der Art der Ernährung die Vermehrungsfähigkeit der Bevölkerung abhängen. Andere Faktoren, die in ihrer Natur noch wenig bekannt sind; spielen ebenfalls eine Rolle.
     
    In der Bevölkerungsfrage ist in Zukunft eins von ausschlaggebender Bedeutung. Das ist die höhere, freiere Stellung, die
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