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Die Frau mit dem roten Herzen

Die Frau mit dem roten Herzen

Titel: Die Frau mit dem roten Herzen
Autoren: Qiu Xiaolong
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wirkte verunsichert.
    »Es könnte aber all die rätselhaften Zwischenfälle erklären«, fuhr Chen fort.
    Im Verlauf der Ermittlungen hatte es viele sonderbare Zufälle gegeben, überlegte Catherine, wußte aber nicht, worauf er hinauswollte.
    »Man weiß nie, wozu Menschen fähig sind …« Chen legte eine vielsagende Pause ein und blickte Qian direkt in die Augen.
    »In der Tat, man weiß nie, wozu Menschen fähig sind«, mischte Li sich ein und schüttelte betrübt den Kopf. »Wer hätte für möglich gehalten, daß Wen in einen solchen Mordplan verwickelt ist.«
    »Da möchte ich, im Lichte von Oberinspektor Chens neuen Enthüllungen, doch etwas zu Wens Verteidigung vorbringen.« Catherine sprach mit einer Heftigkeit, die sie selbst erstaunte. »Die Fliegenden Äxte haben ihr keine Wahl gelassen. Daraufhin hat sie einen Paß beantragt, aber ich bin nicht sicher, daß sie diesen Plan auch ausgeführt hätte. Nach ihrer Ankunft in den Staaten hätte sie vielleicht bei der amerikanischen Polizei um Unterstützung nachgesucht.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Yu kopfnickend.
    »Aber als Feng sie anrief und ihr sagte, sie solle untertauchen, da hat Panik sie erfaßt. Wer waren diese ›Leute‹? Waren es Fliegende Äxte? Wenn ja, hatte Feng inzwischen von dem Plan erfahren? Sie floh, aber nach zehn Tagen an Lius Seite war sie auferstanden – als Frau meine ich.«
    »Auferstanden! Das ist genau der Ausdruck, den Liu verwendet hat«, sagte Chen.
    »Nach all den verlorenen Jahren schöpfte sie plötzlich wieder Hoffnung«, fuhr Catherine fort. »Sie glich nicht mehr der verhärmten Frau auf dem Paßfoto. Sie war wieder lebendig geworden. Ich habe sie in Suzhou kaum erkannt. Als ihr klar wurde, daß sie Liu würde verlassen müssen, war ein Leben mit Feng für sie nicht mehr denkbar. Die Erkenntnis, daß Feng ihr Leben ruiniert hatte, erfüllte sie mit Haß und dem Wunsch nach Rache. Deshalb bestand sie darauf, noch einmal nach Changle zu fahren. Sie wollte das Gift holen, das sie dort zurückgelassen hatte. Diesmal war sie entschlossen.«
    »Das sehe ich auch so«, sagte Yu. »Es beweist aber auch, daß sie zunächst nicht vorgehabt hatte, den Plan der Triade auszuführen. Sie hat das Gift ja nicht mitgenommen, als sie am fünften April das Dorf verließ. Vielen Dank, Inspektor Rohn.«
    »Ja, Inspektor Rohn hat diesen Teil bestens zusammengefaßt. Und den Rest«, sagte Chen und nahm einen Schluck Wasser, »haben Sie ja eben von Wen gehört.«
    »Hervorragende Arbeit, Oberinspektor Chen!« Li klatschte in die Hände. »Der amerikanische Konsul hat bereits die Stadtverwaltung angerufen und seinen Dank ausgesprochen. Dabei weiß er noch gar nicht, was für hervorragende Arbeit Sie geleistet haben.«
    »Ohne Ihre tatkräftige Unterstützung während der gesamten Ermittlungen hätte ich das nie geschafft, Parteisekretär Li.«
    Sie sah, daß Chen daran gelegen war, die Lorbeeren mit Li zu teilen. Nach seinem eher unorthodoxen Vorgehen in diesem Fall hatte er allen Grund, diplomatisch zu sein.
    »Wenn wir nicht schon am Flughafen wären, müßten wir diesen Erfolg mit einem großen Bankett feiern«, sagte Li mit Wärme in der Stimme. »Nun hat zum Glück alles ein gutes Ende gefunden.«
    »Ich werde in meinem Bericht an die Regierung die großartige Zusammenarbeit mit dem Shanghaier Polizeipräsidium hervorheben, Parteisekretär Li«, sagte sie, bevor sie sich an Chen wandte. »In der verbleibenden Zeit würde ich dem Oberinspektor gerne noch ein paar Fragen stellen. Bei einer Tasse Kaffee. Ich habe gestern abend lange über meiner Zusammenfassung gebrütet, und Sie sind sicher erschöpft von der Reise.«
    »Sie sagen es«, entgegnete Chen.
    »Ja, Sie beide gehen ins Flughafencafe. Das ist das mindeste, was das Präsidium tun kann«, sagte Li mit seinem verbindlichsten Lächeln. »Wir haben mittlerweile ein Auge auf Wen.«
     

38
     
    Es WAR NICHT wirklich ein Cafe, sondern lediglich eine vom Wartebereich mit Ständern und Plastikbändern abgegrenzte Ecke der Halle. Dort standen mehrere Tische und Stühle, und es gab eine Bar, an der eine Auswahl importierter Kaffeesorten angeboten wurde. Eine Bedienung stand an dem großen Fenster, durch das man auf das Rollfeld und die wartenden Flugzeuge schauen konnte.
    »Schwarzen Kaffee?« fragte Catherine.
    »Heute lieber Tee«, sagte Chen.
    »Gibt es hier auch Tee?« fragte sie die Bedienung auf chinesisch.
    »Lipton?« erwiderte die Bedienung.
    »Nein. Chinesischen grünen Tee,
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