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Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Titel: Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)
Autoren: Alexis Jenni
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eine neue Polizei. Kein Vergehen ungeahndet lassen. Wieder Fuß fassen in den Eingangshallen der Hochhäuser, in die sich die Polizei nicht mehr hineinwagt und in denen ab Einbruch der Dunkelheit der Rechtsstaat nicht mehr existiert, in den Gängen, den Garagen, den Treppenhäusern, den Türen und Eingängen, den Grünanlagen und Bänken, die abends und inzwischen schon am helllichten Tag zum Revier aggressiver und ständig in Haschischwolken gehüllter Schatten geworden sind. Drogen- und Schwarzhandel. Gewalt. Unsicherheit. Das überlieferte Recht von Bandenchefs im Schatten der Wohntürme. Ein entscheidender Schlag, um die Macht des Staates wiederherzustellen, um die wahren Bürger zu beruhigen.«
    Es war kein Foto von Mariani, sondern eine ganzseitige Abbildung der neuen Polizei von Voracieux-les-Bredins, ausgerüstet wie eine Stoßtruppe, entstanden aufgrund einer Entscheidung der Stadtverwaltung; aber Mariani war ganz klein darauf zu sehen, inmitten der Menge, die die blau gekleidete Gruppe von Männern umgab, die Athleten der Ordnung, die sich in Pose gestellt hatten, um ihre Stärke zu demonstrieren, ich erkannte ihn sofort wieder. Er war bei der Vorstellung der Einsatzpolizei zugegen; zum ersten Mal in Frankreich eine städtische Polizei. Man sah sein Gesicht nicht, sein Name wurde nicht genannt, niemand kannte ihn, aber ich wusste, welche Rolle er gespielt hatte. Ich hatte in der zivilen Menge seine dämmrigen Brillengläser entdeckt, seinen Schnurrbart aus einem anderen Zeitalter, seine grässliche karierte Jacke, er lachte. Das Foto hatte sein in der Menge kaum zu erkennendes Lachen festgehalten, aber ich wusste, welche Rolle er in dieser Angelegenheit gespielt hatte. Und auch er kannte seine Rolle nur zu gut und lachte stumm in der Menge, die die Polizisten umgab.
    Ich kaufte die Zeitung, nahm sie mit und zeigte sie Salagnon, der Mariani sofort in der Menge entdeckte, die sich um die starken Männer drängte, Männern, wie sie Frankreich im Überfluss hervorzubringen scheint und ohne zu zögern ins Getümmel schickt. Wie viele militärisch organisierte private, städtische oder staatliche Polizeidienste gibt es, wie viele Männer in Uniform, die für Stoßtruppeinsätze ausgebildet sind? Wie viele starke Männer gibt es in Frankreich, die einsatzbereit sind und von inkompetenten Führungskräften befehligt werden?
    Der Schutzmann mit seinem weißen Stock, seiner korpulenten Statur, seiner um den Arm gerollten Pelerine, um Schläge abzuwehren, gehört einer Vergangenheit an, die man nicht einmal mehr versteht: Wie soll es möglich gewesen sein, dass leicht dickliche Herren, die nicht rennen und auch nicht richtig kämpfen konnten, ohne kampfunfähig machende Waffen und ohne scharfe Waffen die Ordnung aufrechterhalten haben sollen? Wie soll man das glauben? Die hervorragend ausgerüstete, hervorragend ausgebildete, überaus leistungsfähige Bereitschaftspolizei kümmert sich um alles, erfüllt die unterschiedlichsten Aufgaben, von simplen Beschimpfungen bis hin zu Aufständen, sie kutschieren in gepanzerten Kleinbussen kreuz und quer durch Frankreich und bekämpfen entstehende Unruheherde so wie man eine Feuersbrunst bekämpft, intervenieren überall, lösen ebenso viele Feuersbrünste aus, wie die, die sie löschen, man ruft sie im Nachhinein, zu spät, sie kommen, um zu retten, so wie man die Reservisten eingezogen hat, als man bereits mit einem Bein im Chaos stand. Doch sie verstehen ihr Handwerk! Jeweils zu dritt hinter ihren Schutzschilden aus Plexiglas, einer, der dem Aufprall standhält, der zweite, der ihn stützt und der dritte, der den Tonfa hält und zum Gegenangriff bereit ist, um einen Demonstranten zu packen und ihn hinter die Linien zu ziehen. Sie kämpfen besser als jeder andere, sie verstehen es, Einsätze durchzuführen, man ruft sie; sie kommen, sie sehen, sie verstehen es zu siegen. Sie ziehen durch ganz Frankreich wie Legionen. Sie löschen Brände, und das Feuer lodert wieder auf, sobald sie abgezogen sind. Sie sind die Elite, der Stoßtrupp der Polizei, doch sie sind nicht zahlreich genug. Wenn sie sich auf wenige Stützpunkte zurückziehen, büßen sie die Gebietskontrolle ein; wenn sie sich über das ganze Land verteilen, büßen sie ihre Stärke ein. Dann müssen sie noch mehr trainieren, noch schneller werden, noch kräftiger zuschlagen.
    »Sie sind genauso schön, wie wir es waren«, sagte Salagnon seufzend, »sie sind genauso stark, wie wir es waren, und das wird ihnen genauso
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