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Die Flucht der Königin: Die Chroniken des Magnus Bane (02) (German Edition)

Die Flucht der Königin: Die Chroniken des Magnus Bane (02) (German Edition)

Titel: Die Flucht der Königin: Die Chroniken des Magnus Bane (02) (German Edition)
Autoren: Maureen Johnson , Cassandra Clare
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wahrscheinlich anstrengend und unangenehm werden. Eigentlich musste er nur dort auftauchen, lächeln und ein wenig mit den Anwesenden plaudern und konnte sich dann wieder aufden Heimweg machen. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass irgendetwas an diesem Abend gewaltig schieflaufen würde.
    Aber zuerst kam der Zwischenstopp bei der Königin.
    Nach dem Abendessen nahm Magnus ein Bad und zog sich an. Dann schlich er sich um neun leise aus seiner Wohnung und wies den Kutscher an, ihn in der Nähe der Tuilerien abzusetzen und dort um Mitternacht wieder abzuholen. Soweit war das nichts Ungewöhnliches. Viele gingen in den Park, um dort zwischen den Ziersträuchern eine »Zufallsbekanntschaft« zu machen. Er schlenderte eine Weile durch den dunklen Garten und lauschte dem Schnaufen der Liebenden im Gebüsch, wobei er hin und wieder einen kurzen Blick durch die Blätter warf.
    Um halb elf nahm er den Weg, den Axel ihm auf der Karte eingezeichnet hatte, zur Außenmauer des Wohnbereichs eines längst verstorbenen Herzogs. Wenn alles nach Plan lief, würden die kleine Prinzessin und der Dauphin in Mädchenkleidern schon bald durch diese unbewachten Türen treten. Wenn sie nicht kamen, hatte man ihren Plan bereits vereitelt.
    Doch nur ein paar Minuten später als erwartet kamen die Kinder in Begleitung ihrer Kindermädchen heraus, alle verkleidet. Magnus folgte ihnen lautlos, als sie durch den nordwärts gelegenen Hof Richtung Osten zum Place du Carrousel liefen. Dort, in einer einfachen Kutsche, wartete Axel. Er sah haargenau wie ein rauer Pariser Kutscher aus. Er rauchte sogar Pfeife und machte Witze, wobei er den Akzent der Pariser Unterschicht so perfekt nachahmte, dass man den schwedischen nicht mehr hörte. So, wie Axel dort im Mondlicht dieKinder in die Kutsche hob – war Magnus einen Augenblick lang sprachlos. Axels Mut, sein Talent, seine Liebenswürdigkeit … das alles brachte Magnus’ Herz auf eine Weise zum Flattern, wie er es bisher noch kaum erlebt hatte, und machte es ihm außergewöhnlich schwer, zynisch zu sein.
    Er sah zu, wie sie davonfuhren, und kehrte dann zu seiner Aufgabe zurück. Er würde den Palast durch dieselbe Tür betreten, durch den ihn die Kinder soeben verlassen hatten. Obwohl die Tür unbewacht war, benötigte Magnus einen Zauberglanz zu seinem eigenen Schutz. Wer auch immer gerade hinschaute, würde nur eine große Katze sehen, die durch eine Tür in den Palast schlich, die der Wind scheinbar aufgedrückt hatte.
    Wegen der Tausenden von Leuten, die den Palast betraten und wieder verließen – und denen nicht länger eine königliche Armee von Hunderten Reinigungskräften gegenüberstand –, waren die Böden schmutzig und mit Fußabdrücken und getrockneten Schlammklumpen übersät. Ein muffiger Geruch lag in der Luft, eine Mischung aus Feuchtigkeit, Qualm, Schimmel und ungeleerten Nachttöpfen, von denen einige draußen in den Fluren standen. Es gab keine Beleuchtung, wenn man einmal von dem Licht absah, das von den Fenstern und Spiegeln reflektiert und von den spinnwebenbehangenen, eingestaubten Kristallleuchtern kaum verstärkt wurde.
    Axel hatte Magnus eine handgezeichnete Karte mitgegeben, in der sehr präzise Anweisungen standen, wie er durch die schier endlose Abfolge von Bogengängen und weitestgehend leeren Sälen, deren vergoldetes Mobiliar entwederweggeschafft oder von den Wachen beschlagnahmt worden war, auf kürzestem Weg zur Königin gelangen konnte. In der Wandverkleidung befanden sich einige Geheimtüren, die Magnus leise durchquerte. Als er weiter ins Innere des Palastes vordrang, wurden die Räume langsam ein bisschen sauberer und hier und da brannte gelegentlich eine Kerze. Es roch nach Essen und Pfeifenrauch und einer größeren Anzahl von Menschen, die sich in diesem Bereich bewegten.
    Dann erreichte er die königlichen Gemächer. Vor der Tür, durch die er laut Plan gehen sollte, saß ein Wachposten, der träge vor sich hin pfiff und auf seinem Stuhl kippelte. Magnus erzeugte in einer Ecke des Raums einen kleinen Funken und der Wachposten stand auf, um ihn sich näher anzusehen. Schnell schob Magnus den Schlüssel ins Schloss und trat ein. Über diesen Räumen lag eine samtene Stille, die sich unnatürlich und unbehaglich anfühlte. Er roch den Qualm einer gerade erst verloschenen Kerze. Magnus ließ sich von königlichem Blut nicht leicht beeindrucken, aber als er nach dem zweiten Schlüssel griff, den Axel ihm gegeben hatte, begann sein Herz doch etwas
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