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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle
Autoren: Vera Juergens
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flirten. Bitte Melanie, bitte, flirte mit ihm!“, attackierte mich Lisa wieder. Ich warf mich auf das Sofa und legte die Füße auf den Tisch.
    „ Lisa, wie oft muss ich es dir noch sagen. Flirten ist nicht mein Ding. Ich hab es nie getan und werde es auch nie tun. Anna, was ist eigentlich mit dir? Hättest du nicht Lust, mit einem dicklippigen Macho zu flirten?“
    Erleichtert, endlich die Lösung für Lisas Problem gefunden zu haben, schloss ich die Augen. Was für ein Tag! Ich brauchte ein wenig Ruhe.  
    Ein dicklippiger menschenähnlicher Affe stand plötzlich nackt vor mir und fragte mich mit einer sexy Stimme, ob ich denn nicht Lust hätte, mit ihm zu flirten und anschließend hinter einen Baum zu gehen. Leider brachte mich Annas Stimme aus meinem Schlummer.
    „Ich begreife immer noch nicht, was du davon hättest, wenn ich mit deinem Mark schlafe“, hörte ich sie sagen. Lisa erstarrte mit einer Praline vor dem Mund. 
    „Anna, du solltest doch gar nicht mit ihrem Mark schlafen“, versuchte ich Klarheit zu schaffen.
    „Tja, dann bin ich für Lisas Experiment die Falsche. Bislang habe ich alle Männer, mit denen ich geflirtet habe, ins Bett gekriegt. Sagt mal, wenn ihr so gut wie nichts mit Männern am Hut habt, ist euer Leben denn nicht langweilig?“
    „Ach was?“, sagte ich . „Wir gehen montags zum Mutter-Kind-Turnen, dienstags ist Schwimmen mit den Kindern angesagt, mittwochs vormittags ist der Mutter-Kind-Kreis, wo wir gemeinsam mit den Kindern basteln, singen und spielen, donnerstags besuchen wir den Kurs ‚Gesprächskreis für Alleinerziehende – die Einelternfamilie mit ihren politischen, rechtlichen und ökonomischen Aspekten’, wo unter anderem Alltagsprobleme besprochen werden, die man sonst mit dem Ehepartner besprechen würde, und freitags gehen wir zum Mutter-Kind-Frühstück, das von der freien evangelischen Gemeinde organisiert wird. Samstags ist Kaffeekränzchen bei Lisa angesagt. Tja, Anna, wie du siehst, haben wir da ein volles Programm. Wenn du glaubst, dass da noch Zeit und Nerven für Männer übrig bliebe, dann irrst du dich gewaltig!“
    „Mein Gott! Und ich dachte, ich wäre wegen einer lächerlichen Ausgabenliste arm dran“, sagte Anna. Ich konnte ihren mitleidigen Blick nicht ertragen, also ging ich wieder nach den Kindern schauen. Justin saß in der Ecke, während Karin versuchte, seine für einen Jungen überlangen Haare zu einem Zopf zusammenzuflechten.
    „Na ihr zwei? Wollen wir vielleicht etwas Schönes spielen?“ Ich nahm ‚Mensch ärgere dich nicht’ aus dem Regal und begann die Spielfiguren auf die Felder zu stellen. Dabei versuchte ich, mich zu entspannen und meine aufgewühlten Gedanken wieder zu ordnen. Ich verspürte den Wunsch, mich zu betrinken, ohne einen Grund dafür ausmachen zu können. 
    Annas Bemerkung, die ich eigentlich überhört hatte, klang ununterbrochen in meinen Ohren. „Ist euer Leben denn nicht langweilig?“ Nein. Ja. Naja. Irgendwie verspürte ich den Wunsch, das Frustkissen zu packen.
    „Mama, du bist dran!“
    Ich warf eine eins und rückte mein Männchen ein Feld vor.
    Die Vorstellung, mit einem dicklippigen Mann flirten zu gehen, widerte mich nicht mehr so stark an.
    „ Melanie, ich dachte du warst Milchshakes holen. Egal. Hör zu, lass dir die Sache mit Mark noch einmal durch den Kopf gehen. Also, wir müssen dann los.“
„Wir? Lisa, aber was meinst du denn mit wir?“   
    „Na Anna, Karin und ich. Es wäre am vernünftigsten, wenn sie zu mir ziehen würde. In unserem Haus stehen noch ein paar Zimmer leer, also kann sie so lange bleiben wie sie will. Hier ist es viel zu eng für euch alle. Anna und ich haben schon alles besprochen.“
    Lisa klang so, als würde sie mir einen Riesengefallen tun, indem sie sich meine ehemalige beste Freundin unter den Nagel riss. Dabei hatte ich mich schon heimlich darauf gefreut, das Thema „Männer“ mit Anna neu aufzugreifen, sobald die Kinder im Bett lagen und Lisa nach Hause gefahren war.
    Wir schleppten Annas Koffer zur Eingangstür.
    „Melanie, Kopf hoch! Das wird schon wieder“, sagte Anna aufmunternd, als wäre ich Diejenige, die tief in der Tinte saß. Ich blieb an der Türschwelle stehen, um Lisas und Annas Gekicher hinterher zu lauschen. 
    Wie seltsam . Vor nur zwei Stunden kreuzte Anna hier auf, spielte mir die unglückliche Ehefrau vor, wirbelte meine Singleüberzeugungen und Lebenseinstellungen durch die Luft, spannte mir die Freundin aus und haute gut gelaunt mit
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